Der Spiegel der Welt - Die moderne Tageszeitung
Zurück zur ErgebnislisteRegie: Paul Schwärzel, Julius Pinschewer,
Deutschland 1925
Farbe, Kurz-Dokumentarfilm
FSK: ohne Altersbeschränkung
DCP
Inhalt
Handlung:
Der Herstellungsprozess des Dresdner Anzeigers beginnt mit der Bearbeitung von aktuellen Meldungen und Inseraten, welche über Funk, Telegraph und Fernsprecher eingehen. Sie werden durch den zuständigen Schriftleiter und die Anzeigeannahme sortiert und ausgewählt. Die Erstellung des Textteils des Anzeigers erfolgt mit Setzmaschinen, die selbstständig die Zeilen des Schriftsatzes setzen und gießen. Der Druck eiliger Sonderausgaben erfolgt mit einer Depeschenmaschine der Kamenzer Maschinenfabrik Gebr. Heidsieck. Der Anzeigenteil wird per Hand gesetzt. Der fertige Blocksatz wird in einen Metallrahmen eingespannt sowie eingeölt, um das Prägen der Mater vorzubereiten. Dieser wird in einem Trockenofen der Leipziger Maschinenfabrik Hogenforst AG getrocknet und dann ausgegossen. Schließlich werden die fertigen Druckformen in die Rotationsdruckmaschine eingespannt; eine große Papierrolle wird eingelegt. Die Maschine gibt die fertig gedruckten und gefalzten Beilagen des Dresdner Anzeigers aus, die dann per Hand zusammengelegt werden. Die Stundenleistung dieser Drucktechnik beträgt pro Maschine 14000 Stück des Dresdner Anzeigers mit jeweils 32 Seiten Umfang. In einer Stunde kann die Druckerei eine Auflage von bis zu 45.000 Exemplaren herstellen.
Die Herstellung der Bildbeilage „Heim und Welt“ erfolgt im fotolithografischen Flachdruckverfahren. Das entwickelte und fixierte fotografische Negativ wird mit einer Reproduktionskamera auf das gewünschte Format gebracht und in mehreren Arbeitsschritten als Druckvorlage präpariert: Eine Steinplatte wird mit lichtempfindlicher Emulsion bestrichen, das Negativ auf dem Stein platziert und mit Glasplatten beschwert. Mit einer Kohlebogenlampe wird das Negativ belichtet, sodass sich dieses auf der Steinplatte verhärtet. Die Platte wird daraufhin mit schwarzer Druckfarbe eingewalzt und in einem Wasserbecken ausgeschwenkt. Die nichtbelichteten Stellen lösen sich und es erscheint ein seitenverkehrtes Positiv. Dieses wird mit einer Druckpresse aus der Maschinenfabrik Karl Krause gedruckt und in den vorgesehenen Bereich der Bildmater eingefügt. Nach deren Übertragung auf eine Zinnplatte erfolgt der Druck mit der Rotationsdruckmaschine. Die Zeitungsbeilagen legen Arbeiter per Hand zusammen und leiten das fertige Produkt an die Versandabteilung weiter. Zeitungsausträger, Frauen und Männer, verlassen zu Fuß mit Zeitungswagen oder in Lieferfahrzeugen die Druckerei des Dresdner Anzeigers.
Gestaltung
Kameraführung und Filmmontage betonten die instruktive Vorführung der einzelnen Arbeitsschritte. Schnelle mechanische Bewegungsabläufe der Maschinen sind dominant eingesetzt. Verschiedene Blickwinkel, Wechsel von Bildausschnitten, Nahaufnahmen und Kameraschwenks unterstützen die Darstellung der Handgriffe und technischen Prozesse. Gelegentlich werden Details per Kreisblende fokussiert. Der Industriefilm erfüllte für den Dresdner Anzeiger wohl nicht allein Werbezwecke, sondern diente zur anschaulichen Aufklärung über die zwei dargestellten Druckverfahren. In der Schlusssequenz gleiten die einzelnen Beilagen des Dresdner Anzeigers dank Sachtrick wie von selbst in den Hauptteil hinein. Diese Tricktechnik verwendete Pinschewer schon im Jahr 1912 für die Animation von Sekt- und Maggiwürze-Flaschen.
Auftraggeber:
Der Dresdner Anzeiger wurde 1730 als Amtsblatt für offizielle Mitteilungen sächsischer Behörden sowie der Dresdner Stadtverwaltung gegründet. Ab Anfang des 19. Jahrhunderts erschien er als Tagesblatt. Erst mit dem zunehmenden Erfolg der Konkurrenzblätter wurden die Inserate ab 1869 durch Politik- und Lokalnachrichten sowie ein Feuilleton ergänzt. Für die einzelnen Ressorts waren renommierte Redakteure zuständig. Besonders der Kunsthistoriker Paul Schumann als Leiter des Feuilletons und Chefredakteur für Kunst und Wissenschaft zwischen 1888 und 1923 verhalf dem Dresdner Anzeiger zu seinem Ansehen und Erfolg. Im Jubiläumsjahr 1930 verzeichnete der Dresdner Anzeiger eine Auflage von über 60000 Stück.
(Quelle: Sina Steiner & Jhang Trierweiler (Universität Trier))
Verleihkopien
Zu diesem Film sind Kopien mit den folgenden Eigenschaften verfügbar.
- DCP, 20 min, 24BPS, deutsche Zwischentitel
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