Ernst Jäger, obwohl einer der einflussreichsten Journalisten der Weimarer Republik, gehört zu den großen Vernachlässigten der deutschsprachigen Filmpublizistik. In den einschlägigen Lexika sucht man seinen Namen vergebens.
1896 in Dessau geboren, kam er 1924 nach Berlin, wurde 1925 Chefredakteur des ›Film-Kurier‹. Im NS-Staat de facto mit Berufsverbot belegt, ging Jäger eine unheilvolle Allianz mit Leni Riefenstahl ein. 1938/39 bot sich ihm während einer Promotion-Tour mit ihr durch die USA die Möglichkeit, Nazi-Deutschland den Rücken zu kehren. Nach schwierigen Jahren des Emigrantendaseins wurde er 1949 amerikanischer Staatsbürger. Mit der chronique scandaleuse ›Nicht zur Veröffentlichung‹ (1954) rief er sich dem filminteressierten Nachkriegsdeutschland in Erinnerung. Ernst Jaeger, wie er sich seit 1939 schrieb, starb 1975 im kalifornischen Ojai.
Die Publikation ist zweigeteilt: Der erste, biografische Teil greift erstmals in größerem Umfang auf unveröffentlichtes Archivmaterial zurück. Der zweite Teil lässt Jäger selbst zu Wort kommen. Eine repräsentative Auswahl aus seinem Œuvre stellt ihn als Filmkritiker und kinopolitischen Leitartikler vor. Autor eines biographischen Essays ist Heinrich Lewinski, der als freier wissenschaftlicher Autor in den Bereichen Literatur, Film und Kabarett veröffentlicht.