Fokus Fernsehen »Deutscher Fernsehfunk«
Pressemitteilung, 21.12.21
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Pressemitteilung, 21.12.21
Mit einer neuen Ausgabe des etablierten Formats widmet sich Fokus Fernsehen diesmal dem Deutschen Fernsehfunk (1952–1991). In der Mediathek Fernsehen sind ab dem 21.12.21 bis zum 25.3.22 in gemütlicher Atmosphäre ausgewählte Sendungen des Fernsehfunks aus den Jahren 1952 bis 1991 wiederzuentdecken.
Vor dreißig Jahren, am 31. Dezember 1991, beendete der Deutsche Fernsehfunk (DFF) seinen Sendebetrieb. Aus diesem Anlass hat die Deutsche Kinemathek ihre Sammlung »Fernsehen der DDR« umfangreich ausgebaut und zeigt bis April 2022 eine von Dr. Holger Theuerkauf kuratierte Sendungsauswahl zu sechs verschiedenen Programmaspekten des Deutschen Fernsehfunks.
Der DFF startete sein Versuchsprogramm am 21. Dezember 1952, vier Jahre später ging der Staatsfunk in den Regelbetrieb über. Trotz geringer technischer Reichweite richtete sich das Programm an ein Publikum in beiden deutschen Staaten. Zugleich waren auch die Sendungen des Deutschen Fernsehens der BRD jenseits der deutsch-deutschen Grenze empfangbar, so dass beide Systeme in einem ständigen Aufmerksamkeitswettbewerb miteinander standen. Mit dem Mauerbau 1961 verschärfte sich die ideologische Konfrontation in Wort und Bild.
Ab 1969 bot der DFF ein zweites, mehr an kulturellen Themen orientiertes Programm an und sendete ausgewählte Sendungen auch in Farbe. Im Rahmen einer umfassenden Programmreform, die das Interesse der Zuschauer*innen an Unterhaltung stärker berücksichtigen wollte, wurde der Deutsche Fernsehfunk 1972 in »Fernsehen der DDR« umbenannt. Erst mit der politischen Wende 1989 wurde das zentralistische Meinungsmonopol aufgegeben, die Regionalstudios konnten nun eigenständiger berichten. Im März 1990 kehrte der Senderverbund kurzfristig wieder zur Bezeichnung »Deutscher Fernsehfunk« zurück, bevor der Programmbetrieb zum Jahresende eingestellt und die Sendeanstalt entsprechend der Vereinbarungen des Einigungsvertrages aufgelöst wurde.
Kinder und Jugendliche
Kindersendungen waren weit über die Grenzen der DDR bekannt und beliebt. Allen voran ›Der Sandmann‹, der heute noch mit seinem enormen Fuhrpark und der liebevollen Animation begeistert. Jugendliche fanden sich dagegen mit den zugeschnittenen Sendungen deutlich weniger angesprochen. Die dogmatische Ausrichtung war zu offensichtlich und entsprach nicht ihrem Lebensgefühl. Erst mit Ende des DDR-Fernsehens wurden jugendspezifische Themen bunter und demokratischer.
Unterhaltung
Unterhaltungssendungen des DFF werden noch heute gern von den damaligen Zuschauer*innen erinnert und gelegentlich vom MDR wiederholt. Sie trafen in Wortwahl und Witz den Geschmack der Mehrheit. Die Fokussierung auf Lachen, Singen, Raten wurde als ideologiefreie Nische wahr- und angenommen, die einen Vergleich mit der westdeutschen Konkurrenz zuließ. Das galt nicht zuletzt für das Fernsehballett.
Dokumentarfilme
Dokumentarfilme waren zumeist Auftragsproduktionen für das DEFA-Studio, sofern es sich um Geschichten jenseits der aktuellen Berichterstattung handelte. Unterschwellig ging es jedoch oft um Planerfüllung und Sieg des Sozialismus. Neben diesem Programmauftrag wurden aber auch Themen des Alltags aufgegriffen, die heute wertvolle Erinnerungsstützen sind.
Politische Sendungen
›Die Aktuelle Kamera‹ war die erste Nachrichtensendung in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg. Es erscheint fast so, als wurde das Programm um die ideologievermittelnden Formate herum gestaltet wurde. ›Der Schwarze Kanal‹ war das zweite Standbein der polemischen Systemkonkurrenz zwischen beiden deutschen Staaten, die Karl-Eduard von Schnitzler auch in der BRD bekannt machte.
Sport Spiel Information
Die Palette der Ratgebersendungen war durchaus vielfältig und entsprach dem internationalen Kanon. Das Gesundheitsmagazin ›Visite‹ erreichte die enorme Zuschauerquote von 20 Prozent. Die Rezepte des Fernsehkochs Kurt Drummer wurden in der gesamten DDR nachgekocht, und sonntags wurden die Gewinnzahlen vom ›Tele-Lotto 5 aus 35‹ erwartet. Über Fußball wurde regelmäßig berichtet, ebenso wie über medaillenverdächtige Sportarten.
Fernsehspiele und Mehrteiler
Wie fast überall auf der Welt konnten auch im Fernsehen der DDR vor allem Unterhaltungsserien und -reihen große Publika an sich binden. Was weitgehend unbekannt blieb: ›Zur See‹ war einer der Vorläufer des ZDF-›Traumschiff‹ und entführte die Zuschauer*innen in exotische Gefilde. Zu Hause blieb man bei den »Geschichten übern Gartenzaun« und der Familiensaga ›Aber Vati!‹. Die beliebte Krimiserie ›Polizeiruf 110‹ wurde in Adlershof als Antwort auf den ›Tatort‹ konzipiert, und das aufwendige Historiengemälde ›Sachsens Glanz und Preußens Gloria‹ sah man sich auch jenseits der Grenze an.
Die Sendungen des DFF sind auch nach der Schau in der Mediathek Fernsehen zu sehen.
Kommen Sie vorbei!
Foto: Erik S. Klein und die Zwillinge Rolf und Ralf Lemcke in ›Aber Vati!‹, DDR 1974, 1978/79, Regie: Klaus Gendries, Quelle: Deutsche Kinemathek