Über Jahrzehnte hat Peter W. Jansen, 1930 geboren und 2008 gestorben, mit seinen Essays und Kritiken, mit Kommentaren und Polemiken, kenntnisreich, streitbar und aufrecht, mit Sprachwitz und logischer Stringenz, neugierig über jedwede Begrenzung hinaus, publizistische Leuchtzeichen gesetzt. Der Film faszinierte ihn früh, doch schrieb er, der über Joseph Roth promovierte, zunächst über Literatur und war dem politischen Tagesgeschäft verpflichtet. Er geißelte die Nachklänge der noch selbst erlebten Diktatur in der jungen Bundesrepublik ebenso, wie er kommunistische Auswüchse auf der anderen Seite der Grenze abwehrte.
Jansen begann Ende der 1950er-Jahre als Redakteur beim Düsseldorfer ›Mittag‹, wechselte für kurze Zeit in die Nachrichtenredaktion des Westdeutschen Rundfunks, prägte von 1964 bis 1966 mit seinen stilistisch pointierten und politisch ebenso standhaften wie offenen Texten und Glossen das Feuilleton der ›Frankfurter Allgemeinen Zeitung‹, wechselte dann zum Südwestfunk Baden-Baden, aus dem er 1995 ausschied. Viele Jahre moderierte er als Kolumnist die »Kino-Notiz« im Kulturmagazin »aspekte« des ZDF – Filmkritik im Fernsehen, heute abgewickelt, bekam ein Gesicht. Doch der Hörfunk war seine eigentliche Domäne. Auf unverwechselbare Art erweiterte er dort die Ästhetik des Mediums. Mit der Sendereihe »Jansens Kino« übersetzte er die Elemente des Films in Töne, und mit ihrer gleichermaßen logischen wie suggestiven Montage machte er die Sinnenwelt des Kinos im anderen Medium gleichsam sichtbar. Gemeinsam mit Wolfram Schütte, unterstützt von der Deutschen Kinemathek, etablierte er die »Reihe Film« im Hanser Verlag.
Als Filmkritiker begleitete Jansen mit Nachdruck die französische Nouvelle Vague, das bundesdeutsche Autorenkino wie die Filme des New Hollywood. Er warb für ein individualistisches Kino der Autoren, konnte jedoch auch im Überwältigungskino Hollywoods zuweilen Zartheiten erfassen, die anderen verschlossen blieben. Peter W. Jansen wollte seinem Publikum als Kritiker entgegengehen. Deshalb war seine Sprache reich an Vokabeln und kam ohne theoretische Floskeln aus. Denn auch als Kritiker war und blieb er immer Zuschauer.