Reinhard Hauff (* 1939) geriet als Quereinsteiger in die Unterhaltungsbranche. Er lernte bei Michael Pfleghar und Rolf von Sydow, inszenierte den Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch und drehte zupackende Personality Shows über Janis Joplin und Wilson Pickett. In den späten 1960er Jahren vollzog er eine Wende, um sich mit dokumentarischen Arbeiten wie ›Untermann - Obermann‹ (1969) oder ›Offener Hass gegen Unbekannt‹ (1971) ausdrücklich der sozialen Wirklichkeit zu stellen. Seine weiteren Filme, etwa ›Die Verrohung des Franz Blum‹ (1974) und ›Paule Pauländer‹ (1986), waren zumeist an die Aufträge bundesdeutscher Sendeanstalten gebunden und hatten vor der Auswertung im Kino ihre Erstaufführung im Fernsehen. Seine größten Erfolge feierte Hauff mit dem umstrittenen Gerichtsdrama ›Stammheim. Die Baader-Meinhof-Gruppe vor Gericht‹ nach einem Stoff von Stefan Aust, das 1986 mit dem Goldenen Bären der Internationalen Filmfestspiele Berlin ausgezeichnet wurde, sowie dem Musical ›Linie 1‹ (1988). Zwischen 1993 und 2005 amtierte er als Direktor der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) – als der erste Praktiker in dieser Position.
Ein ausführliches Interview, in dem Hauff über seinen Berufsweg spricht, wird ergänzt durch Aufsätze von Egon Netenjakob und Rolf Aurich, ein Interview mit dem Kameramann Wolfgang-Peter Hassenstein sowie ein Werkverzeichnis von Klaus Hoeppner.
»In dem von Rolf Aurich und Hans Helmut Prinzler herausgegebenen Buch ›Reinhard Hauff – Vermessungen der Wirklichkeit‹, das Hauffs Leben und Werk kenntnisreich, vielperspektivisch und mit reichhaltigen Fotodokumenten erkundet, spannt Netenjakobs Essay den großen biographischen Bogen.« Rainer Gansera, Filmdienst.de