Herbert Linder (1941–2000) war einer der herausragenden Filmrezensenten der Bundesrepublik. Eigenwillig, mitunter überheblich, aber doch immer einer Sache verpflichtet: den Film nicht eindimensional zu sehen, nicht nur schwarz oder weiß, politisch oder ästhetisch, sondern das eigene Subjekt eine erhebliche Rolle spielen zu lassen. Linders hauptsächliche Publikationsplattform war die ›Filmkritik‹, in der er seit 1964 schrieb. Auch in der ›Süddeutschen Zeitung‹ erschienen ab 1967 zahlreiche Texte von ihm – einige von ihnen werden hier erstmals wieder zugänglich gemacht. Als Kritiker kam es Herbert Linder nicht auf Definitionen an, sondern er setzte auf die Vermittlung eigener Erfahrung und erhoffte sich intelligente Leserinnen und Leser. Nach der Übersiedlung in die USA beschloss er seine publizistischen Bemühungen mit der Herausgabe filmhistorisch ausgerichteter ›Filmhefte‹. Wie dieser Band zeigt, lohnt sich die Auseinandersetzung mit dem einstigen Repräsentanten der »Ästhetischen Linken«. Stefan Flach rekonstruiert in einem fiktiven essayistischen Dialog die Eckpfeiler dieser Bewegung innerhalb der ›Filmkritik‹, Rolf Aurich entfaltet u. a. aus dem Nachlass Linders ein Panorama zum filmpublizistischen Geschehen im Jahr 1972. Der Band enthält außerdem eine Audio-CD mit einem 1969 für eine Hörfunksendung aufgenommenen Gespräch zwischen dem Journalisten Raimund Koplin und Herbert Linder.