Der Film war zu Beginn der 1940er-Jahre noch zu jung, um bereits über ein größeres Schrifttum zu seiner Geschichte und den vielfältigen gesellschaftlichen, technischen oder ökonomischen Ausprägungen zu verfügen. An ein »Wörterbuch des Films« machte sich während des Zweiten Weltkriegs indes der Zeitungs- und Filmwissenschaftler Hans Traub. Seit 1936 leitete er die Ufa-Lehrschau auf dem Ateliergelände in Babelsberg, im Folgejahr wurde ihm die universitäre Lehrbefugnis entzogen, er galt den Nationalsozialisten als »Mischling zweiten Grades«. Mit seinem »Wörterbuch« verfolgte Traub ein ehrgeiziges Projekt, doch Bombenkrieg und sein früher Tod 1943 verhinderten die Veröffentlichung. Als Fragment ist das Werk in den Sammlungen der Deutschen Kinemathek überliefert und erlaubt es, den Stand der damaligen deutschen Filmwissenschaft, aber auch ihre Beeinflussung durch nationalsozialistische Ideologie genauer einzuschätzen.
Der kundige Text schlägt einen Bogen von den Stichworten »Abbau« bis »Wochenschau« und liefert zahlreiche heute vergessene Informationen etwa zu Film- und Kinotechnik, zu Personen, Bestimmungen oder Normen, angereichert durch umfassende Literaturangaben. Auch vor Anekdotischem scheut Traub nicht zurück, wenn er den Begriff der »Ateliermutter« erläutert als »Anstandsdame« in amerikanischen Filmateliers. Das Vorwort schrieb der Ufa-Regisseur Karl Ritter, langjähriges Parteimitglied der NSDAP.
Wo notwendig, wurde Traubs Arbeit korrigiert, kommentiert und kontextualisiert. Fehlende Stichworte wurden so weit wie möglich rekonstruiert. Begleitende Essays von Ulrich Döge und Rainer Rother gehen dem Schicksal des jahrzehntelang verschollenen Materials nach und bewerten die Leistungen Traubs, der inzwischen eine Wiederentdeckung erfährt.