Als ›Metropolis‹ nach zwei Jahren Produktionszeit im Januar 1927 uraufgeführt wurde, war die Ufa knapp einem Konkurs entgangen, der Produzent des Films entlassen und das halbe Filmteam miteinander verkracht. Die neuen Inhaber der Ufa sorgten dafür, dass die Originalfassung von zweieinhalb Stunden nur für kurze Zeit und nur in Berlin gezeigt wurde. In Deutschland und in Amerika wurde der noch stumme Film um fast eine halbe Stunde gekürzt. Erst in den 1970er-Jahren wurde ›Metropolis‹ als das epochale Meisterwerk des deutschen Stummfilms wiederentdeckt. George Lucas formte den Roboter C-3PO in seiner ›Star-Wars‹-Saga nach dem Beispiel der Maschinen-Maria, Ridley Scott schuf in ›Blade Runner‹ Gebäude nach den Vorlagen des Filmklassikers, Popstars wie Queen und Madonna zitierten ihn in ihren Musikvideos.
›Metropolis‹ wurde zum populären Klassiker, aber der Film blieb unvollständig. Kein Archiv besaß die vollständige Fassung, lediglich die Bildqualität des Filmmaterials konnte entscheidend verbessert und um einige kleine Teile ergänzt werden. Erst 2008 tauchte in Buenos Aires die nahezu komplette Fassung dieses mittlerweile berühmtesten aller Filme auf. Monatelang arbeitete seither eine Gruppe von Restauratoren im Auftrag der Friedrich-Wilhem-Murnau-Stiftung daran, die neu gefundenen Teile in den bislang bekannten Korpus des Films einzufügen. Im Februar 2010 wird ›Metropolis‹ auf der Berlinale nach mehr als achtzig Jahren erstmals wieder in einer nahezu vollständigen Fassung aufgeführt. Aus diesem Anlass widmete die Deutsche Kinemathek in Zusammenarbeit mit der Murnau-Stiftung dem Film eine Sonderausstellung, zu der ›Fritz Langs Metropolis‹ erschienen ist.
Der Band versammelt Beiträge zur Geschichte und Bedeutung des Films, stellt die komplizierte und verwirrende Geschichte seiner vielen Fassungen und Kürzungen vor, erläutert die Bedeutung der originalen Filmmusik für die neue Rekonstruktion und analysiert, inwiefern die neuen Szenen die Erzählstruktur des Films verändert haben.
Für den opulent ausgestatteten Bildteil wählten die Herausgeber aus rund tausend Fotos die schönsten, aussagekräftigsten und gelegentlich auch skurrilsten Aufnahmen aus. Original-Szenen- und Kostümentwürfe, das Original-Drehbuch, Requisiten und Zeugnisse von Mitarbeitern vermitteln das ganze Spektrum dieser spektakulären Produktion. Neben den umfangreichen Beständen der Deutschen Kinemathek standen über 800 Fotos aus der persönlichen Sammlung von Fritz Lang aus der Cinémathèque Française zur Verfügung.
Mit Beiträgen von Bernard Eisenschitz, Paula Félix-Didier, Kristina Jaspers, Martin Koerber, Franziska Latell, Peter Mänz, Melanie Martin, Karen Naundorf, Helmut Poßmann, Rainer Rother, Frank Strobel, Werner Sudendorf und Anke Wilkening.