1936. Der dreißigjährige, noch völlig unbekannte Samuel Beckett tritt eine halbjährige Bildungsreise durch Deutschland an. Akribisch führt er ein Tagebuch, das immer noch streng unter Verschluss ist: Sein Weg führt ihn in die Kunsthallen, Buchhandlungen und Theater. Und er, der sich im selben Jahr bei Sergej Eisenstein an der Filmhochschule in Moskau beworben hat, geht ins Kino. Er folgt Empfehlungen, lernt den bayrischen Schauspieler Josef Eichheim in Berlin kennen, begibt sich auf die Spuren von Werner Krauß. Von ›Meuterei auf der Bounty‹ über Filme mit Gustaf Gründgens und Heinz Rühmann bis zum nationalsozialistischen Propagandafilm reicht sein Kinoprogramm.
»Das Buch skizziert Becketts Kinotour durch Deutschland auch in amüsanten Details: Man erfährt zum Beispiel, wie sich Beckett Bier und Wurstsalat auf der Reeperbahn gönnte, um danach mehr zufällig ins Kino zu stolpern. Oder aber auch, wie er von einem 22-jährigen, ›extremely good looking‹ Mädchen versetzt wird und sich die ›Meuterei auf der Bounty‹ allein ansehen muss«.
Martin Becker, Deutschlandradio Kultur, 2. Juni 2009