Film ist Lichtkunst, seit seinen Anfängen. Mitte der 1910er-Jahre beginnt die Loslösung von der Konvention der gleichmäßig hellen Ausleuchtung von Filmsets. Das Potenzial von Licht und Schatten wird entdeckt. Kulturelle Einflüsse, in Deutschland etwa der Expressionismus, in Japan ein traditionelles »Lob des Schattens«, wirken sich auf die Arbeit mit dem filmischen Licht aus. Eine immer variablere Beleuchtungstechnik, neues, hochempfindliches Filmmaterial und nicht zuletzt der kreative Wille von Regie- und Kameraführende ermöglichen in den folgenden Jahrzehnten bildästhetische Innovationen. Der neuartige Einsatz von Beleuchtung – und der Dunkelheit – wird auch zum Thema theoretischer Debatten.
Diesen künstlerischen und technischen Entwicklungen der Lichtgestaltung widmet der vorliegende Band vielseitige Betrachtungen. Sie beschreiben die nationalen Besonderheiten des filmischen Lichts in Japan, in Deutschland und in den USA sowie deren wechselseitige Einflüsse von etwa 1915 bis in die 1950er-Jahre. Die sich ihrer gestaltenden Möglichkeiten bewusste, akzentuierte Lichtsetzung prägt so unterschiedliche Genres wie den Straßenfilm, den Kriegsfilm oder die japanischen »jidaigeki«. Schauspielerinnen wie Greta Garbo und Marlene Dietrich werden im glamourösen Scheinwerferlicht Hollywoods zu Ikonen geformt. Und im europäischen Avantgardefilm werden Licht und Schatten selbst zu Darstellenden.
Mit Beiträgen von Connie Betz, Rainer Rother, Daisuke Miyao, Kevin Brownlow, Karl Prümm, Fabienne Liptay, Norbert M. Schmitz und Ralf Forster. Bebildert wird die Anthologie durch zahlreiche, bisher teils unveröffentlichte Werk- und Szenenfotos.