Die Fantômas-Romane von Pierre Souvestre und Marcel Allain haben, zusammen mit Louis Feuillades Cinéromanen der 1910er Jahre, eine kulturgeschichtliche Lawine losgetreten. Surrealismus, Expressionismus, Aufständische und Schwärmende gerieten in den Bann der Figur und ihres weiblichen Pendants Irma Vep. Beide waren zugleich gefürchtet und geliebt. Das Phänomen Fantômas bedient die unterschiedlichsten Bedürfnisse. Kern der Faszination ist die kindliche Allmachtsfantasie, die auch gesunde Erwachsene bei glücklich misslungener Sozialisation nie ganz loslässt. Thomas Brandlmeier untersucht die Wirkung dieses begeistert gefeierten Verbrechers.
Fantômas ist Verbrecher und Anarchist zugleich, eine Filmfigur, die sofort auch als politisch begriffen wurde. Er ist der Verbrecher, der das selbstsüchtige Prinzip der Gesellschaft mit letzter Konsequenz verfolgt, und er ist der Anarchist, der die Gesellschaft herausfordert, sich ihr als selbstbewusstes Subjekt entgegenstellt.
Mit diesem Band startet die Filmliteratur-Reihe ›Filit‹, die die Deutsche Kinemathek gemeinsam mit dem Verbrecher Verlag betreut. Herausgeber der Reihe sind Rolf Aurich und Wolfgang Jacobsen.
Das Buch war für den Willy-Haas-Preis 2007 nominiert.