Dieser Band der Reihe ›Film & Schrift‹ beschäftigt sich mit Wilfried Berghahn (1930–1964), der zum Zeitpunkt seines frühen Todes als das intellektuelle Gravitationszentrum der fortschrittlichen deutschsprachigen Filmpublizistik galt. »Einer der Besten ...« Mit diesen Worten war eine Sammlung von Auszügen aus Nachrufen auf Wilfried Berghahn überschrieben, die im November 1964 in der Zeitschrift ›Filmkritik‹ erschien. Der promovierte Literaturwissenschaftler und anerkannte Musil-Spezialist leitete zu dieser Zeit als Chefredakteur gemeinsam mit Enno Patalas dieses Periodikum, damals das wichtigste Forum einer jungen und stark politisch geprägten Cinephilie in Deutschland. Dort erschienen auch die meisten seiner Texte über Film, andere wurden in Kulturzeitschriften wie den ›Frankfurter Heften‹ oder dem ›Merkur‹ veröffentlicht. Die Qualität seines filmpublizistischen Wirkens wurde mit der des ebenfalls früh verstorbenen André Bazin in Frankreich verglichen. Im Gegensatz zu dessen breit rezipierten Schriften bleiben Berghahns Essays, Kritiken und Porträts in der vorliegenden Edition noch zu entdecken. Michael Wedel widmet sich in einem ausführlichen Essay dem Werk und der Biografie Berghahns. Er offeriert dabei eine dichte Beschreibung des zeitgenössischen intellektuellen Umfelds, das von den frühen bundesdeutschen Filmclubs über Berghahns Freundschaften mit Jürgen Habermas und Dieter Wellershoff bis zu seinen Leistungen als Pionier der Filmberichterstattung im Fernsehen reicht. Auf über 260 Seiten wird eine breite Auswahl seiner Texte dokumentiert.