Filmkostüme! Das Unternehmen Theaterkunst
29.3. – 2.9.07
Allgemeine Informationen
Filmkostüme sind künstlerische Mittel der Filmerzählung. Wie Drehbuch, Regie, Schauspiel, Szenenbild, Kamera und Montage sind Filmkostüme narrative und symbolische Elemente in der Gesamtwirkung eines Films. Filmkostüme sind keine Alltagskleider, und nichts bei der Auswahl von Form, Farbe, Material, Schnitt und Gestaltung wird dem Zufall überlassen.
Am Beispiel des Berliner Kostümhauses Theaterkunst GmbH begibt sich die Ausstellung, die in Kooperation des Museums für Film und Fernsehen mit dem Museum der Arbeit in Hamburg und der Firma Theaterkunst entstanden ist, auf eine Spurensuche in die vergangenen hundert Jahre der Kostümausstattung. 1907 gegründet, spezialisierte sich die Firma Theaterkunst von Beginn an auf die Herstellung und den Verleih von Kostümen für Theater, Revue und Oper. Schon in den zwanziger Jahren wurden Großproduktionen wie Fritz Langs Metropolis (D 1927) oder Fred Niblos Ben Hur (USA 1925) beliefert. Anzeigen in Branchenblättern warben mit internationalen Standorten in Kopenhagen, London und New York sowie mit den Namen der renommierten Kostümbildner Ernst Stern, Ali Hubert und Werner Boehm. Im Jahr 2007 umfasst der aktuelle Fundus des Unternehmens über zehn Millionen Stücke, und in den Werkstätten entstehen die Kostümbilder für mit dem Oscar ausgezeichnete Filme wie Das Leben der Anderen (D 2006), für opulente Historienfilme wie Luther (D 2003) oder genaue Milieu- und Zeitstudien wie Alles auf Zucker! (D 2005).
Der Fundus der Theaterkunst GmbH ist nach historischen Epochen und Genres sortiert, nicht nach der Entstehungszeit der jeweiligen Filme. Diese Ordnung greift die Ausstellung auf und präsentiert im ersten großen Bereich als Gang zurück in die Geschichte rund vierzig Originalkostüme deutscher und internationaler Stars, in den Filmen getragen unter anderem von Mario Adorf, David Bowie, Horst Buchholz, Hannelore Elsner, Joseph Fiennes, Corinna Harfouch, Klaus Kinski, Sebastian Koch, Winona Ryder, Romy Schneider, Hanna Schygulla und Barbara Sukowa.
In einem Werkstattbereich zeigt die Ausstellung Arbeitsgeräte, Materialien und Endprodukte aus verschiedenen handwerklichen Berufsfeldern. Besonderes Augenmerk gilt dem freien Beruf der Kostümbildnerinnen und Kostümbildner als Schnittstelle zwischen Filmproduktion und Kostümhaus. Anhand des Drehbuchs erarbeiten sie Kostümauszüge und konkretisieren für jede Szene die Bekleidung der agierenden Figuren. Dabei sind Faktoren wie Alter, Geschlecht, Milieuzugehörigkeit, Beruf und Status, historischer und sozialer Kontext zu berücksichtigen.
Erste Entwürfe werden als Bleistiftskizze oder detailreiche farbige Tuschezeichnungen festgehalten. Heute arbeiten Kostümbildner*innen oft mit digitalen Recherchemöglichkeiten und Fotosammlungen. Arbeitsunterlagen wie kunst- und kulturgeschichtliche Referenzen, Farbschemen, Fotografien, Figurinen und Skizzen veranschaulichen die unterschiedlichen Herangehensweisen in diesem Abschnitt der Ausstellung. Neben Exponaten aus den Sammlungen der Deutschen Kinemathek zeigt die Ausstellung Material von Kostümbildner*innen wie Barbara Baum, Lucie Bates, Monika Jacobs, Gisela Storch-Pestalozza und Ingrid Zoré.
Zur Ausstellung erscheint im DruckVerlag Kettler ein Katalog mit großformatigen farbigen Kostümfotos, Beiträgen zur Firmengeschichte, Interviews mit Mitarbeitenden und Kostümbildner*innen sowie einem Verzeichnis ausgewählter Exponate.
Galerie
An anderen Orten
An anderen Orten
27. September 2007 bis 24. März 2008 im Museum der Arbeit in Hamburg
31. August bis 7. Dezember 2008 im Theatermuseum Hannover
11. Juli bis 4. Dezember 2009 im Filmmuseum Düsseldorf