Kaum ein Film der Nachkriegszeit war so umstritten wie Hansjürgen Pohlands ›Katz und Maus‹ (BRD 1967). Diese Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Günter Grass geriet ebenso ins Visier der Sittenwacht wie in den Fokus der Politik. Während die einen sich über eine Onanie-Szene ereiferten, gerieten die anderen in heiligen Zorn, weil Pohland angeblich das »Eiserne Kreuz« verunglimpfte, eine militärische Auszeichnung, die zu NS-Zeiten ein Hakenkreuz zierte. Zum Politikum wurde der Film aber auch durch die Mitwirkung von Willy Brandts Söhnen Lars und Peter.
Enno Stahl zeichnet in seinem Essay die Produktion des Films nach und beleuchtet ausführlich den gesellschaftlichen Kontext – die Machenschaften politischer Kreise ebenso wie die Rezeption seitens Presse und Öffentlichkeit. Es zeigt sich, dass die Auseinandersetzungen um Pohlands ›Katz und Maus‹ geradezu ein paradigmatisches Lehrstück über die junge Bundesrepublik waren, in der alte Seilschaften noch über Macht und Einfluss verfügten, Zensur durchaus noch an der Tagung war und Kunst tatsächlich noch die Gemüter zu erregen vermochte.