Film Restored – Das Filmerbe-Festival
Entdecken Sie Filme, Vorträge und Kurzbiografien unserer Gäste! Nach dem Festival sind hier alle Wortveranstaltungen online verfügbar.
»Community«
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Community
Vom 23. bis 27. Oktober 2024 widmet sich die neunte Ausgabe des Filmerbe-Festivals Film Restored dem Thema »Community«. Die gemeinschaftliche Erfahrung beim Filmemachen, bei der Filmarchivierung und -restaurierung sowie dem Filmeschauen steht dabei ebenso im Fokus wie die vielen Geschichten, die das Kino über Gemeinschaft – Familie, soziale Bewegungen und politische Gruppen – erzählt.
Die Macht des Kollektivs: Gemeinsames Filmemachen
Film ist selten das Werk einer einzelnen Person. Das beginnt bereits beim Produktionsprozess und findet in der kollektiven Wahrnehmung, bestenfalls im Kino, seinen Abschluss. Kein Wunder also, dass das Medium Film von Anfang an als Plattform und oft auch als ›Spielwiese‹ für kollaborative Gemeinschaften auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen diente. Dass Filmkollektive marginalisierten Communitys zu mehr Sichtbarkeit verhelfen, erläutert das Fallbeispiel der Produktionsgruppe Sorbischer Film innerhalb der DEFA: Sie konnte fast vierzig Filme zur kleinsten slawischen Ethnie Europas, den Sorb*innen oder Wend*innen, realisieren. Weg vom künstlerischen Anspruch und hin zu politischem Empowerment von Communitys geht es in ›We’re Alive‹ (USA 1974), der im Rahmen des Women’s Film Workshop der University of California in Los Angeles in Zusammenarbeit mit Insassinnen eines Frauengefängnisses entstand. Die Kamera als unerlässlicher Verbündeter von Communitys im Kampf um gerechtere Arbeits- und Lebensbedingungen zeigt sich auch in den restaurierten und digitalisierten Dokumentarfilmen ›Torre Bela‹ (LI, PT, BRD 1977) und ›Lousy Little Sixpence‹ (AU 1983).
Filmerbe heißt Community
Der Community-Aspekt von Archiven darf in der diesjährigen Festivalausgabe nicht fehlen. Als Fallbeispiel für das gemeinschaftliche Miteinander, den transnationalen Austausch und Wissenstransfer dient der Werkstattbericht zur kollaborativen Restaurierungsarbeit von ›Ballade aux sources‹ (FR 1965). Der Film ist das fast vergessene Debüt des mauretanischen Regisseurs Med Hondo, der zu den Wegbereiter*innen des afrikanischen Kinos zählt. Die Rolle und Verantwortung von Archiven gegenüber marginalisierten Communitys sind Thema einer Podiumsrunde zum queeren Filmerbe.
Geschichten von Miteinander, Widerständen und Solidarität
Die facettenreichen Geschichten des Kinos über Kollektive spiegeln sich in der Filmauswahl des Festivals wider. Der indische Spielfilm ›Manthan‹ (IN 1976) erzählt bildgewaltig und einfühlsam von vielfältigen Widerständen bei der Gründung einer Molkereigenossenschaft, und in Doris Dörries und Wolfgang Berndts Debüt ›Ob’s stürmt oder schneit‹ (BRD 1977) gelingt den Regisseuren ein berührendes Porträt der Kinobetreiberin Maria Stadler in der bayerischen Provinz. Ein Höhepunkt ist die deutsche Restaurierungspremiere des viragierten Stummfilms ›The Red Mark‹ (USA 1928), in dem es um eine dramatische Liebesgeschichte auf einer Gefängnisinsel geht. Er wird in einer Ausbelichtung der Restaurierung als 35-mm-Projektion mit live Klavierbegleitung gezeigt. Zum Abschluss des Festivals ist die 4K-Restaurierung von ›I Know Where I’m Going!‹ (UK 1945) des Regieduos Michael Powell und Emeric Pressburger zu erleben. In dieser Komödie strandet die junge Städterin Joan Webster auf der abgelegenen schottischen Isle of Mull und gerät so in eine ländliche Gemeinschaft, die von Aberglauben und den rauen Gesetzen der Natur geprägt ist.
Der Kinopreis feiert 25. Jubiläum
Zum 25. Mal werden dieses Jahr kommunale Kinos und filmkulturelle Initiativen mit dem Kinopreis des Kinematheksverbundes ausgezeichnet. Im Vorfeld der feierlichen Verleihung sind Filme zu sehen, die für kommunale Kinos von besonderem Interesse sind. »Community« steckt dabei buchstäblich bereits im Begriff des »Kommunalen«. Bis heute sind die kommunalen Kinos geprägt nicht nur von Verankerung in ihrer Ortsgemeinschaft, sondern auch von einer Verbundenheit ihrer jeweiligen Kinobesucher*innen: Man teilt die Liebe zum Kino, oft kennt man sich persönlich. Das Rahmenprogramm zum Kinopreis bietet die Möglichkeit zu eruieren, wie der Community-Gedanke in der Kinolandschaft zukunftsweisend gestärkt werden kann.
Filme (alphabetisch)
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Ballade aux sources | 25.10. 10:00
FR 1965, R: Med Hondo, Bernard Nantet, OmeU, Originalformat: 16 mm, 1:1.37, sw, Vorführkopie: DCP, 33 min, Ciné-Archives, Paris
B: Med Hondo, André Laude; K: Bernard Nantet; S: Jeannine Cassette, Patrice Raynal; D: Med Hondo; P: OCORA – Office de coopération radiophonique; UA: unbekannt
Der Debütfilm des mauretanischen Regisseurs Med Hondo und des französischen Archäologen Bernard Nantet ist die Reise eines Emigranten durch seine Heimat kurz nach der Unabhängigkeit der nordafrikanischen Länder. Gedanken aus dem Off zu Identität und Zugehörigkeit verbinden sich mit Beobachtungen vorüberziehender Menschen und Landschaften.
Der Film wurde aus den einzigen erhaltenen Elementen digitalisiert: einer 16-mm-Umkehrkopie und einer 16-mm-Magnettonspur aus den Ciné-Archives. Beide waren stark vom Essigsyndrom betroffen. Das Bild wurde in 2K gescannt. Die Digitalisierung der Tonspur war Gegenstand eines Restaurierungseingriffs. Die Arbeiten wurden in Italien vom Labor La Camera Ottica und dem Centro di Sonologia Computazionale (CSC) durchgeführt.
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Collective resistance – Mayday, La causa | 24.10. 12:30
›Mayday‹, USA 1970, R: May First Media (mit Nick Doob, Josh Morton) u.a ., OF, Originalformat: 16 mm, 1:1.37, sw, Vorführkopie DCP, 22 min, Yale Film Archive, New Haven
K: Nick Doob, Josh Morton; S: Nick Doob, Josh Morton; D: Kingman Brewster, Jean Genet, Tom Hayden, Abbie Hoffman, Kenneth Mills, Jerry Rubin; P: May First Media; UA: 1970
›La causa‹, MX 1974, R: Arturo Ripstein, OmeU, Originalformat: 35 mm, Vorführkopie: DCP, 30 min, IMCINE – Instituto Mexicano de Cinematografía, Mexiko-Stadt
B: Margarita Suzan; K: Tomomi Kamata; T: George Maly, Ramón Moreno; D: César Chávez; P: Centro de Producción de Cortometraje, Banco Nacional Cinematográfico; UA: 1974
Zwei politische Kurzfilme, die Filmemachen als Instrument und Plattform kollektiven Widerstands präsentieren: 1970 kommen Tausende Demonstranten nach New Haven, um gegen den Prozess von Mitgliedern der Black Panther Party zu demonstrieren. Sie sind des Mordes an einem mutmaßlichen FBI-Informanten angeklagt. Eine kleine Gruppe von Yale-Student*innen namens May First Media dokumentierte die Demonstrationen in ›Mayday‹. In ›La causa‹ erzählt der charismatische Chicano-Führer César Chávez über die Probleme der mexikanischen Bevölkerung in mehreren US-Bundesstaaten. Der Kurzfilm macht den Kampf einer Bewegung und Community sichtbar, die unter sozialem und wirtschaftlichem Druck steht, um ihre eigene Kultur vor der Entwurzelung zu bewahren.
2016 wurde ›Mayday‹ ausgehend von einer schwarz-weißen Originalumkehrkopie kopiert, als sich die Original-schwarz-weiß- und Farb-A/B-Rollen als zu geschrumpft und problematisch erwiesen, um für die Kopierung verwendet zu werden. Der Ton wurde von demselben Element aufgenommen und restauriert. Die neu entstandenen Elemente umfassen ein neues 16-mm-Archivnegativ, ein neues optisches Tonnegativ sowie neue 16-mm-Kopien und ein DCP.
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Die vier Gesellen | 27.10. 11:00
D 1938, R: Carl Froelich, OF, Originalformat: 35 mm, 1:1.37, sw, Vorführkopie: DCP, 96 min, Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden
B: Jochen Huth; K: Reimar Kuntze; S: Gustav Lohse; PD: Walter Haag, Franz Schroedter; M: Hansom Milde-Meißner; T: Carlheinz Becker; D: Ingrid Bergman, Sabine Peters, Carsta Löck, Ursula Herking, Hans Söhnker; P: Tonfilm-Studio Carl Froelich & Co., Berlin; Prod: Carl Froelich; UA: 1.10.1938
Vier Kunststudentinnen versuchen nach ihrem Abschluss, eine eigene Werbeagentur in der von Männern dominierten Branche zu gründen. Ihre unterschiedlichen Erwartungen an die Zukunft führen zu Spannungen und gefährden das Unternehmen. Konform mit den starren Geschlechterrollen der NS-Zeit entscheiden sie sich schließlich für die Ehe. Die junge Ingrid Bergman verkörpert in ihrem kurzen Zwischenspiel in Deutschland die Hauptrolle der Marianne. Die Komödie ist vor dem Hintergrund des Begriffs der ›Volksgemeinschaft‹ zu sehen, der auch definierte, wer an Filmen mitwirken konnte und wen sie ansprechen sollten.
Der Film wurde 2017 von der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung bei ARRI Media in 2K digitalisiert, ausgehend von einem Duplikatpositiv der ersten Generation. Dies war das vollständigste Material, überdies mit der besten Bild- und Tonqualität.
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Hamida | 26.10. 14:00
DDR, TN 1966, R: Jean Michaud-Mailland, OmeU, Originalformat: 35 mm, 1:1.37, sw, Vorführkopie: 2K DCP, 79 min, Deutsche Kinemathek, Berlin
B: Jacques-Laurent Bost, Khaled Abdul-Wahab; K: Jean Chiabaut, Otto Hanisch; S: Helga Emmrich; M: Karl-Ernst Sasse; Kos: Annik Michaud; D: Amor Aouini, Francis Lefebvre, Jean Davy, Christine Laszar; P: DEFA-Studio für Spielfilme, Potsdam; SATPEC – Société anonyme tunisienne de production et d’expansion cinématographique, Tunis; Prod: Alexander Lösche, Noureddine Mechri; UA: 27.1.1966
Tunesien zur Zeit des französischen Protektorats. In einprägsamen Bildern wird von der besonderen Freundschaft zwischen Hamida, einem Hirtenjungen, und Renaud, Enkel eines französischen Hofbesitzers, erzählt. Als der elternlose Hamida in einen Fluss fällt, holt Renaud ihn heraus, doch Hamida erkrankt gefährlich. Die erste Koproduktion der DDR mit dem kapitalistischen Ausland war von unterschiedlichen Hoffnungen geprägt und verlief nicht immer reibungslos.
2023 wurde ein 35-mm-Originalnegativ aus dem Bundesarchiv für die Bildrestaurierung verwendet (4K-Wetgate-Scan). Die Bearbeitung erfolgte in 2K. Für den Ton der deutschen Fassung diente eine 35-mm-Magnettonspur. Die Restaurierung erfolgte mit Unterstützung des Förderprogramms Filmerbe (FFE).
Eine Veranstaltung des Kinopreises des Kinematheksverbunds
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Hastrman | 24.10. 14:30
ČSR 1937, Vlastimil Nezkusil, OF (stumm), Originalformat: 9,5 mm, 1:1.30, sw, Vorführkopie: 2K DCP, 5 min, Národní filmový archiv, Prag
UA: 1937
Filmreportage eines Mitglieds von Prags erstem Amateurfilmklub aus den 1930er-Jahren: Nach einigen sommerlichen Schwimmaufnahmen der Frau und Tochter des Filmemachers rücken die Dreharbeiten zur Groteske ›Hastrman‹ in den Fokus. Dieser Film von Jaroslav Balík war als Parodie auf die Verfilmung einer alten Ballade gedacht, die der Amateurfilmer Stanislav Olmer 1936 realisiert hatte. Olmer selbst hatte die Parodie initiiert und half bei den Dreharbeiten einem jüngeren Kollegen, der meist hinter der Kamera zu sehen ist.
Die Digitalisierung erfolgte mit einem Filmfabriek-Scanner in der Auflösung 1404 × 1080.
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I Know Where I’m Going! | 27.10. 19:00
UK 1945, R: Michael Powell, Emeric Pressburger, OF, Originalformat: 35 mm, sw, Vorführkopie: 4K DCP, 92 min, Park Circus, Glasgow
B: Michael Powell and Emeric Pressburger; K: Erwin Hillier; S: John Seabourne; PD: Alfred Junge; M: Allan Gray; D: Wendy Hiller, Roger Livesey, Pamela Brown, Finlay Currie; P: The Archers; Prod: Michael Powell, Emeric Pressburger; UA: 16.11.1945
Mit einem Hochzeitskleid im Gepäck macht sich Joan auf, um einen reichen älteren Mann zu heiraten. Aufgrund des schlechten Wetters strandet sie auf der Isle of Mull und mitten in einer ländlichen Gemeinschaft, die von Aberglauben und der rauen Natur geprägt ist. Der Film thematisiert auf beschwingte Weise den Kulturclash zwischen einer ländlichen Gemeinschaft und einer jungen Städterin. Die Komödie steht für eine der erfolgreichsten Zusammenarbeiten der Filmgeschichte: das Duo Michael Powell und Emeric Pressburger, das zwischen 1939 bis 1957 das britische Kino prägte.
Die 4K-Restaurierung, die 2021 vom BFI National Archive und der Film Foundation in Zusammenarbeit mit ITV unternommen wurde, basiert auf dem Original-Nitrokameranegativ. Einzelne Aufnahmen, die im Originalnegativ fehlten, konnten Dank anderer Nitrokopien ersetzt werden.
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Lousy Little Sixpence | 25.10. 14:30
AU 1983, R: Alec Morgan, OF, Originalformat: 16 mm, Farbe und sw, Vorführkopie: DCP, 55 min, National Film and Sound Archive of Australia, Pyrmont
K: Martha Ansara, James Grant, Alessandro Cavadini, Fabio Cavadini; S: John Scott, Ronda MacGregor; M: Ralph Schneider; D: Margaret Tucker, Geraldine Briggs, Violet Shea, Flo Caldwell, Chicka Dixon, Bill Reid; P: Sixpence Productions, Australian Film Commission; Prod: Gerald Bostock, Alec Morgan; UA: 29.9.1983
1909 begann das New South Wales Board for the Protection of Aborigines, indigene Communitys zu zerstören, indem es Kinder zwangsweise aus ihren Familien nahm und sie als Bedienstete an weiße Familien vermittelte. Der Lohn bestand aus dem titelgebenden »lausigen kleinen« Sixpence-Stück, das fast nie gezahlt wurde. In den 1930er-Jahren begannen Indigene, sich zu organisieren und gegen das Protection Board zu protestieren. Von ihrem Kampf wird anhand von Archivmaterial und Interviews mit Zeitzeug*innen erzählt.
2017 digital restauriert, in Zusammenarbeit mit dem Australian Institute of Aboriginal and Torres Strait Islander Studies (AIATSIS), von den ursprünglichen 16-mm-A-und-B-Rollen im Bestand des AIATSIS. Die Arbeiten wurden bei Spectrum Films in Sydney abgeschlossen.
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Mano Destra | 24.10. 21:30
CH 1986, R: Cléo Uebelmann, OF (kein Dialog), Originalformat: 16 mm, 1:1.37, sw, Vorführkopie: DCP, 50 min, Cinémathèque suisse
K: Cléo Uebelmann; S: Cléo Uebelmann; PD: Cléo Uebelmann; M: The Vyllies; D: Cléo Uebelmann; Prod: Cléo Uebelmann; UA: Keine Angabe
›Mano Destra‹ (italienisch für »rechte Hand«) ist das experimentelle Erstlingswerk von Cléo Uebelmann. Zur Musik der Dark-Wave-Gruppe The Vyllies inszeniert die Regisseurin in schwarz-weißen Bildern zwei weibliche Figuren, wobei die eine als Domina auftritt und die andere sich ihr unterwirft. Der »Lesben-Sado-Film« – wie er vom Frauenkino Xenia 1988 angekündigt wurde – löste heftige Diskussionen aus und befeuerte die feministische Debatte über Pornografie, BDSM und weibliche Sexualität. Beim Frauenkino Xenia handelt es sich um ein feministisches Zürcher Kinokollektiv, das von 1988 bis 2003 in immer wieder anderen Formationen existierte.
Im Jahr 2024 wurde eine Digitalisierung (ohne Restaurierung) einer Original-16-mm-Kopie mit Magnettonspur vorgenommen, einschließlich Ein-Licht-Farbkorrektur. Das Hauptproblem war, dass die Kopie, die zahlreichen Reparaturen mit Klebeband aufwies, fragil war.
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Manthan | 25.10. 20:00
IN 1976, R: Shyam Benegal, OF (Hindi) meU, Originalformat: 35 mm, 1:1.37, Farbe, Vorführkopie: 4K DCP, 134 min, Film Heritage Foundation, Mumbai
B: V. Kurien, Shyam Benegal; K: Govind Nihalani; S: Bhanudas Diwkar; PD: G. B. Ghanekar; M: Vanraj Bhatia; Kos: Swadesh Pal, Panchami Ghanekar; D: Girish Karnad, Smita Patil, Naseeruddin Shah, Anant Nag, Amrish Puri, Kulbushan Kharbanda, Mohan Agashe, Sadhu Meher, Rajendra Jaspal, Abha Dhulia, Anjali Paigankar und die Bewohner*innen von Sanganva; P: Sahyadri Films für/for Gujarat Co-operative Milk Marketing Federation Ltd. (AMUL); Prod: Shyam Benegal; UA: 19.3.1976
Ein Arzt kommt in ein Dorf, um eine Molkereigenossenschaft zu gründen. Er engagiert sich für eine gerechte Verteilung der Gewinne und für die Befreiung von Ausbeutung. Die Infragestellung der sozialen Hierarchie, die auf jahrhundertelanger Diskriminierung beruht, löst Misstrauen und Widerstand aus. 500 000 Bäuer*innen finanzierten ›Manthan‹, er ist somit der erste crowdfunding-finanzierte indische Film. Er erregte im traditionellen Indien Wut und Unverständnis.
Restauriert von der Film Heritage Foundation bei Prasad Corporation in Chennai und im Labor L’Immagine Ritrovata mit der Gujarat Co-operative Milk Marketing Federation Ltd. (AMUL), dem Kameramann und dem Regisseur, unter Verwendung des 35-mm-Originalnegativs und der 35-mm-Kopie. Der Ton wurde von einer 35-mm-Verleihkopie digitalisiert.
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Ob’s stürmt oder schneit | 26.10. 17:00
BRD 1977, R: Wolfgang Berndt, Doris Dörrie, OmeU, Originalformat: 16 mm, 1:1.37, Farbe, Vorführkopie: DCP, 83 min, Arsenal – Institut für Film und Videokunst, Berlin
B: Wolfgang Berndt, Doris Dörrie; K: Jörg Schmidt-Reitwein; S: Norbert Herzner; M: Rico Moreno; D: Maria Stadler; P: Doris Dörrie Filmproduktion, München; UA: 28.3.1977
In ihrem Debütfilm porträtieren Wolfgang Berndt und Doris Dörrie die Kinolegende Maria Stadler, die ihr Filmtheater in Bad Endorf als Eine-Frau-Unternehmen führt. Im steten Kampf gegen sinkende Publikumszahlen und hohe Schulden tut sie alles nur Mögliche, um es weiter zu betreiben. So schafft sie es, das Kino als sozialen Ort einer ländlichen Gemeinde am Leben zu halten. Heute wird es von einem Kollektiv geführt und nennt sich zu Ehren seiner Gründerin »Marias Kino«.
Ausgangsmaterial für die 2K-Digitalisierung waren 16-mm-Positivkopien und die finale Tonmischung auf 16-mm-Magnetton aus den Archiven des Arsenals, des Bundesarchivs sowie des Filmmuseums München. Die Restaurierung erfolgte mit Unterstützung des Förderprogramms Filmerbe (FFE).
Eine Veranstaltung des Kinopreises des Kinematheksverbunds
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Provokant und amüsant – Die Hamburger Filmmacher Cooperative | 23.10. 19:00
BRD 1966–1968, OF, Originalformat: 16 mm, Farbe und sw, Vorführkopie: DCP und Digital File, 84 min, Deutsche Kinemathek, Berlin
›Der warme Punkt‹, 1968, R: Thomas Struck, 20 min
›Jüm-Jüm‹, 1968, R: Werner Nekes, Dore O., 10 min
›Na und …?‹, 1967, R: Marquard Bohm, Helmut Herbst, 32 min
›Klammer auf, Klammer zu‹, 1966, R: Hellmuth Costard, 22 minDas diesjährige Filmerbe-Festival Film Restored eröffnet mit einem Kurzfilmprogramm aus einer Community par excellence, der Hamburger Filmmacher Cooperative (1968–1972). Die Gruppe schloss sich zusammen, um Filme fern gängiger Konventionen und materieller Zwänge zu machen. Film als Kunstform, mit der gemeinsam experimentiert und gespielt wurde, sodass provokante, radikale, amüsante und formal spannende Werke entstanden, die man nicht nur zeigte, sondern auch diskutierte. Die Deutsche Kinemathek, die viele Filme dieser Cooperative archiviert, präsentiert eine Auswahl.
Der humorvolle Kurzfilm ›Der warme Punkt‹ von Thomas Struck folgt leichtfüßig zwei jungen aufstrebenden Filmemachern, die durch Hamburg ziehen und von einem Punkt auf ihrem Filmmaterial bedrängt werden. ›Jüm-Jüm‹ von Werner Nekes und Dore O. ist ein Montageexperiment, bei dem Letztere mit farbig bemaltem Körper vor einem ihrer Gemälde schaukelt. Die Regisseure Marquard Bohm und Helmut Herbst zeigen uns in ›Na und …?‹ einen unangepassten Helden und Vertreter einer jungen Generation, die mit der alten unversöhnbar brechen muss. In ›Klammer auf, Klammer zu‹ kombiniert Hellmuth Costard Elemente der Nouvelle Vague mit Genrekino und schafft so ein intelligentes und lässiges Roadmovie, das mit den Erwartungen der Zuschauer*innen spielt.
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Taxi zum Klo | 25.10. 18:00
BRD 1980, R: Frank Ripploh, OmeU, Originalformat: 16 mm, Blow-up 35 mm, 1:1.33, Farbe, Vorführkopie: DCP, 95 min, Salzgeber & Co. Medien GmbH, Berlin
B: Frank Ripploh; K: Horst Schier; S: Marianne Runne, Matthias von Gunten; M: Hans Wittstatt; D: Frank Ripploh, Bernd Broaderup, Gitte Lederer; Prod: Laurens Straub, Frank Ripploh, Horst Schier; UA: 1.11.1980
Die 2K-Digitalisierung erfolgte 2019 auf Basis des 35-mm-Negativs. Für die Farbbestimmung wurde eine Digi-Beta als Referenz verwendet. Die Restaurierung erfolgte ohne jegliche Förderung.
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The Red Mark | 24.10. 19:30
USA 1928, R: James Cruze, OF (stumm, mit Livemusik), Originalformat: 35 mm, 1:1.33, sw (viragiert), Vorführkopie: 35 mm, 80 min, San Francisco Silent Film Festival
B: Julien Josephson, John Russell; K: Ira H. Morgan; S: Mildred Johnson; PD: Charles L. Cadwallader; D: Nina Quartaro, Gaston Glass, Gustav von Seyffertitz; P: James Cruze Productions, Inc.; UA: 26.8.1928
Isoliert leben auf der Insel Nouméa die Bewohner*innen und ehemalige Häftlinge im Schatten des Gefängnisses. Der Scharfrichter De Nou hat es auf Zelie abgesehen, die aber in Bibi-Ri verliebt ist, einen eben freigekommenen Taschendieb. In einem Kampf tötet Bibi-Ri einen von De Nous Helfern und wird zum Tod verurteilt. Als De Nou Bibi-Ri hinrichten will, entdeckt er durch ein Muttermal, dass dieser sein lange verschollener Sohn ist.
Die Restaurierung von 2024 basiert auf einer viragierten 35-mm-Nitratkopie aus dem Library of Congress National Audio-Visual Conservation Center. Der Film wurde mit in 4K-Auflösung gescannt und digital restauriert. Die Farbtönung wurde gemäß der Original-Nitratkopie reproduziert. Die ausbelichte 35-mm-Kopie der Restaurierung wurde chemisch eingefärbt.
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The Third Man | 27.10. 14:00
UK, USA 1949, R: Carol Reed, OF (Englisch, Deutsch) mdU, Originalformat: 35 mm, 1:1.37, sw, Vorführkopie: 4K DCP, 105 min, Studiocanal
B: Graham Greene, Alexander Korda, Carol Reed, Orson Welles; K: Robert Krasker; S: Oswald Hafenrichter; M: Anton Karas; D: Joseph Cotten, Alida Valli, Orson Welles, Trevor Howard, Bernard Lee, Paul Hörbiger, Ernst Deutsch; P: London Films Productions, British Lion Film Corporation; Prod: Alexander Korda, Carol Reed, David O. Selznick; UA: 1.9.1949
Der Amerikaner Holly Martins trifft in Wien ein, um seinen alten Freund Harry Lime zu besuchen. Er kommt gerade noch rechtzeitig zu dessen Beerdigung. Von einem britischen Offizier erfährt Martins, dass Lime ein skrupelloser Schwarzhändler war. Bei seinen Nachforschungen findet er heraus, dass Lime quicklebendig ist … Der im Nachkriegs-Wien spielende atmosphärisch dichte Film-noir-Klassiker ist der bekannteste von drei erfolgreichen Filmen aus der symbiotischen Zusammenarbeit von Carol Reed und Graham Greene. Der dritte Mann im Bunde, der Produzent Alexander Korda, hat mit ihnen an diesem Film und darüber hinaus zusammengearbeitet, gemeinsam und einzeln.
Der Film wurde 2015 im Auftrag von Studiocanal bei Deluxe in Großbritannien einer aufwändigen 4K-Restaurierung unterzogen. Da kein Originalnegativ vorhanden war, wurde der 4K-Scan von einem feinkörnigen Originalpositiv erstellt.
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Torre Bela | 25.10. 11:30
LI, PT, BRD 1977, R: Thomas Harlan, OF (Portugiesisch) mdU, Originalformat: 16 mm, 1:1.37, Farbe, Vorführkopie: DCP, 111 min, Filmmuseum München
B: Thomas Harlan; K: Russell Parker; S: Roberto Perpignani; P: Lichtbild Vaduz; Prod: José Pedro Andrade dos Santos; UA: 13.5.1977
Im Zuge der portugiesischen ›Nelkenrevolution‹ besetzen Bauern und Angestellte 1975 das Landgut eines Herzogs und versuchen, die Bewirtschaftung des Lands zu übernehmen. Der Filmemacher Thomas Harlan und sein Kameramann Russell Parker begleiten quasi als Beteiligte die Enteignung und die Suche nach einer neuen revolutionären Organisationsform. Dabei wird der Film zu einem einzigartigen Dokument.
Harlan hat den Film mehrfach umgeschnitten und überarbeitet. 2007 dirigierte er von seinem Krankenbett aus die Erstellung der von ihm autorisierten definitiven Schnittfassung. Diese bildete die Basis für die digitale Restaurierung vom Filmmuseum München und der Cinemateca Portuguesa unter Verwendung eines 2K-Scans des originalen 16-mm-Negativs.
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Únos | 24.10. 14:30
ČSR um 1947, R: Milada Cmíralová, OF (stumm), Originalformat: 9,5 mm, 1:1.30, sw, Vorführkopie: 2K DCP, 8 min, Národní filmový archiv, Prag
B: Milada Cmíralová, Jaroslav Cmíral sen.; K: Milada Cmíralová; D: Jaroslav Cmíral sen., Jaroslav Cmíral jun.; UA: um 1947
Familiendrama um einen Vater, der mit dem Schreiben eines Drehbuchs beschäftigt ist, während sich sein kleiner Sohn unbeaufsichtigt auf ein Abenteuer in den Wald begibt. Der Sohn ist von der ihn umgebenden Natur angezogen, die voller Geheimnisse steckt und interessante Entdeckungen bietet. Der Vater hingegen sieht nur die möglichen Gefahren. Dieser Widerspruch macht die Spannung des Films aus, das Werk von einem der wenigen tschechischen Amateurfilmemacher der Nachkriegszeit.
Die Digitalisierung erfolgte mit einem Filmfabriek-Scanner in der Auflösung 1404 × 1080.
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Was tun Pina Bausch und ihre Tänzer in Wuppertal? | 27.10. 16:30
BRD 1983, R: Klaus Wildenhahn, OmeU, Originalformatt: 16 mm, 1:1.37, Farbe, Vorführkopie: DCP, 115 min, Deutsche Kinemathek, Berlin
B: Klaus Wildenhahn; K: Wolfgang Jost; S: Petra Arciszewski; T: Klaus Wildenhahn; D: Pina Bausch, Kompanie des Tanztheaters Wuppertal/Ensemble of the Tanztheater Wuppertal, Ruth Grün, Herr/Mr Grün, Waldemar Hirsch; P: Norddeutscher Rundfunk (NDR), Hamburg; Westdeutscher Rundfunk (WDR), Köln; Red: Rainer Hagen, Horst Königstein, Christhart Burgmann; UA: 25.2.1983
Pina Bausch erlangte Weltruhm mit Stücken, die Alltagselemente und Avantgarde miteinander verbanden. Schlager, Jazz, Opernmusik und Klassik bilden den Hintergrund für mal absurde, mal poetische Bewegungen. Klaus Wildenhahn beobachtete die Kompanie und kombinierte diese Aufnahmen mit Stadteindrücken und Interviews mit Arbeiter*innen. So fremd sich diese beiden Welten zunächst gegenüberstehen, so deutlich wird Bauschs künstlerischer Ansatz, existenzielle Gefühle und Situationen zum Ausdruck zu bringen.
2022 im Auftrag der Deutschen Kinemathek in 2K-Auflösung digitalisiert und bei Basis Berlin Postproduktion restauriert. Ausgangsmaterialien waren das 16-mm-Umkehroriginal und die 16-mm-Mischung. Die Digitalisierung wurde ermöglicht durch das Förderprogramm Filmerbe (FFE).
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We’re Alive | 24.10. 10:45
USA 1974, R: Michie Gleason, Kathy Levitt, Christine Mohanna Lesiak, OF, Originalformat: 16 mm, 1:1.37, Farbe und sw, Vorführkopie: 4K DCP, 49 min, UCLA Film & Television Archive, Santa Clarita
D: Die Gefangenen der Haftanstalt California Institute for Women; P: UCLA Women’s Film Workshop; The Video Workshop of the California Institution for Women; UA: 1974
1974 konzipierten Filmstudentinnen der University of California in Los Angeles (UCLA) im damals größten Frauengefängnis der USA einen Videoworkshop. Die Teilnehmerinnen wurden in Filmtechnik geschult und schufen ein kraftvolles Dokument ihrer Lebensumstände. Sie sprechen über Erfahrungen in der Anstalt wie etwa Diskriminierung, wirtschaftliche Entrechtung, Drogensucht und den Machtmissbrauch des Bewährungsausschusses.
2022 digital restauriert in 4K-Auflösung durch das UCLA Film & Television Archive, auf Grundlage mehrerer 16-mm-Kopien. Finanziert durch den Columbia Motion Picture Research Fund. Labordienstleistungen wurden von Illuminate Studios und Endpoint Audio Labs erbracht. Besonderer Dank geht an die Regisseurinnen und das British Film Institute.
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Wopyt/Unruhe | 24.10. 15:30
DDR 1984, R: Toni Bruk, OF (deutsche Fassung), Originalformat: 35 mm, 1:1.37, Farbe, Vorführkopie: 2K DCP, 19 min, Deutsche Kinemathek, Berlin
B: Toni Bruk; K: Michael Börner; S: Heidrun Sünderhauf; M: Alfons Janca; D: Michael Becker, Heike Ludwig, Beno Mět, Achim Wagner; P: Lothar Schuster; Prod: Produktionsgruppe Sorbischer Film/Serbska filmowa skupina im DEFA-Studio für Trickfilme, Bautzen; UA: Keine Angabe
Beim Besuch eines Bekannten reflektiert eine alleinstehende sorbische Frau über ihr Leben, es werden wesentliche Lebensstationen lebendig. Die Frau ist bekümmert über Alter, Krankheit, schwindenden Familiensinn und Traditionsbewusstsein der Kinder und sehnt sich nach Kommunikation. Sie bejaht gleichzeitig das Leben. Ein Kurzspielfilm nach Motiven des sorbischen Autors Beno Budar.
Für die Restaurierung diente ein 35-mm-Bildnegativ mit deutschem Titel und Abspann aus dem Bundesarchiv. Dieses Bildnegativ sowie ein sorbisches 35-mm-Duplikatnegativ wurden für die sorbische Fassung verwendet. Die Digitalisierung des Bildes erfolgte in 4K. Als Tonvorlage wurde für beide Fassungen eine 35-mm-Kopie verwendet. Die Bearbeitung wurde durch das Förderprogramm Filmerbe (FFE) ermöglicht.
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Zeugin aus der Hölle/Gorke trave | 26.10. 11:15
BRD, YU 1967, R: Živorad Mitrović, OF, Originalformat: 35 mm, 1:1.37, sw, Vorführkopie: DCP, 83 min, Deutsche Kinemathek, Berlin
B: Frida Filipović, Michael Mansfeld; K: Milorad Marcović; S: Katarina Stojanović, Ursula Kahlbaum; T: Fodor Jeler, Max Galinsky, Wolfgang Ernst; D: Irene Papas, Heinz Drache, Daniel Gélin, Werner Peters, Jean Claudio, Alice Treff; P: CCC Filmkunst GmbH, Berlin; Avala Film, Belgrad/Belgrade; Prod: Artur Brauner, Aleksandar Krstić; UA: 29.6.1967
Die Shoah-Überlebende Lea Weiss soll in einem Prozess Zeugnis über die Gräuel im KZ ablegen. Im Vorfeld wird sie bedrängt und bedroht – und muss so ihr Trauma erneut durchleben. Wie Lea Wohl von Haselberg herausstellte, war der Film »seiner Zeit voraus« und vollzog einen frühen Perspektivwechsel zu den Überlebenden. Ein »Film gegen das Vergessen« und ein Zeitdokument über den Raum für jüdische Stimmen in der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft.
2024 wurde der Film im Auftrag der Deutschen Kinemathek bei Cinegrell Postfactory GmbH
in 4K-Auflösung digitalisiert und in 2K restauriert. Ausgangsmaterial für die deutsche Fassung waren das 35-mm-Originalbild- und -tonnegativ. Die Digitalisierung wurde ermöglicht durch das Förderprogramm Filmerbe (FFE).
Eine Veranstaltung des Kinopreises des Kinematheksverbunds
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Zwickel auf Bizyckel | 24.10. 17:00
BRD 1970/1997, R: Reinhard Kahn, Michel Leiner, Jeanine Meerapfel, Ingeborg Nödinger, Ralf Scheimeister, Pavel Schnabel, Klaus Werner, Marion Zemann, OmeU, Originalformat: 35 mm, 1:1.33, sw, Vorführkopie: DCP, 85 min, DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main
B: Reinhard Kahn, Michael Leiner; K: Pavel Schnabel, Ralf Scheimeister; S: Reinhard Kahn, Michael Leiner; D: Viktor Huber, Gabi Weber, Roswitha Balser, Ruth Goldstein, Sabine Ebner; P: Eppelwoi Motion Pictures, Frankfurt am Main; Reinhard Kahn Filmproduktion, Frankfurt am Main; Prod: Reinhard Kahn; UA: Oktober 1997
1968/69 gründeten acht Filmemacher*innen das Kollektiv Epplwoi Motion Pictures, es entstanden zwei Spielfilme. ›Zwickel auf Bizyckel‹ setzt sich mit Kleinbürgertum und Konsumzwängen auseinander. Für seine Arbeit wählte das Kollektiv eine halb dokumentarische Methode und arbeitete ausschließlich mit Laiendarsteller*innen. Die Hauptfiguren verlieren ihre Arbeit, geraten mit der Justiz in Konflikt und versuchen wieder im ›normalen‹ Leben Fuß zu fassen.
Für die Digitalisierung konnten das Originalbildnegativ und der 17,5-mm-Magnetton genutzt werden, als Referenz diente eine zeitgenössische Kinokopie. Die Lichtbestimmung erfolgte mit dem Regisseur Reinhard Kahn. Der dokumentarische Charakter mit der gewollten Körnigkeit blieb erhalten.
Vorträge, Gespräche und Empfang
The politics of »us«: In film history and archives | 24.10. 10:00
Keynote
Elisa Jochum (Deutsche Kinemathek)
Auf Englisch
Eine Gemeinschaft wird je nach Perspektive durch die Pronomen »wir«, »ihr« oder »sie« definiert. Ebenso abhängig von der Perspektive kann jedes Pronomen unterschiedliche Bedeutungen transportieren: Solidarität oder Ausgrenzung, Freiheit oder Diskriminierung, Stärke oder Verletzlichkeit, Gleichklang oder Vielstimmigkeit, ein Ende der Einsamkeit oder gemeinsames Alleinsein.
Der diesjährige Eröffnungsvortrag des Festivals Film Restored betrachtet die Filmgeschichte als ein aus Gemeinschaften bestehendes Universum – oder, um einen mathematischen Begriff zu entlehnen: als ein Venn-Diagramm, das eine unendliche Anzahl von Kreisen verbindet. Jede Gemeinschaft ist dynamisch. Oft wird es an ihren Rändern am komplexesten – und aufschlussreichsten.
Der Vortrag schließt mit einer Reihe von Fragen – und der Einladung an das Publikum, sie mit in die Festivalwoche zu nehmen.
UCLA Women’s Film Workshop and the prison system | 24.10. 10:45
Vortrag
Jillian Borders (UCLA Film & Television Archive)
Auf Englisch
Die School of Theater, Film & Television der University of California in Los Angeles (UCLA) ist seit den 1940er-Jahren aktiv. Drei Studentinnen gründeten 1974 den UCLA Women’s Film Workshop, um sich Zugang zum California Institute of Women zu verschaffen, dem damals größten Frauengefängnis der Vereinigten Staaten. Sechs Monate lang leiteten sie dort einen Portapak-Videoworkshop, der dazu diente, den Insassinnen Gehör zu verschaffen und dabei die Gemeinschaft innerhalb des Gefängnisses sichtbar zu machen. Die von den Frauen erörterten Themen sind auch heute noch aktuell in den Debatten um die Abschaffung von Gefängnissen.
Die Restaurierung von ›Torre Bela‹ | 24.10. 11:30
Werkstattbericht
Stefan Drößler (Filmmuseum München)
Auf Deutsch
›Torre Bela‹ ist ein Dokumentarfilm über die Besetzung des Landguts eines Herzogs durch Bauern und Angestellte im Zuge der portugiesischen ›Nelkenrevolution‹ ab 1974. Thomas Harlan filmte alles und stellte im Anschluss verschiedene Versionen seines Films her. In einer gemeinsamen Anstrengung haben die Cinemateca Portuguesa und das Filmmuseum München versucht, die zuletzt von Thomas Harlan autorisierte Fassung wiederherzustellen.
The beginnings of the Prague Amateur Film Club and 9.5mm film technology (1930s) | 24.10. 14:30
Vortrag
Daria Chernyak, Jiří Horníček (beide Národní filmový archiv, Prag)
Auf Englisch
1932 wurde in Prag der erste Klub von Amateurfilmer*innen gegründet, der Pathé Club. Die Grundvoraussetzung für die Mitgliedschaft war die Verwendung des 9,5-mm-Formats. Diese Vorgabe diente vor allem zu Beginn als stark verbindendes Element. Der Vortrag geht zunächst auf die Gründungsphase ein, um anschließend einige Aktivitäten wie etwa die Herausgabe eines Magazins und den Bau eines eigenen Klubraums näher vorzustellen. Im zweiten Teil der Präsentation steht die Filmpraxis der Mitglieder im Umgang mit dem 9,5-mm-Format und der technische Workflow des unabhängigen Filmlab der 1930er-Jahre im Fokus.
Serbska filmowa skupina: Die DEFA-Produktionsgruppe Sorbischer Film | 24.10. 15:30
Vortrag
Andy Räder (Universität Greifswald/University of Greifswald)
Auf Deutsch
In der Nieder- und Oberlausitz leben die Sorb*innen oder Wend*innen, die kleinste slawische Ethnie Europas. In der DDR waren sie die einzige anerkannte nationale Minderheit. Ihr Beitrag zur Filmgeschichte ist weitgehend unbekannt. Zwischen 1980 und 1992 entstanden in der Bautzener Produktionsgruppe Sorbischer Film innerhalb der DEFA fast vierzig Werke. So konnten erstmals Filme in sorbischer Sprache gedreht und sorbische Themen im kollektiven Bewusstsein der nicht sorbischen DDR-Bevölkerung verankert werden. Diese Förderung ethnischer Minderheiten im Film war einzigartig, jedoch niemals gleichberechtigt.
Towards the retrieval and restoration of ›Ballade aux sources‹: A collaborative approach | 25.10. 10:00
Werkstattbericht
Clément Lafite (Università degli Studi di Udine), Alessandro Russo (Università degli Studi di Padua), Annabelle Aventurin (Filmarchivarin und -kuratorin/film archivist and curator)
Auf Englisch
Dieser Werkstattbericht widmet sich der im Jahr 2018 von den Pariser Ciné-Archives angestoßenen Rettung des Debütfilms von Med Hondo und Bernard Nantet, ›Ballade aux sources‹ (FR 1965) und den Forschungsarbeiten zur Identifizierung seiner Originalelemente. Diese wurden bisher von keiner Filmografie geführt. Ebenso soll der Arbeitsablauf der digitalen Restaurierung vorgestellt werden, die vom Labor La Camera Ottica der Universität Udine und dem Centro di Sonologia Computazionale (CSC) der Universität Padua durchgeführt wurde, um die Probleme im Zusammenhang mit der chemisch-physikalischen Zersetzung der originalen Magnettonspur zu lösen.
Archiving queer – Queering archives | 25.10. 16:00
Podiumsgespräch
Björn Koll (Queere Kulturstiftung), Birgit Bosold (Schwules Museum) und Borjana Gaković (Film- und Medienwissenschaftlerin)
Moderation: Daniel Meiller (Deutsche Kinemathek)
Auf Deutsch
Queer hat eine vielfältige Geschichte – aber ist diese auch an sicheren Orten bewahrt und für alle zugänglich? Das Podiumsgespräch wird das Konzept »queer archive« von verschiedenen Seiten beleuchten:
Archiving queer: Queere Filme und andere Zeugnisse queeren Lebens stammen oft aus einem prekären, fragilen oder bedrohten Kontext. Wie wird ein Archiv zu einem Safe Space?
Queering archives: Wodurch wird ein Archiv zu einem queeren Archiv? Welche Defizite haben bestehende Archivierungsstandards und -strukturen?
Using queer archives: Wie bekommen Recherchierende, Kurator*innen und Privatpersonen Zugang und wie fließt ihr Wissen in diese Archive zurück?
Jewish film heritage | 26.10. 10:00
Vortrag
Lea Wohl von Haselberg (Medienwissenschaftlerin und Kuratorin), Johannes Praetorius-Rhein (Filmwissenschaftler und Soziologe)
Auf Deutsch
Jüdischer Film ist ein noch junges, aber dynamisches Forschungsfeld – »Jüdisches Filmerbe« hingegen ist bislang ein Desiderat. Angesiedelt zwischen den Diskursen um Filmerbe und Jüdisches Kulturerbe gibt es keine Institutionen, die sich der Sammlung, Archivierung und der Zugänglichmachung von Jüdischem Filmerbe verschrieben haben. Und doch wird Jüdisches Filmerbe auf unterschiedliche Weisen diskursiv hergestellt. Das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt liefert hier Grundlagenforschung durch die Entwicklung einer Datenbank, die das Feld abbildet, durch die Untersuchung diskursiver Strategien sowie die Recherche vergessener Bestände des Jüdischen Filmerbes.
Eine Veranstaltung des Kinopreises des Kinematheksverbunds
Hands-on – Aufbau und Entwicklung von alternativen Communitys | 26.10. 15:45
Podiumsgespräch
Audrey Biasucci (Filmgruppe Zelluloid 42), Patrick Holzapfel (Jugend ohne Film), Malve Lippman und Can Sungu (Cinema of Commoning)
Moderation: Diana Kluge (Deutsche Kinemathek)
Auf Deutsch
Provokantes Kino auf 35 mm, ein globales Netzwerk an alternativen Kinoinitiativen und eine junge Filmkritiker*innen-Gemeinschaft mit dem Fokus auf Filmgeschichte und vielfältigen Rezeptionsangeboten, on- und offline. Drei Beispiele von alternativen Communitys sollen in dieser praxisbetonten Podiumsrunde besprochen werden. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde der jeweiligen kollektiven Projekte geht es vor allem um Fragen rund um Entstehungsbedingungen sowie Herausforderungen und Zukunftsperspektiven.
Eine Veranstaltung des Kinopreises des Kinematheksverbunds
Kinopreises des Kinematheksverbundes – Verleihung | 26.10. 20:00
Zum 25. Mal werden dieses Jahr kommunale Kinos und filmkulturelle Initiativen ausgezeichnet. Kommunale Kinos sind geprägt von der Verankerung in ihrer Ortsgemeinschaft und einer Verbundenheit ihrer Kinobesucher*innen. Das Rahmenprogramm zum Kinopreis adressiert, wie der Community-Gedanke in der Kinolandschaft gestärkt werden kann. Der Ehrenpreis des Kinematheksverbundes wird an die Regisseurin Helke Sander verliehen.
Bitte melden Sie sich für die Veranstaltung an: registration_fr [at] deutsche-kinemathek.de (registration_fr[at]deutsche-kinemathek[dot]de)
Kinopreis des Kinematheksverbundes – Empfang und Party | 26.10. 21:30
Mit DJ Barış Cengiz
Deutsche Kinemathek, Veranstaltungsraum 4. OG
Sprecher*innen
Annabelle Aventurin
ist Filmarchivarin und arbeitete von 2020 bis Ende 2023 bei Ciné-Archives, Paris, der Filmsammlung der Kommunistischen Partei Frankreichs und der Arbeiterbewegung, an der Erhaltung und dem Vertrieb der Filme von Med Hondo. Sie kuratiert auch Filmprogramme. 2022 drehte sie ihren ersten Dokumentarfilm, ›Le Roi n’est pas mon cousin‹, der auf fast fünfzig Festivals und an verschiedenen Orten gezeigt wurde.
Audrey Biasucci
wurde in Lyon geboren. Sie war beim Filmfestival Lumière tätigt. Zuletzt kuratierte und moderierte sie hier Tagungen und war als Community-Managerin tätig. Geprägt ist sie von einer Off-Festivalkultur, wie sie von Genrefilmfestivals wie Terza Visione und dem Hofbauerkongress verkörpert wird. Zudem ist sie seit Langem in der DIY-Musikszene aktiv und seit kurzem Mitglied beim Filmrauschpalast in Berlin-Moabit.
Jillian Borders
ist Head of Preservation des Film & Television Archive der University of California in Los Angeles (UCLA), der größten universitären Sammlung von Bewegtbildern. Sie begann ihre Karriere im Filmlabor der UCLA, bevor sie 2013 ins Filmarchiv kam. Sie beaufsichtigt die fotochemischen und digitalen Restaurierungen einer breiten Palette von Titeln, von klassischen Hollywood- bis zu Independent-Filmen. Sie hat einen B. A. in Geschichte und Vergleichender Literaturwissenschaft und absolvierte ihren M. A. in Moving Image Archive Studies an der UCLA.
Birgit Bosold
ist Mitglied des Vorstands des Schwulen Museums Berlin (SMU). Mit den Schwerpunkten Programm und Finanzen war sie maßgeblich an der Entwicklung des SMU beteiligt, unter anderem als (Co-)Kuratorin von Projekten wie »Homosexualität_en« (2015/ 16) oder zuletzt »Aufarbeiten: Sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Zeichen von Emanzipation« (2023/24). Als Quereinsteigerin wechselte sie in die Finanzindustrie, arbeitete bei renommierten Banken und ist heute als selbstständige Finanzplanerin und Investmentexpertin tätig.
Robert Byrne
ist ein Filmarchivar und -restaurator, der sich auf das frühe Kino und Filme der Stummfilmzeit spezialisiert hat. In Zusammenarbeit mit Filmarchiven auf der ganzen Welt leitete er die Restaurierung von mehr als vierzig Spielfilmen und zahlreichen Kurzfilmen. Er schreibt und hält regelmäßig Vorträge zu Themen der Medienarchäologie und der audiovisuellen Archivierung. Byrne ist der Gründer des San Francisco Film Preserve und war in den letzten zwanzig Jahren Mitglied des Vorstands des San Francisco Silent Film Festival.
Daria Chernyak
ist experimentelle Filmemacherin und Archivarin. Sie studierte im Fachbereich Kamera am Gerassimow-Institut für Kinematografie (WGIK) in Moskau und Schnitt an der Prager Hochschule Filmová a televizní fakulta Akademie múzických umění (FAMU). Im Rahmen des Projekts »9,5 mm« erforscht sie technische Aspekte des Amateurfilms wie Filmbearbeitung, Druck und Schnitt.
Stefan Drößler
leitet seit 1999 das Filmmuseum München. Seit 1977 in der Filmclubarbeit aktiv, organisierte er Festivals, Retrospektiven und Filmreihen für Museen, Volkshochschulen, Universitäten und Kongresse, gründete und leitete die Bonner Kinemathek (1986–1999) sowie die Bonner Stummfilmfilmtage (1985–2020). Als Filmrestaurator beschäftigt er sich mit Stummfilmen, Multiversionsfilmen und 3D-Kino sowie dem Werk von Thomas Harlan, Katja Raganelli, Werner Schroeter, Katrin Seybold, Orson Welles und anderen.
Shivendra Singh Dungarpur
ist Filmemacher, Produzent, Filmarchivist und -restaurator. Er ist der Gründer der Film Heritage Foundation, die sich der Bewahrung des indischen Filmerbes widmet, und Direktor des Mumbai International Film Festival. Für seinen ersten abendfüllenden Dokumentarfilm ›Celluloid Man‹ (2012) erhielt er zwei nationale Preise. Sein zweiter Film ›The Immortals‹ (2015) gewann 2016 den Spezialpreis der Jury für den besten Film auf dem Filmfestival von Melbourne. Sein dritter Dokumentarfilm ›CzechMate. In Search of Jiří Menzel‹ wurde vom British Film Institute und der Zeitschrift ›Sight & Sound‹ zu einer der fünf besten Neuerscheinungen des Jahres 2020 gewählt.
Borjana Gaković
ist Film- und Medienwissenschaftlerin. Sie ist als Kuratorin, Moderatorin, Redakteurin, Dozentin und Autorin im Bereich der Film- und Kinokultur tätig. Ihre archivbasierte kuratorische Arbeit fokussiert auf Geschichtsrepräsentationen und Medialitäten der Geschichtsschreibung, europäisches Kino der 1960er und 1970er Jahre, Feminismen in Geschichte und Gegenwart sowie Krieg und Trauma im Film. Ihre Filmprogramme werden in zahlreichen Kinos und auf Filmfestivals in Deutschland sowie international gezeigt.
Elena Guest
ist leitende Kuratorin am National Film and Sound Archive of Australia (NFSA). Sie leitet das NFSA-Restaurierungsprogramm und führt Projekte durch, die auf der NFSA-Sammlung beruhen, wie die Produktion von ›Winhanganha‹ (2023) mit dem Wiradjuri-Künstler Jazz Money. Sie ist seit über dreißig Jahren in der Film- und Fernsehbranche tätig, unter anderem bei der Fördereinrichtung Screen Australia, als Administratorin für Veranstaltungen und Filmfestivals, Programmgestalterin und Direktorin, Autorin/Produzentin, als Lehrerin und im Bereich Filmvorführung und -vertrieb.
Anke Hahn
leitet den Filmverleih der Deutschen Kinemathek. Nach dem Studium der Germanistik und Philosophie in Berlin arbeitete sie für den Basis-Film Verleih und als Autorin. Seit 2005 ist sie in der Deutschen Kinemathek für den Kino- und Festivalverleih zuständig. Im Rahmen dieser Tätigkeit initiiert und organisiert sie Filmreihen und Veranstaltungen. Außerdem ist Hahn seit dem Start 2017 Projektleiterin und Programmkoordinatorin des Filmerbe-Festivals Film Restored und seit 2022 für das Streamingprogramm der Deutschen Kinemathek »Selects« verantwortlich.
Annika Haupts
ist Programmkoordinatorin und Mitglied der Auswahlkommission der Berlinale Retrospektive und Berlinale Classics in der Deutschen Kinemathek. Zuvor dort Redakteurin in der Abteilung Kommunikation sowie anschließend Kuratorische Assistentin und Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Ausstellungsteam. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Inszenierung von Arbeit und Arbeiter*innen im nationalsozialistischen Spielfilm.
Patrick Holzapfel
arbeitet literarisch, kuratorisch und journalistisch. Er ist Herausgeber des Online- und Printmagazins ›Jugend ohne Film‹. 2024 erschien sein Debütroman ›Hermelin auf Bänken‹, außerdem ist er Gewinner des Open-Mike-Wettbewerbs für junge Literatur 2022. 2016 war er Siegfried-Kracauer-Stipendiat des Verbands der deutschen Filmkritik, 2022 nominiert für den Siegfried-Kracauer-Preis für die Beste Filmkritik und im selben Jahr Startstipendiat Literatur des Bundeskanzleramts Österreich.
Jiří Horníček
ist Kurator und Filmhistoriker am Národní filmový archiv in Prag mit Schwerpunkt Amateur- und Privatfilme. Er arbeitet mit der Archivvereinigung Inedits: Amateur Films/Memory of Europe zusammen. Horníček ist Mitherausgeber einer Monografie über Ludvík Šváb, tschechischer Amateur- und Experimentalfilmer und Mitglied der Prager Surrealistengruppe (›Ludvík Šváb. Tidy Up After I Die‹, 2017). Er ist häufig Gast auf Konferenzen zu Amateurfilmen (zum Beispiel »9.5mm: And Cinema Is Everywhere«, Lichtspiel Bern, 2022).
Elisa Jochum
ist Filmwissenschaftlerin und Kulturhistorikerin. Seit 2022 leitet sie die Abteilung Filmerbe (das Filmarchiv) der Deutschen Kinemathek und lehrt seit 2020 zu Frauen in der Mediengeschichte an der Filmakademie Baden-Württemberg. Zu vorherigen Arbeits- und Forschungsstationen gehören das Goethe-Institut, die Humboldt-Universität zu Berlin, das University College London und die Yale University.
Diana Kluge
studierte Kommunikations- und Medienwissenschaften, Kulturwissenschaften und BWL in Leipzig und Manchester. Anschließend arbeitete sie im kuratorischen und organisatorischen Bereich für nationale und internationale Filmfestivals und Kulturorganisationen wie das Goethe-Institut in Wellington, Tiff Bell Lightbox in Toronto und das Filmfestival Cottbus. Seit 2015 ist sie im Filmverleih der Deutschen Kinemathek. Nebenbei kuratiert sie Programme unter anderem für das Down Under Film Festival.
Björn Koll
ging 1988 nach dem Abitur und Grundwehrdienst nach Westberlin, um Theaterwissenschaft, BWL und Psychologie zu studieren. Er machte eigene Kurzfilme, Praktika am Theater des Westens und der Deutschen Oper, war Konzertveranstalter und begann die Zusammenarbeit mit Manfred Salzgeber. Von 1990 bis 2023 leitete er den Filmverleih Salzgeber und brachte hier über 600 Filme heraus. Das Spektrum von Salzgeber ist vielfältig und reicht von queerem Kino, Dokumentar- und Nachwuchsfilm bis zum Weltkino. Derzeit entwickelt Koll Kunst- und Buchprojekte und engagiert sich als Vorstand der Queeren Kulturstiftung besonderes für den Aufbau eines queeren Filmarchivs in Berlin. Er ist zudem Veranstalter des bundesweiten Queerfilmfestivals und Herausgeber von ›sissy‹, einem nicht heterosexuellen Kulturmagazin.
Clément Lafite
ist Filmarchivar und Doktorand der Filmwissenschaften an der Università degli Studi di Udine. Er hat mit verschiedenen Filmarchiven zusammengearbeitet: Eye Filmmuseum (Amsterdam), Ciné-Archives (Paris) und Cineteca Nazionale (Rom). Er arbeitete als Projektkoordinator bei Filmfestivals wie den Internationalen Filmfestspielen von Venedig und kooperiert derzeit mit dem Festival Giornate del Cinema Muto von Pordenone. Lafite unterrichtet Techniken der Filmrestaurierung an der Scuola Nazionale di Cinema in Rom.
Malve Lippmann
ist Künstlerin, Kuratorin und Kulturmanagerin. Sie studierte an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart und am Institut für Kunst im Kontext der Universität der Künste Berlin. Neben der Arbeit als freiberufliche Bühnenbildnerin und Künstlerin ist Lippmann seit 2010 als Kuratorin und Kulturmanagerin tätig. Sie ist zudem in diversen Kultur- und Community-Projekten sowie in der Filmbildung aktiv und ist Mitbegründerin und künstlerische Leiterin von bi’bak und Sinema Transtopia in Berlin. Neben Filmprogrammen, Veranstaltungsreihen und Ausstellungen verantwortete sie auch das internationale Symposium »Cinema of Commoning« (2022/2024) sowie die dokumentarischen Ausstellungsprojekte »Sıla Yolu. Der Ferientransit in die Türkei und die Erzählungen der Autobahn« (2016/17) und »Bitter Things. Narratives and Memories of Transnational Families« (2018–2022).
Brian Meacham
ist leitender Archivar im Yale Film Archive in New Haven, wo er für den Erwerb, die Konservierung, den Erhalt und den Zugang zur Sammlung des Filmarchivs zuständig ist. Vor seiner Tätigkeit in Yale arbeitete er im Harvard Film Archive und als Public Access Coordinator und Kurzfilmarchivar im Academy Film Archive in Hollywood. Er ist Absolvent der Selznick School of Film Preservation am George Eastman House, Rochester, und ist außerdem Mitglied im Vorstand der Association of Moving Image Archivists.
Daniel Meiller
hat einen Magister in Romanistik und Vergleichender Literaturwissenschaft. Er absolvierte an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf das Studium in der Fachrichtung Filmmontage. Er war elf Jahre freiberuflich als Cutter für Dokumentar- und Spielfilme tätig, und von 2006 bis 2008 Filmrestaurator im Nederlands Filmmuseum, Amsterdam. Seit 2008 ist er Leiter der Audiovisuellen Sammlungen in der Deutschen Kinemathek, Berlin.
Alec Morgan
ist ein preisgekrönter Filmemacher, dessen Dokumentarfilme in der ganzen Welt gezeigt wurden. Zu seinen Erfolgen gehören ›Lousy Little Sixpence‹ (1983), ein bahnbrechender Film über die Entführung von indigenen Kindern aus ihren Familien, und ›Admission Impossible‹ (1992), eine Untersuchung der umstrittenen ›White Australia Policy‹ (Einwanderungspolitik des ›weißen Australien‹). Sein jüngster und mehrfach ausgezeichneter Dokumentarfilm ›Ablaze‹ (2021) begleitet die Suche des indigenen Opernsängers Tiriki Onus nach den in den 1940er-Jahren entstandenen ›verlorenen Filmen‹ seines Großvaters William Onus, eines politischen Aktivisten für die Rechte der Indigenen Australiens.
Johannes Praetorius-Rhein
ist Filmwissenschaftler und Soziologe. Nach dem Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft und Soziologie in Frankfurt am Main und Brüssel begann er eine vom Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk (ELES) geförderte Promotion zu Artur Brauners Filmen gegen das Vergessen, die kurz vor dem Abschluss steht. Von 2019 bis 2022 koordinierte er zusammen mit Lea Wohl von Haselberg das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Netzwerk »Deutsch-Jüdische Filmgeschichte der Bundesrepublik«. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. Dort arbeitete er am Projekt ViCTOR-E zum nicht fiktionalen Film der Nachkriegszeit, Teil des Netzwerks Humanities in the European Research Area (HERA). Seit 2022 baut er die Forschungsdatenbank zu Jüdischem Filmerbe auf.
Andy Räder
ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Politik und Kommunikationswissenschaft der Universität Greifswald. Er wurde an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf mit einer Arbeit über den Fernsehregisseur Ulrich Thein und die DDR-Fernsehdramatik promoviert. Aktuelle Forschungsinteressen sind Mediengeschichte, DDR-Film und -Fernsehen, Minderheiten und marginalisierte Filmkulturen, Kinderfilm und Digital Humanities. Zu seinen letzten Veröffentlichungen gehört ›Sorbische Filmlandschaften. Serbske filmowe krajiny‹ (2024) mit Grit Lemke; er ist Mitherausgeber des Bandes ›Der 5. Kanal‹ (2024) im Rahmen der Uwe-Johnson-Werkausgabe der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW).
Rainer Rother
ist Filmwissenschaftler und seit 2006 Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek sowie Leiter der Retrospektive der Berlinale. Von 1991 bis 2006 war er Leiter des Zeughauskinos des Deutschen Historischen Museums und kuratierte dort Ausstellungen und Filmreihen, darunter »Die Ufa 1917–1945. Das deutsche Bildimperium« und »Geschichtsort Olympiagelände 1909 – 1936 – 2006«. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen, zuletzt ›No Angels – Mae West, Rosalind Russell & Carole Lombard‹ (2021) und ›Der deutsche Film – von 1985 bis heute‹ (2023).
Markus Ruff
lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Visuelle Kommunikation und Kunst und Medien an der Universität der Künste Berlin sowie ein Jahr an der Universidad del Cine in Buenos Aires (2002–2010). Seit 2011 ist er Leiter der Archivprojekte beim Arsenal – Institut für Film und Videokunst, wozu Digitalisierungen und Restaurierungen wie auch Fortbildungen im Bereich Archivierung und Filmerhalt zählen.
Alessandro Russo
ist Tonrestaurator und derzeit Doktorand am Centro di Sonologia Computazionale (CSC) der Università di Padova. Seine Hauptforschungsaktivitäten beschäftigen sich mit dem Erhalt von Tondokumenten, Filmen und multimedialen Kunstinstallationen. Seit 2016 forscht er sowohl in Zusammenarbeit mit dem CSC im Bereich der Audiorestaurierung als auch mit dem Labor La Camera Ottica der Università degli Studi di Udine. Dort arbeitet er an mehreren Digitalisierungs- und Restaurierungsprojekten in Zusammenarbeit mit italienischen und internationalen Archiven.
Doris Senn
studierte Filmwissenschaft und war viele Jahre Aktivistin des Frauenkinos Xenia. Seit Anfang der 1990er-Jahre arbeitet sie als Filmkritikerin (für ›Cinema Jahrbuch‹, ›Filmbulletin‹ und ›Art-TV‹). 2001 bis 2020/21 fungierte sie als Co-Leiterin und Co-Kuratorin des queeren Filmfestivals Pink Apple in Zürich und Frauenfeld. Senn ist Herausgeberin des Buches ›Frauenkino Xenia – Zürich‹ (2024).
Can Sungu
ist Kurator, Forscher und Autor. Er ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter von bi’bak und Sinema Transtopia in Berlin, wo er Filmprogramme, Veranstaltungsreihen und Ausstellungen kuratierte, darunter das internationale Symposium »Cinema of Commoning« (2022/2024) sowie die dokumentarischen Ausstellungsprojekte »Sıla Yolu. Der Ferientransit in die Türkei und die Erzählungen der Autobahn« (2016/17) und »Bitter Things. Narratives and Memories of Transnational Families« (2018–2022). Als Juror und Berater war er unter anderem für das Berlinale Forum, die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen, das Künstlerprogramm des DAAD, die Duisburger Filmwoche und den Hauptstadtkulturfonds tätig. Er ist Mitherausgeber von mehreren Büchern. Von 2020 bis 2023 war er im kuratorischen Team von »Fiktionsbescheinigung« des Berlinale Forums – ein Filmprogramm, das die deutsche Filmgeschichte durch intersektionale Perspektiven ergänzt. Seit 2023 arbeitet er als Kurator am Haus der Kulturen der Welt (HKW) in Berlin.
Cléo Uebelmann
ist Künstlerin und Regisseurin. Ihr experimentelles Erstlingswerk ›Mano Destra‹ (1986) avancierte zum Kultfilm und verschuf der Regisseurin internationale Aufmerksamkeit. Der Film wurde mehrmals im Zürcher Frauenkino Xenia gezeigt und zirkulierte in der feministischen Subkultur der 1980er- und 1990er-Jahre. Auch in ihren weiteren fotografischen und filmischen Arbeiten, etwa ›Museum of Modern Art‹ (1988), setzt sich Uebelmann auf abstrakte Weise mit Fragen von Sexualität und Geschlecht auseinander.
Seraina Winzeler
ist Filmwissenschaftlerin und Archivarin und arbeitet als Leiterin der Vermittlung in der Cinémathèque suisse am Standort Zürich. Gemeinsam mit Jenny Billeter und Emanuel Signer kuratierte sie 2023 das Programm »Xenia Retrospektive – Kino machen, feministisch« im Zürcher Kino Xenix.
Lea Wohl von Haselberg
ist Medienwissenschaftlerin und Kuratorin und forscht zu Jüdischer Filmgeschichte, Holocaustfilm und audiovisuellen Erinnerungskulturen. Sie wurde in Hamburg und Haifa promoviert und leitet seit 2017 verschiedene Forschungsprojekte an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf, wo sie das Memory Media Lab entwickelt. Sie ist Mitherausgeberin des Magazins ›Jalta. Positionen zur Jüdischen Gegenwart‹ und Programmdirektorin des Jüdischen Filmfestivals Berlin Brandenburg (JFBB).
Thomas Worschech
war nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre freier Mitarbeiter an verschiedenen Museen. Seit 1999 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter des DFF –Deutsches Filminstitut & Filmmuseum in Frankfurt am Main sowie Leiter des dortigen Filmarchivs und der filmtechnischen Sammlung. Er verantwortet Filmrestaurierungen sowie DVD-Produktionen und ist an der Konzeption filmhistorischer Ausstellungen beteiligt. Seit 2013 ist er verantwortlich für die Digitalisierungsprojekte des DFF.
Philip Zengel
studierte Kommunikationswissenschaft und -management in Erfurt, Oslo und Leipzig. Seine Masterarbeit verfasste er 2017 zum Thema »Online-Kommunikationsstrategien in der Filmwirtschaft – Vermarktungsmöglichkeiten von Kinospielfilmen in Deutschland«. Bereits neben dem Studium war er viele Jahre für die DEFA-Stiftung in Berlin tätig; seit 2020 leitet er dort den Bereich Öffentlichkeitsarbeit. In dieser Position hält er Filmeinführungen und schreibt filmhistorische Texte.
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