Internationales Networking – die FIAF und die Deutsche Kinemathek

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Berlin wird 2027 zum Mittelpunkt für Filmarchivar*innen aus aller Welt. Der jährliche Kongress der Fédération Internationale des Archives du Film (FIAF), dem größten globalen Netzwerk für Kinematheken und Filmarchive, findet dann zum vierten Mal in Deutschland statt. Bereits 1967 war Berlin, Hauptstadt der DDR, das Ziel der globalen Filmarchive. 1971 traf man sich in Wiesbaden und 1987 kamen die Mitglieder der FIAF auf Einladung der Deutschen Kinemathek in West-Berlin im Internationalen Congress Centrum (ICC) unter dem Leitsatz »Archiving the Audiovisual Heritage« zusammen.

Weltweiter Filmaustausch und eine Wissenszirkulation, die auf Gegenseitigkeit und nichtkommerzieller Basis beruht: Die Mitte Juni 1938 in Paris gegründete FIAF verkörperte eine stark internationalistische Idee zu einer Zeit, als Deutschland, das mit dem Reichsfilmarchiv neben Institutionen aus Frankreich, Großbritannien und den USA zu den Mitbegründern gehörte, den Zweiten Weltkrieg vorbereitete. Der für 1940 in Berlin geplante FIAF-Kongress fand deswegen nicht statt. Ein Dokument geradezu trügerischer friedlicher Koexistenz, das Ende Mai 1938 in Paris auf einer Menüfolge von Repräsentant*innen der vier Gründungsarchive – darunter die Emigrantin Lotte Eisner und der Nationalsozialist Frank Hensel – unterzeichnet wurde, gehört seit 2022 zum Frank-Hensel-Archiv der Kinemathek.

Die Verbindungen zwischen FIAF und der Deutschen Kinemathek sind traditionell eng. Gerhard Lamprecht, erster Direktor des Vereins Deutsche Kinemathek, pflegte schon seit den späten 1940er-Jahren private Kontakte zur Cinémathèque française und ihrem Direktor Henri Langlois, der lange ein einflussreicher Akteur in der FIAF war. Gute Beziehungen unterhielt die Kinemathek auch zum Staatlichen Filmarchiv der DDR (SFA), das 1957 ordentliches FIAF-Mitglied wurde. Zahlreiche Delegierte des SFA übernahmen Funktionen in Kommissionen der FIAF. Während des Kongresses in Ost-Berlin 1967 wurden die ersten beiden Bände des soeben erschienenen Kinemathekskatalogs ›Deutsche Stummfilme‹ dem Fachpublikum präsentiert.

Als Vollmitglied der FIAF wurde die Kinemathek 1966 aufgenommen. Ab 1973 organisierte Eva Orbanz seitens der Kinemathek die Koordination mit den FIAF-Archiven. 1989 wurde sie zur Generalsekretärin der FIAF gewählt, zur Präsidentin 2003. Ein Jahr später entwarf sie für die Kinemathek die umfangreiche Reihe »East Side – West Side« mit Filmschätzen aus dem Filmarchiv des Museum of Modern Art in New York, die im Berliner Kino Arsenal gezeigt wurde. Eine enge Kooperation pflegte sie mit Wolfgang Klaue, der 1979 zum FIAF-Präsidenten gewählt wurde. Der Direktor des SFA, im Februar 2024 verstorben, war unter anderem eine treibende Kraft hinter der »Empfehlung zum Schutz und zur Erhaltung bewegter Bilder« (Recommendation for the Safeguarding and Preservation of Moving Images, 1980) der UNESCO. Für das Oral-History-Projekt der FIAF führte Eva Orbanz 2012 zusammen mit Karl Griep vom Bundesarchiv ein ausführliches Interview mit Wolfgang Klaue, das hier veröffentlicht wurde.

Die Deutsche Kinemathek freut sich, dass Berlin 2027 wieder Gastgeber des FIAF-Kongresses sein wird – auch dank des hier zu sehenden Bewerbungsvideos. Filmarchivar*innen aus aller Welt arbeiten dann gemeinsam an der Bewahrung des audiovisuellen Erbes. Für die Kinemathek ist es eine besondere Ehre und Verpflichtung, diese wichtige Tradition fortzusetzen und die internationalen Beziehungen weiter zu stärken.

Autor

Rolf Aurich

wuchs mit Schulfilmen der 1940er- und 1950er-Jahre auf und ging während des Studiums täglich ins Kino, wo er sich alsbald als Kartenabreißer ein Zubrot verdiente. Die Herausgabe einer nichtkommerziellen Filmzeitschrift bildete die Grundlage für vieles, was später kam, auch für die Arbeit als wissenschaftlicher Redakteur an der Kinemathek.