Charlotte Rampling
Hommage 2019
Goldener Ehrenbär für Charlotte Rampling
Charlotte Ramplings Œuvre umfasst mehr als 100 Film- und TV-Produktionen. Bei der Berlinale war Charlotte Rampling mehrfach zu Gast, u. a. 2006 als Jurypräsidentin der 56. Internationalen Filmfestspiele Berlin, und 2015 gewann sie den Silbernen Bären als Beste Darstellerin für ›45 Years‹ (Regie: Andrew Haigh). Im gleichen Jahr war sie für einen Academy Award nominiert und wurde zum zweiten Mal als Beste Darstellerin beim Europäischen Filmpreis ausgezeichnet.
Nach der Ausbildung am Royal Court Theatre begann die renommierte Schauspielerin 1965 ihre Filmkarriere. Eine ihrer ersten Rollen spielte sie in der subtilen britischen Komödie ›Georgy Girl‹ (1966) von Silvio Narizzano. Mit Luchino Viscontis Politdrama ›La caduta degli dei‹ (›Die Verdammten‹) wurde sie 1969 international bekannt und spielte nachfolgend in zahlreichen Produktionen italienischer Filmemacher*innen. 1974 löste der Film ›Il portiere di notte‹ unter der Regie von Liliana Cavani heftige Kontroversen aus. Hierin spielt Rampling eine Frau, die als Jugendliche in einem Konzentrationslager von einem SS-Offizier zu sadomasochistischen Liebesspielen gezwungen wurde. Rampling wurde für diesen Part von italienischen Kritiker*innen zur »Schauspielerin des Jahres« gekürt. Jüngst übernahm sie die Hauptrolle in Andrea Pallaoros Film ›Hannah‹ (2017). Für ihre Rolle in dem intimen Porträt einer Frau, die die Verhaftung ihres Mannes überwinden muss, wurde sie 2017 bei den Filmfestspielen in Venedig mit der Coppa Volpi zur Besten Hauptdarstellerin gekürt.
Ab Mitte der 1970er-Jahre drehte Charlotte Rampling auch in den USA mit namhaften Filmemacher*innen. So spielte sie neben Robert Mitchum die Hauptrolle in der Raymond-Chandler-Verfilmung ›Farewell, My Lovely‹ (›Fahr zur Hölle, Liebling‹, 1975) von Dick Richards und verkörperte die Figur der melancholischen Dorrie in Woody Allens Tragikomödie ›Stardust Memories‹ (1980). Zwei Jahre später trat sie in Sidney Lumets Thriller ›The Verdict‹ (›The Verdict – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit‹, 1982) an der Seite von Paul Newman und Jack Warden auf. Charlotte Ramplings intensives Spiel beruht auf der kompletten Hingabe an die Figuren, die sie verkörpert, oft Frauen in Extremsituationen, die sie stets mit einer »Wahrhaftigkeit der Gefühle« – wie sie es selbst ausgedrückt hat – auf die Leinwand bringt. Solch eine außergewöhnliche Rolle spielte sie auch 1986 in Nagisa Oshimas Film ›Max Mon Amour‹.
Charlotte Rampling wuchs in England und Frankreich auf. Seit Mitte der 1970er-Jahre lebt sie in Frankreich. Zu ihren bekanntesten Werken zählen zahlreiche preisgekrönte französische Produktionen. Allein mit dem Regisseur François Ozon realisierte sie bisher vier Filme, zunächst ›Sous le sable‹ (›Unter dem Sand‹, 2000), drei Jahre später dann das Zwei-Frauen-Drama ›Swimming Pool‹. Für ihre Darstellung einer Kriminalschriftstellerin gewann sie 2003 die Auszeichnung als Beste Hauptdarstellerin beim Europäischen Filmpreis. 2007 trat sie in ›Angel‹ (›Angel – Ein Leben wie im Traum‹) und sechs Jahre später in ›Jeune et Jolie‹ (›Jung & Schön‹, 2013) erneut für Ozon vor die Kamera. Die Möglichkeit zur Darstellung komplexer, emotionaler Situationen bot ihr auch die Rolle in Laurent Cantets Film ›Vers le Sud‹ (›In den Süden‹, 2005), der den CinemAvvenire-Preis der Internationalen Filmfestspiele von Venedig erhielt. Die deutsche Regisseurin Angelina Maccarone widmete ihr 2011 mit der Dokumentation ›The Look‹ ein ausführliches filmisches Porträt. Vielschichtige Rollen übernahm Charlotte Rampling auch in namhaften TV-Serien wie ›Dexter‹ (2013) oder der britischen Thriller-Serie ›Broadchurch‹ (2015).
Allein in diesem Jahr hat sie in drei Spielfilmen mitgewirkt: in ›Red Sparrow‹ (Regie: Francis Lawrence) an der Seite von Jennifer Lawrence, in ›The Little Stranger‹ (Regie: Lenny Abrahamson) und in Michel Blancs ›Voyez comme on danse‹. Aktuell steht sie für Paul Verhoevens Film ›Benedetta‹ vor der Kamera, der 2019 erscheinen wird.
Die Filme
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45 Years
GB 2015, Regie: Andrew Haigh
Die Ehe eines alternden Paares gerät in die Krise, als durch einen Leichenfund Erinnerungen an die Jugendliebe des Ehemanns wach werden. Ein nuanciertes Kammerspiel, für das Charlotte Rampling und Tom Courtenay einen Silbernen Bären erhielten.
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Charlotte Rampling – The Look
D/F 2011, Regie: Angelina Maccarone
In Dialogen mit befreundeten Künstler*innen, darunter der bekannte US-Autor Paul Auster, spricht Charlotte Rampling über existenzielle Themen und die wichtigen Filme ihrer Karriere. Das Porträt einer charismatischen Frau und Schauspielerin.
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Hannah
I/BE/F 2017, Regie: Andrea Pallaoro
Die wortkarge Studie einer Frau, um die herum es einsam wird, als ihr Mann wegen einer schweren Straftat ins Gefängnis muss. Für ihre großartige Darstellung wurde Charlotte Rampling 2017 in Venedig als Beste Schauspielerin ausgezeichnet.
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Il portiere di notte
(›Der Nachtportier‹), IT 1974, Regie: Liliana Cavani
Eine ehemalige KZ-Gefangene und ein SS-Arzt nehmen die Beziehung wieder auf, die sie schon im Lager verband. Liliana Cavanis »Skandalfilm« machte Charlotte Rampling zu einer androgynen Pop-Ikone in den sexuellen Subkulturen der 1970er-Jahre.
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La caduta degli dei
(›Die Verdammten‹), IT/BRD 1969, Regie: Luchino Visconti
Nach der Ermordung eines Stahlfabrikanten 1933 werden dessen Erbe und Verwandten zum Spielball der Nazis. Viscontis düstere Familiensaga zelebriert den moralischen Bankrott einer deutschen Industriedynastie in opulenten Bildern.
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Max mon amour
F/USA 1986, Regie: Nagisa Oshima
Die Ehefrau eines britischen Diplomaten hat ein Verhältnis mit einem Schimpansen. Ihr Mann macht den Vorschlag, Max in die Familie aufzunehmen. Eine surreale Ehe- und Salonkomödie, die an die späten Filme von Luis Buñuel anknüpft.
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Sous le sable
(›Unter dem Sand‹), F/J 2000, Regie: François Ozon
Im Urlaub verschwindet Maries Ehemann spurlos; es ist von einem Badeunfall auszugehen. Marie aber will Jeans Tod nicht akzeptieren. Als Frau, die den Tod aus ihrem Leben aussperren will, ist Charlotte Rampling von faszinierender Vitalität.
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Stardust Memories
USA 1980, Regie: Woody Allen
Im Zentrum von Woody Allens Tragikomödie steht ein Komödienregisseur, der einen ernsthaften Film gedreht hat. Seine Produzenten wollen das nicht akzeptieren. Bei einer Werkschau in einem Seebad hat er skurrile Begegnungen und Visionen.
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Swimming Pool
F/GB 2003, Regie: François Ozon
Eine ältliche Londoner Krimi-Autorin sieht sich im südfranzösischen Sommerhaus ihres Verlegers mit dem ausschweifenden Liebesleben einer 17-Jährigen konfrontiert. Ein heißer Sommer-Thriller mit Charlotte Rampling und Ludivine Sagnier.
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The Verdict
(›The Verdict – Die Wahrheit und nichts als die Wahrheit‹), USA 1982, Regie: Sidney Lumet
Eine Schwangere ist bei der Entbindung ins Koma gefallen. Der Anwalt ihrer Angehörigen will dem Arzt einen Kunstfehler nachweisen. Vor Gericht trifft er auf einen Star-Verteidiger, der mit allen Tricks operiert. Ein spannendes Justizdrama.
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Vers le sud
(›In den Süden‹), F/CA/BE 2005, Regie: Laurent Cantet
Auf Haiti rivalisieren nordamerikanische Touristinnen um die Gunst eines jungen schwarzen Einheimischen. Durch ihn bricht schließlich die Gewalttätigkeit des diktatorischen Regimes in die abgeschirmte Welt der Urlauberinnen ein.
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Broschüre (PDF:6,3MB)
Weitere Informationen zum Filmprogramm der Berlinale Hommage 2019 und zu Charlotte Rampling finden Sie in unserer Broschüre.