Losers & Winners
Informationen zur Filmreihe
Zeit, Klasse und Milieu in den Filmen des Regisseurs Gerhard Lamprecht
Mit der Filmreihe »Losers & Winners« laden wir dazu ein, Gerhard Lamprecht, den Gründer der Deutschen Kinemathek sowie Regisseur und Drehbuchautor, neu zu entdecken. 50 Jahre nach seinem Tod schauen wir mit frischem Blick und fünf ausgewählten Filmen eine Woche lang in sechs Berliner Kinos auf Themen wie Klasse, Milieu, Urbanität und Mobilität. Wie viel Relevantes es dabei für die Gegenwart zu entdecken gilt, zeigen Einführungen vor jedem Film.
Der provokante Titel »Losers & Winners« hinterfragt gesellschaftliche Vorurteile über verschiedene Lebensverhältnisse. Die Auseinandersetzung mit den Filmen soll oberflächliche Zuschreibungen durchbrechen und die Vielfalt und Komplexität von Lebensentwürfen widerspiegeln.
Filme
Informationen zum Regisseur
Gerhard Lamprecht
Gerhard Lamprecht wurde 1897 als Sohn eines Gefängnispfarrers in Berlin geboren und interessierte sich schon als Kind für den Film und das Kino. Bis zu seinem Tod 1974 setzte er knapp 70 Filme als Schauspieler, Autor und Regisseur um. Er bediente viele Genres und konnte in den unterschiedlichen politischen Systemen in Deutschland kontinuierlich arbeiten. Einen Namen machte er sich mit der ersten Verfilmung von Thomas Manns Roman ›Buddenbrooks‹ und mit Filmen, die Heinrich Zilles Blick auf das Berliner »Milljöh« nachvollziehen.
Gerhard Lamprecht war auch Gründungsdirektor der Deutschen Kinemathek. 1963 nahm diese ihre Arbeit auf und konnte auf die zuvor vom Land Berlin erworbene umfangreiche Sammlung Lamprechts, die Filme, Dokumente und Apparaturen enthielt, zurückgreifen.
Referent*innen und Gäste
Marco Brosolo
Marco Brosolo ist Musiker, Komponist und Künstler aus Friaul/Italien und lebt seit 1999 in Berlin. Er ist Mitbegründer von »Moving Silence«, einer Plattform für zeitgenössische Stummfilme und deren musikalische Vertonung. Marco Brosolo produziert Alben, EPs und Singles, die verschiedene Genres als Ausgangspunkt haben (von Avantgarde-Pop bis Singer-Songwriter, von Elektro bis serielle Musik), sich jedoch einer klaren Genrezuschreibung entziehen. Brosolo entwickelt zudem eigene Musikinstrumente wie das multisensorische elektronische AST, das sich durch Berührung, Bewegung und Gesten steuern lässt. Marco Brosolo arbeitet regelmäßig mit Musiker*innen und Künstler*innen wie Barbara Morgenstern, Godehard Giese, Rudi Moser (Einstürzende Neubauten), Robert Lippok und Klaus Beyer zusammen. Er widmet sich oft filmischen Projekten, darunter die Vertonung von Sobo Swobodniks Dokumentarfilms ›Lebe schon lange hier‹ (2015) oder eigene musikalische Kurzfilme und Musikvideos. Sein 2023 erschienenes Album »Nubi« ist ein von Pier Paolo Pasolini inspirierter Songzyklus.
Kristina Jaspers
Kristina Jaspers hat Kunstgeschichte und Philosophie in Hamburg und Berlin studiert. Sie arbeitet als Kuratorin an der Deutschen Kinemathek, wo sie monografische Ausstellungen zu Ingmar Bergman, Martin Scorsese, Ulrike Ottinger und Werner Herzog kuratierte, sowie thematische Ausstellungen über Science Fiction, Storyboards und Production Design, zum Verhältnis von Psychologie und Film sowie zur Intermedialität von Film und Kunst. Kristina Jaspers ist Herausgeberin und Autorin, aktuell bereitet sie die Publikation ›Weimar, weiblich. Weibliches Filmschaffen im Kino der Moderne‹ (Ed. Text und Kritik, 2025) vor. Sie hat Lehraufträge an der Humboldt Universität und der Freien Universität Berlin und hält Vorträge und Workshops zur Ausstellungstheorie und -praxis.
Stefan Jung
Stefan Jung ist Filmpublizist und freier Autor. Er studierte Film- und Medienwissenschaft in Regensburg und Berlin und veröffentlicht seit 2010 Beiträge in internationalen Fachbüchern und Zeitschriften sowie für über 100 Heimkinoveröffentlichungen. Er ist Mitherausgeber von analytischen Sammelbänden zu Film und Kinokultur in Berliner Verlagen (Martin Schmitz Verlag, Bertz + Fischer). Regelmäßig ist Stefan Jung als Moderator für Festivals und Filmreihen tätig, und ist in Audiokommentaren, Podcasts und Radiobeiträgen zu hören.
Guido Kirsten
Dr. Guido Kirsten leitet seit Oktober 2018 das Emmy-Noether-Projekt »Filmische Diskurse des Mangels: Zur Darstellung von Prekarität und Exklusion im europäischen Spiel- und Dokumentarfilm« an der Filmuniversität Babelsberg KONRAD WOLF (Potsdam). Zuvor forschte und lehrte er an Universitäten in Zürich (2009–2014) und Stockholm (2015–2018) und vertrat eine Professur in Mainz (2016/17). Er ist Autor der Monografien ›Filmischer Realismus‹ (2013) und ›Découpage: Historische Semantik eines filmästhetischen Begriffs‹ (2022) und Herausgeber u.a. von ›Precarity in European Film: Depictions and Discourses‹ (2022, gemeinsam mit Elisa Cuter und Hanna Prenzel). Sein Forschungsschwerpunkt liegt auf der filmischen Auseinandersetzung mit der Klassenstrukturen.
Bianca Jasmina Rauch
Bianca Jasmina Rauch studierte Theater-, Film- und Medientheorie in Wien und Rom und promovierte an der Filmakademie Wien über deutsche und österreichische Coming-of-Age-Filme. Die Filmwissenschaftlerin und -kritikerin schreibt u.a. für das feministische Online-Filmmagazin »Filmlöwin«, »Jugend ohne Film«, die feministische Zeitschrift »an.schläge« und ist Redaktionsmitglied bei »kolik.film«. Für »Insights«, das Online-Magazin der Deutschen Kinemathek, thematisierte sie in »Vielfalt der Adoleszenz« die wachsende Diversität von Coming-of-Age-Filmen. Bianca Rauch kuratierte Filmprogramme für das Filmarchiv Austria, arbeitet in der Festivalorganisation und -gestaltung und veröffentlicht gemeinsam mit Barbara Wolfram den Podcast für divers-feministische Filmanalyse »Ned Wuascht – Wir geh’n fisch’n«.
Eszter Takács
Eszter Takács, in Ungarn aufgewachsen, studierte Filmgeschichte und Ästhetik in Budapest. 2011 entdeckte sie während eines Praktikums im Filmarchiv der Deutschen Kinemathek ihr besonderes Interesse an der Materialität des Films. Nach mehrjähriger Betreuung der 35mm-Kopien des DEFA-Filmverleihs ist sie seit 2019 im Restaurierungsteam der Deutschen Kinemathek tätig.
Florian Wüst
Florian Wüst ist freischaffender Filmkurator, Verleger und Dozent in Berlin. Er kuratiert Filmprogramme und Ausstellungen für internationale Kunstinstitutionen, Kinos und Festivals. Zu seinen Projekte zählen das Werkleitz Festival »Tank oder Teller« (2024), Halle (Saale), die Ausstellung »Studio Stadt. Peripherien elektronischer Musik«, Kunstraum, München und Scharaun, Berlin (2023, mit Ralf Homann, Jaro Straub und Tim Tetzner), das IMPAKT Festival »The Curse of Smooth Operations«, Utrecht (2022, mit Erik Bünger) sowie zwei Ausstellungen im Centro Internacional de Cultura Contemporánea Tabakalera, San Sebastián, »Zin Ex. Body and Architecture« (2021) und »Zin Ex. From Abstraction to Algorithm« (2020). Florian Wüst rief mit anderen Berliner Kulturschaffenden die Initiative »Haben und Brauchen« ins Leben und ist Mitgründer der »Berliner Hefte zu Geschichte und Gegenwart der Stadt«.
Kinos
Bundesplatz-Kino
Das vermutlich 1919 in ein Wohnhaus (erbaut 1913) integrierte Kino überstand den Zweiten Weltkrieg mit nur wenig Schäden und konnte seinen Spielbetrieb schon im Mai 1945 wieder aufnehmen. Nachdem der Kaiserplatz 1950 in Bundesplatz umbenannt wurde, bekamen die Lichtspiele Kaiserplatz ihren langjährigen Namen Bundesplatz Studio. Nach einem Betreiberwechsel wurde das Kino im Oktober 2011 nach kompletter Renovierung unter dem neuen Namen Bundesplatz-Kino wiedereröffnet.
Der Kinosaal bietet 87 Gästen Platz. Das beliebte Kiezkino zeigt nicht nur Filme zum offiziellen Kinostart, sondern präsentiert auch filmhistorische Reihen und bietet zahlreiche Publikumsgespräche mit Filmschaffenden an.
Lichtblick Kino
Das Lichtblick Kino wurde 1995 aus einem Kollektiv heraus gegründet und ist mit 32 Sitzplätzen das kleinste Kino Berlins. Seine Räumlichkeiten – eine ehemalige Fleischerei im ältesten Haus im Prenzlauer Berg – versprühen einen besonderen Charme, der sich in der Kinoatmosphäre widerspiegelt
Mit viel Leidenschaft wird ein monatliches Programm kuratiert, in dem sowohl aktuelle Arthouse-Filme, Klassiker, Kinder-, Dokumentar- und Kurzfilme ihren Platz haben, als auch Werkschauen, Reihen und Festivals. Eine cineastische Auswahl, die zum Entdecken einlädt und regelmäßig von der regionalen Filmförderung Medienboard Berlin-Brandenburg und von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien (BKM) ausgezeichnet wird.
Kino Arsenal
Das Kino Arsenal bietet in zwei Sälen ein kuratiertes Programm, das explizit divers gestaltet ist, indem es Historisches und Zeitgenössisches, Wissenschaftliches und Populäres, Experiment und Kanon verbindet – und zwar aus aller Welt. Es versteht sich als sozialer Raum, an dem anhand von ästhetischen Erfahrungen die Diskurse der Gegenwart verhandelt werden und als Ort einer kulturellen Praxis, die in Gesellschaft stattfindet. Die Filme werden nach Möglichkeit in ihrem jeweiligen Originalformat präsentiert, die Vorführungen kontextualisiert durch Gespräche mit Filmemacher*innen, Einführungen oder Symposien. Der Austausch mit dem Publikum ist dabei zentral. Das digitale Programm arsenal 3 nimmt Bezug auf die Filmreihen im Kino, das Verleihangebot und die Archivarbeit des Arsenal.
Kino Krokodil
Das 1913 als NORD Lichtspiele eröffnete Kino verdankte seinen Namen schlicht seiner geografische Lage im Norden der Stadt. Es gehörte zum Postleitzahlenbereich N 58, also NORD 58. Heute muss man den Berliner Norden vielleicht woanders suchen. Doch im Krokodil-Kino stehen Filme aus dem Osten und der östlich gelegenen europäischen Mitte stehen im Mittelpunkt. Ob der Osten überhaupt existiert oder nur eine Erfindung des Westens ist, wo der Osten beginnt, wer dazu und vor allem, wer lieber nicht dazugehören möchte, wird hier regelmäßig in Filmen und Gesprächen reflektiert.
Klick Kino
In dem klassischen Ladenkino werden unter wechselndem Namen seit 1911 Filme gezeigt. Anfang der 1970er-Jahre übernahm Michael Weinert das Kino, gab dem Kino den noch heute bestehenden Namen Klick und etablierte bis zur Schließung im Jahr 2004 ein Programm aus Klassikern und neuen künstlerisch anspruchsvollen Filmen. Nach der Renovierung des Gebäudes 2012 wurde der alte Kinosaal gelegentlich wieder öffentlich genutzt, zum Beispiel 2015 mit der Reihe »Mädchenkino« initiiert von Filmemacher Patrick Banush.
2017 öffnete die Firma Kulturspedition das Kino dauerhaft unter dem alten Namen Klick wieder. Nach einer weiteren Schließzeit wurde das Kino 2020 erneut eröffnet. Die Macher*innen knüpften dort an, wo sie zuletzt aufgehört hatten: Mit einem Schwerpunkt auf Independent-Filmen (aktuellen Kinostarts und Klassikern) und Gästen, die das Programm mitgestalten.
Si̇nema Transtopia
Si̇nema Transtopia von bi’bak versteh Kino als Ort des Austauschs, der Solidarität und des sozialen Diskurses. An seinem neuen Standort in Berlin-Wedding wird Si̇nema Transtopia als transnationaler Raum für Filmkultur, Kunst, Wissen und Nachbarschaft weitergeführt. Es schafft Verbindungen zwischen Stadtraum und Film als kultureller Praxis. Dieser Ort lädt ein, Zugänge zu schaffen, Diskussion anzuregen, zu bilden, zu bewegen, zu provozieren und zu ermutigen – ein Raum, der urbane und transnationele Vielfalt selbstverständlich lebt.
Förderer und Partner
Impressum
Credits
Herausgeber: Stiftung Deutsche Kinemathek
Konzept und Koordination: Diana Kluge, Natalie Gravenor