Thomas Mauch, Kameramann und Filmemacher – Filme von 1963–2014
Filmauswahl
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Geschwindigkeit. Kino eins
BRD 1963, Regie: Edgar Reitz, 13 Min., Format: 35mm, OV
Experimentalfilm über Geschwindigkeit als das Leben bestimmenden Faktor. Sich beschleunigende Kamerafahrten wechseln sich mit verlangsamten Impressionen ab.
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Die Achse
BRD 1984, Regie: Thomas Mauch, 32 Min., Format: 35mm, OV
Der satirische Kurzfilm ist eine Reflexion über die über die Bedeutung der Kameraachse und über Kameraführung als eine Frage des politischen Standpunkts. Die Collage von Archivmaterial und Spielszenen macht die Absurdität von Goebbels’ Anweisung deutlich, nach der deutsche Truppenbewegungen nur von links nach rechts zu filmen waren.
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Tod eines Vaters
BRD 1978, Regie: Thomas Mauch, 47 Min., Format: Digibeta, OV
Regiearbeit von Thomas Mauch: Ein erwachsener Sohn kehrt zu Weihnachten in sein Elternhaus zurück. Der kürzlich verstorbene Vater ist omnipräsent, die Mutter (gespielt von Marianne Hoppe) lässt dem Sohn kaum Luft zum Atmen.
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Palermo oder Wolfsburg
BRD / CH 1980, Regie: Werner Schroeter, 180 Min., Format: 35mm, OmU
Der 18-jährige Nicola verlässt wie viele seiner Landsleute seine Heimat Sizilien, um bei VW in Wolfsburg zu arbeiten. In der kalten Fremde findet er sich nicht zurecht, er versteht das Verhalten der Einheimischen nicht und bringt eines Tages im Verlauf eines Streits zwei Jugendliche um. Im Prozess treffen Vorurteile der deutschen Wohlstandsbürger auf die Mentalität der italienischen Gastarbeiter. Die Gerichtsverhandlung, die Nicola wie abwesend über sich ergehen lässt, nimmt surreale Züge an: groteske Szenen, Erinnerungsbilder und parabelhafte Visionen fügen sich zu einem Sinnbild des Heimatverlustes.
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Aguirre, der Zorn Gottes
BRD 1972, Regie: Werner Herzog, 93 Min., Format: 35mm, OmenglUT
Lope de Aguirre (Klaus Kinski), ein spanischer Conquistador des 16. Jahrhunderts, sagt sich während einer Expedition durch das Amazonasgebiet von der spanischen Krone los und will seinen eigenen Staat gründen. Seinem Größenwahn fallen immer mehr Menschen zum Opfer, Halluzination und Wirklichkeit vermischen sich. Ein dokumentarisch anmutender Abenteuerfilm über eine monströse Führerfigur, über Imperialismus und Wahnsinn.
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Stroszek
BRD 1977, Regie: Werner Herzog, 108 Min., Format: 35mm, OV
Der als Straßensänger in Berlin lebende Bruno S. wird in Werner Herzogs Film zur Symbolfigur für ein gesellschaftlich bedingtes Außenseiterdasein. Sein Versuch, gemeinsam mit seinem Nachbarn und seiner Freundin, der Prostituierten Eva (Eva Mattes), in Amerika das Glück zu finden, endet im Fiasko. Der Traum vom ›Land der unbegrenzten Möglichkeiten‹ erweist sich als Illusion, die drei erleben erneut Zwänge und Abhängigkeiten.
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How Much Wood Would a Woodchuck Chuck
BRD 1976, Regie: Werner Herzog, 44 Min., Format: DCP, OV
Dokumentarfilm über eine Viehversteigerung samt Schnellsprechwettbewerb in New Holland, Pennsylvania. Die hektisch-rhythmische Sprache der Versteigerer steht in Kontrast zum altertümlichen Dialekt einer deutschstämmigen Sekte, die dort ansässig ist. Einer der Auktionatoren spielt auch in Herzogs Film ›Stroszek‹ eine Rolle.
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Unter dem Pflaster ist der Strand
BRD 1975, Regie: Helma Sanders-Brahms, 103 Min., Format: DCP, OV
Halbdokumentarische und -autobiografische Liebesgeschichte zweier Schauspielender in Berlin, die nach dem Abklingen der 1968er-Bewegung auf der Suche nach Sinn für Arbeit und Leben sind. Grischa engagiert sich zunehmend in der Frauenbewegung, interviewt Arbeiterinnen und formuliert neue Ansprüche. Heinrich zieht sich frustriert zurück, fängt an zu trinken. Der Versuch der beiden, eine gleichberechtigte Beziehung aufzubauen, scheitert. Ohne Drehbuch, streckenweise frei improvisiert und am Stück gedreht, ist der Film ein sensibles und authentisches Porträt eines Paares in der Krise.
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Die Berührte
BRD 1981, Regie: Helma Sanders-Brahms, 108 Min., Format: DCP, OV
Nach den Tagebuchaufzeichnungen einer jungen schizophrenen Frau erzählt Helma Sanders-Brahms die Leidensgeschichte der Veronika Christoph, Tochter aus gutem Hause, die die Kälte in ihrer Familie und der Gesellschaft zu überwinden versucht. Auf ihrer Suche nach Christus begegnet sie männlichen Randexistenzen, denen sie sich körperlich bis zur Selbstzerstörung hingibt. Dem »Versuch, den Wahnsinn von innen zu filmen«, so Helma Sanders-Brahms, begegnet die Kamera distanziert-beobachtend. Der Film erregte nach seiner Premiere beim Filmfestival von Cannes vor allem wegen einer blutigen Sexszene Aufsehen und blieb sehr umstritten.
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Frau Blackburn, geb. 5. Jan. 1872, wird gefilmt
BRD 1967, Regie: Alexander Kluge, 13 Min., Format: 35mm, OV
Der Regisseur filmt seine Großmutter bei ihren alltäglichen Verrichtungen in ihrer Wohnung. Das dokumentarische Porträt wird unversehens zu einer fiktionalen Farce, mit einem zwielichtigen ehemaligen RAF-Flieger, der Frau Blackburn ein paar Erbstücke entwendet.
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Besitzbürgerin, Jahrgang 1908
BRD 1973, Regie: Alexander Kluge, 11 Min., Format: 16mm, OV
Angelehnt an das Porträt seiner Großmutter filmt Alexander Kluge hier seine Mutter bei der Beaufsichtigung von Renovierungsarbeiten in ihrer weitläufigen Wohnung. Wie in ›Frau Blackburn, geb. 5. Jan. 1872‹ vertraut sie Porzellan und anderes Gut einem zwielichtigen Herrn Guhl an, um mit dem Erlös auf Reisen zu gehen. Das Porträt wird zu einem Dokument des schnellen Wiederaufbaus nach der NS-Zeit und der Anhäufung von Gütern in den Jahren des Wirtschaftswunders
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Gelegenheitsarbeit einer Sklavin
BRD 1973, Regie: Alexander Kluge, 89 Min., Format: DCP, OV
Sieben Jahre nach ›Abschied von gestern‹ holte der Filmemacher seine Schwester Alexandra Kluge erneut vor die Kamera, um sie im beispielhaften, energiegeladenen Kampf gegen gesellschaftliche Widersprüche zu zeigen: Als Roswitha Bronski ernährt sie die fünfköpfige Familie mit einer illegalen Abtreibungspraxis. Nachdem sie angezeigt wird, muss ihr Mann den Lebensunterhalt verdienen, während sie beginnt, sich politisch zu engagieren. Die Geschichte vom Scheitern der emanzipatorischen Bemühungen ist durchsetzt von Zwischentiteln und Filmzitaten, die – zum Teil improvisierten - Szenen sind diskontinuierlich montiert, so dass die Erzählung gleichzeitig kommentiert und reflektiert wird.
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Haben Sie Abitur?
BRD 1967, Regie: Ula Stöckl, 17 Min., Format: 35mm, OV
Ula Stöckls porträtiert mit ihrem an der Hochschule für Gestaltung in Ulm entstandenen Dokumentarfilm Teilnehmer*innen des Abiturkurses am dortigen Abendgymnasium und geht deren Beweggründen für diese Bildungsentscheidung nach.
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Nicht nichts ohne Dich
BRD 1985, Regie: Pia Frankenberg, 88 Min., Format: 35mm, OV
Im Mittelpunkt steht eine junge Filmemacherin, die in der bundesrepublikanischen Wohlstandsgesellschaft nach Herausforderungen sucht, um gegen die selbst diagnostizierte Oberflächlichkeit ihrer Lebensweise anzugehen. Trotz der Auseinandersetzungen mit ihrer portugiesischen Mitbewohnerin wie auch mit den ambitionierten Interviewfragen einer Journalistin gelingt es ihr nicht, zu existenziellen Einsichten zu kommen. Auch ihre Beziehung zu Alfred bleibt entwickelt sich nicht weiter. Pia Frankenbergs satirische Zustandsbeschreibung wurde beim Max-Ophüls-Festival als bester Erstlingsfilm ausgezeichnet.
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Los enemigos del dolor
UR / BRA 2014, Regie: Arauco Hernández Holz, 80 Min., Format: DCP, OmenglUT
Absurde Odyssee eines deutschen Schauspielers, der in Montevideo auf der Suche nach seiner Frau ist. Er gerät er in eine Art Unterwelt, in der sich der depressive Pedro und der unerschütterliche Nelson zu ihm gesellen. Vereint durch ihr Seelenleid, machen die drei sich in einer menschenleeren Stadt gemeinsam auf den Weg.
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Das einzelne Bild ist gar nichts: Ein Porträt des Kameramanns Thomas Mauch
D 2005, Regie: Anja Lupfer, Melanie Liebheit, 39 Min., Format: Bluray, OV
Das Porträt der beiden HFF-Absolventinnen gibt Einblick in Thomas Mauchs Arbeitsweise.