Ohren auf!
Pressemitteilung
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Pressemitteilung
Kino ist ein Gemeinschaftserlebnis. Doch das Sehen und Hören im dunklen Saal vor der großen Leinwand braucht Voraussetzungen. So ist nicht allen Kinobesucher*innen ein maximales Filmerlebnis möglich. Der Ton ist nur schwer zu verstehen, die Bildschärfe nur aus der ersten Reihe erlebbar. Dank der Audiodeskription, die nach Debatten und Initiativen endlich in der Filmbranche angekommen ist, sind die Voraussetzungen für eine kulturelle Teilhabe auch für ein blindes und sehbehindertes Kinopublikum geschaffen. Vom 14. bis 16. Juni dreht sich unter dem Titel »Ohren auf! Inklusives Kino … mit Hörfilm« bei uns alles um den barrierefreien Film. Alle, die das Kino als barrierefreien Erlebnisort kennenlernen möchten, die Freude an Hörfilmen oder fachliches Interesse haben, sind an diesem Wochenende herzlich ins Zeughauskino eingeladen. Zu allen Filmen gibt es eine Einführung. Der Eintritt ist frei.
Das Gemeinschaftsprojekt des Zeughauskinos (Deutsches Historisches Museum), der Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Kulturwissenschaft) und der Deutschen Kinemathek startet mit »Ohren auf!« eine Veranstaltungsreihe, die sich den vielfältigen Themen barrierefreier Kultur widmet und nach den Rahmenbedingungen für eine gelingende Inklusion in der Kinolandschaft fragt. Im Mittelpunkt des Wochenendes im Zeughauskino stehen nicht nur inklusive Kinoerlebnisse, sondern auch Einführungen und Gespräche mit Expert*innen rund um Hörfilme und ihr Publikum.
»Ohren auf!« findet statt in Zusammenarbeit mit dem Allgemeinen Blinden- und Sehbehindertenverein Berlin e. V.
Programm
Freitag, 14.06.24, 19 Uhr
Filmvorführung mit offener Audiodeskription
›Vorspiel‹, DDR 1987, R: Peter Kahane, B: Thomas Knauf, K: Andreas Köfer, D: Hendrik Duryn, Susanne Hoss, Karin Schröder, Hermann Beyer, 92 min, AD
Einführung: Anke Nicolai
»Ein Japanologe zu sein, heißt, sein Leben von Grund auf zu verändern«, rät Dr. Lang (Hermann Beyer) dem jungen Tom (Hendrik Duryn). Doch Tom strebt ein Studium gar nicht an, sondern sucht Kontakt zu Corinna (Susanne Hoss), der Tochter des Wissenschaftlers. Tom ist in Corinna verliebt und möchte mit ihr zusammenkommen. Gemeinsam proben sie für die Schauspielaufnahmeprüfung Kleists ›Käthchen von Heilbronn‹. Doch allmählich verliert Corinna die Lust. Hat sie Augen für einen anderen? Angesiedelt im Mikrokosmos einer ostdeutschen Kleinstadt, inszeniert Peter Kahane 1987 nicht nur ein emotionales Vorspiel, sondern lässt anklingen, was das Leben noch zu bieten hat. Ironisch und einfühlsam erzählt Kahanes Film von der ersten Liebe und den Herausforderungen, die sie mit sich bringt.
Die barrierefreie Fassung zeigen wir mit freundlicher Unterstützung der DEFA-Stiftung. Die Audiodeskription wurde von Anke Nicolai, Frank Höhle und Roswitha Röding erstellt. Es spricht Nikolaj Alexander Brucker.
Anke Nicolai, die in den Film einführt, produziert für blinde und sehbinderte Menschen seit über 25 Jahren Hörfassungen von Filmen, Bühnenstücken und Audioguides für Museen. Sie wurde mehrfach mit dem Deutschen Hörfilmpreis ausgezeichnet.
Samstag, 15.6.24, 16 Uhr
Podiumsdiskussion
»Sachlich oder kreativ? Die Kunst, bewegte Bilder zu beschreiben«
Mit: Anke Nicolai, Johanna Krins, Siegfried Saerberg und Robert Stock
Wie verändert sich das Kinoerlebnis, wenn Menschen die Leinwand nur eingeschränkt sehen können? Seit einiger Zeit bieten barrierefreie Fassungen blinden und sehbehinderten Menschen die Möglichkeit, ihrer Filmleidenschaft auch im Kino nachzugehen. Was zeichnet einen guten Hörfilm aus? Wie entstehen Audiodeskriptionen? Welche Wünsche und Bedürfnisse hat die Community? Diesen und weiteren Fragen stellt sich eine Gesprächsrunde mit blinden und sehenden Expert*innen aus dem Bereich Audiodeskription.
Es diskutieren die Hörfilmproduzentin Anke Nicolai, die Audiodeskriptorin und Musikerin Johanna Krins und der Soziologe Siegfried Saerberg. Moderation: Kulturwissenschaftler Robert Stock.
Samstag, 15.6.24, 18 Uhr
Filmvorführung mit offener Audiodeskription
›Barbara‹, D 2012, R/B: Christian Petzold, K: Hans Fromm, Pascal Schmit, D: Nina Hoss, Ronald Zehrfeld, Rainer Bock, Christina Hecke, 108 min, AD
Einführung: Anke Nicolai
Sommer 1980 in der DDR. Nach einem abgelehnten Ausreiseantrag wird die junge Ärztin Barbara (Nina Hoss) in die Provinz an der Ostsee versetzt, in die Kinderchirurgie eines kleinen Krankenhauses. Dort wartet sie auf Jörg (Mark Waschke), ihren Geliebten aus Westdeutschland, der ihre Flucht über das Meer vorbereitet. Doch das Verhalten ihres Chefs André (Ronald Zehrfeld) verwirrt sie zunehmend: André setzt Vertrauen in ihre Fähigkeiten als Ärztin, ist fürsorglich und undurchsichtig zugleich. Ist er in Barbara verliebt? Hat ihn die Stasi auf sie angesetzt? Was hat er vor? Christian Petzolds erstes »period picture« (Historienfilm) wurde auf der Berlinale 2012 mit dem Silbernen Bären für die Beste Regie ausgezeichnet.
Die von Anke Nicolai, Alexander Fichert und Roswitha Röding erstellte Audiodeskription bereichert den in Ton und Bild anschaulich inszenierten Film um einprägsame Bildbeschreibungen. Die klare tiefe Stimme von Hans Mittermüller bietet ein faszinierendes Hörerlebnis, für Blinde und Sehende.
Sonntag, 16.6.24, 15 Uhr
Filmvorführung mit offener Audiodeskription
›Hände weg von Mississippi‹
D 2007, R: Detlev Buck, B: Stefan Schaller, Maggie Peren, K: Jana Marsik, D: Zoe Charlotte Mannhardt, Katharina Thalbach, Christoph Maria Herbst, Hans Löw, 98 min, AD
Einführung: Fabian Fornalski
Endlich Sommerferien! Voller Vorfreude bricht die zehnjährige Emma (Zoe Charlotte Mannhardt) auf, um ihre Oma Dolly (Katharina Thalbach) auf dem Land zu besuchen. Doch was erwartet sie dort? Der alte Klipperbusch, Dollys Nachbar, ist gestorben und hat sein Anwesen seinem geldgierigen Neffen Albert (Christoph Maria Herbst) vererbt. Dieser möchte das Gelände umbauen und beginnt kurzerhand, alles zu entsorgen, was nicht mehr zu gebrauchen ist. Immerhin gelingt es Emma, Kipperbuschs geliebte Stute Mississippi vor dem Schlachthof zu retten. Doch der undurchsichtige Albert fordert Mississippi von Emma zurück. Für Emma und ihre Freunde ist klar: Die Stute bekommt der fiese Albert nicht mehr! ›Hände weg von Mississippi‹ wurde 2007 mit dem Deutschen Filmpreis als bester Kinder- und Jugendfilm ausgezeichnet. Die Bildbeschreibungen haben Katja Herzke und Pierre Dietrich verfasst. Wir hören die Stimme von Ulrike Sturzbecher.
Fabian Fornalski, der in den Film einführt, arbeitet als Filmvermittler und Audiodeskriptor.
Ohren auf!, 14.–16.6.2024
Ort: Zeughauskino des DHM
Pei-Bau, Hinter dem Gießhaus 3, 10117 Berlin
Eintritt frei
Anmeldungen: Das Zeughauskino bietet Besucher*innen mit Sehbeeinträchtigungen gerne Unterstützung bei der Vorbereitung des Besuchs, wie z. B. Sitzplatzreservierungen, Informationen über die örtlichen Gegebenheiten im Pei-Bau sowie Hilfestellung bei der Ankunft.
Nachricht an zeughauskino [at] dhm.de (zeughauskino[at]dhm[dot]de)
Informationen:
zeughauskino.de
deutsche-kinemathek.de/ohren-auf
Kontakte:
Deutsche Kinemathek: Jurek Sehrt, Bildung und Vermittlung
jsehrt [at] deutsche-kinemathek.de (jsehrt[at]deutsche-kinemathek[dot]de)
Zeughauskino: Jörg Frieß, Programmleitung
friess [at] dhm.de (friess[at]dhm[dot]de)
Humboldt-Universität zu Berlin: Robert Stock, Institut für Kulturwissenschaft
culture.hu-berlin.de/de/institut/kollegium/robert-stock
Die Deutsche Kinemathek wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien.