Bigger Than Life – Ken Adam’s Film Design
11.12.14 – 17.5.15
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Publikation
Der Production Designer Sir Ken Adam hat mit seinen spektakulären Sets Filmgeschichte geschrieben. Bei über 70 Filmen verantwortete er das Szenenbild. Wenige Kolleg*innen haben ähnlich vielfältige Welten entworfen. Mit seinen zumeist im Atelier realisierten szenografischen Räumen hat er einen neuen Stil geschaffen, der das Filmdesign und unsere Sehgewohnheiten nachhaltig beeinflusst hat. Adam hat – getreu seiner Design-Philosophie »bigger than life« – in seinen Arbeiten die Grenzen des Vorstellbaren herausgefordert, oft hoch emotional, zuweilen spielerisch und humorvoll, dabei immer glaubhaft. Jedem seiner Filme hat er so eine starke visuelle Prägnanz und Sogwirkung verliehen. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, darunter zwei Academy Awards (Oscars) für das beste Production Design zu Barry Lyndon (Stanley Kubrick, 1975) und The Madness of King George (Nicholas Hytner, 1994).
Über 5.000 Zeichnungen umfasst das Œuvre Ken Adams. Hinzu kommen andere Materialien, darunter Fotos, aber auch Filme, die während der Recherchen und am Set von Adam gedreht wurden, sowie biografische Zeugnisse und seine Auszeichnungen.
Ken Adam schenkte seine Sammlung 2012 der Deutschen Kinemathek. Dieses Vertrauen in eine Berliner Institution ist zugleich eine Geste der Versöhnung des Mannes, der als Klaus Hugo Adam 1921 in Berlin geboren und mit seiner Familie vom Nationalsozialismus aus Deutschland vertrieben wurde. Es ist Adams Wunsch, dass sein Schaffen nachfolgenden Generationen als Anregung dienen soll. Das Ken Adam Archiv wird zurzeit archivarisch bearbeitet und im kommenden Jahr online zugänglich sein.
Schwerpunkte der Ausstellung
Ken Adams Welt
Von Berlin über London nach Hollywood: Nach der Vertreibung durch den Nationalsozialismus aus seiner Heimat und dem freiwilligen Einsatz als Kampfpilot der Royal Air Force im Zweiten Weltkrieg bedeutete die Arbeit in der Filmindustrie für Ken Adam eine neue Freiheit, eine Erkundung der Welt. 1951 lernte er bei Dreharbeiten auf Ischia Letizia Moauro kennen, die beiden heirateten im folgenden Jahr. Seither ist sie seine wichtigste Beraterin.
Letizia Adam war es auch, die ihren Mann zu einem reduzierten, gleichwohl dynamischen Zeichenstil ermunterte, in dem er seit Ende der 1950er-Jahre Filmsets entwarf. Mit seinem neuen Handwerkszeug, dem Flo-Master-Filzstift, skizzierte er vor Energie vibrierende Räume, die unverwechselbar sind.
Die Arbeit an mehr als 70 Spielfilmen mit zum Teil exotischen Drehorten machte das Ehepaar Adam gleichermaßen zu einem Teil des Weltbürgertums und des Jetsets. In den 1980er- und 1990er-Jahren arbeitete Ken Adam in Hollywood, Filmgrößen gingen in seinem Haus ein und aus. Heute wohnen die Adams wieder in London. Hier arbeitete Ken Adam am Zeichentisch und verwahrte die Sammlung seiner Entwürfe solange, bis er sie der Deutschen Kinemathek anvertraute.
"Lines in Flow"
Eine Installation von Boris Hars-Tschachotin
Lines in Flow spielt mit der Idee, Ken Adam würde sich wieder an seinen Zeichentisch in den Shepperton Studios bei London setzen: Zigarre rauchend erinnert er sich an das Jahr 1962.
Für die Installation hat Ken Adam mit 93 Jahren wieder seinen Flo-Master in die Hand genommen. Vor den Augen der Zuschauenden entwirft er mit dem Filzstift noch einmal den atomsicheren Lagebesprechungsraum unter dem Pentagon, den ikonischen »War Room« aus Dr Strangelove or: How I Learned to Stop Worrying and Love the Bomb (Stanley Kubrick, 1964). Dabei erzählt er von der fundamentalen Raummetamorphose dieser Machtzentrale.
Die Installation führt das Zeichnen als das kreative Verfahren des Production Designers vor Augen und gewährt damit einen Einblick in den Vorgang des Entwerfens von Filmräumen. Hierfür wurden fünf der insgesamt 14 noch erhaltenen Blätter zum »War Room« nachgezeichnet und animiert. Anwendung fand dabei ein Inversionsverfahren, das Ken Adam in seiner Praxis immer wieder nutzte und mit den Worten kommentierte: „Diese ‚Negativ’- Zeichnungen waren höchst inspirierend.“
Raumvisionen
Ken Adams dynamische und ausdrucksstarke Zeichnungen zeigen abgründige, exotische und albtraumhafte Orte in höchster Intensität. Seine Entwürfe basieren immer wieder auf prägnanten geometrischen Grundformen: dem asymmetrischen Dreieck, dem verzerrten Rechteck und dem Kreis. Um Räume zu stilisieren, inszeniert er dramatisch Licht und Schatten. Zugleich ästhetisiert er die moderne Technik und experimentiert mit oftmals ungewöhnlichen Materialien und metallischen Oberflächen aus Kupfer, Messing oder auch Kunststoff. Die große Bandbreite des Adamschen Œuvres wird in Form motivischer Cluster verdeutlicht. Gezeigt werden bedrohliche Verliese und Labore, elegante Villen und Apartments, gigantische Machtzentralen und Versammlungssäle, beeindruckende Tempel und Kathedralen. Dazu ebenso verspielte wie gefährliche Fahrzeuge mit Gadgets zu Wasser und in der Luft – etwa Schnellboote, Amphibienfahrzeuge oder laserbestückte Satelliten.
Zur Visualisierung dieser Formensprache wurde für jeden Bereich ein Modell konzipiert und gebaut. Ausgehend von seinen Zeichnungen sind für Adam typische Raumsituationen ins Dreidimensionale übertragen worden. Diese erlauben auf räumlicher Ebene einen Einblick in die Wirkungsweise seiner Inszenierungen. Reproduzierte Werke der bildenden Kunst, der Architektur und des Designs erlauben die stilistische Einordnung und veranschaulichen Einflüsse, Parallelen und Wirkungen seines Werkes.
Berlin und London
Klaus Hugo Adam wurde 1921 in Berlin in eine assimilierte, großbürgerliche jüdische Familie geboren. Er wuchs im Tiergartenviertel auf. Sein Vater, Fritz Adam, betrieb gemeinsam mit seinen Brüdern das exklusive Sport- und Modegeschäft »S. Adam« in der Leipziger Straße. Werbewirksam ließ er in den 1920er-Jahren Stummfilmstars in seinen Sportmoden posieren. Auch Filme von F. W. Murnau und G. W. Pabst wurden von ihm ausgestattet.
Mit der nationalsozialistischen Machtübernahme 1933 war die glückliche Kindheit schlagartig vorbei. Klaus‘ älterer Bruder Peter überredete den Vater zur Emigration. In London gelang der Familie ein zunächst bescheidener Neustart. Die Mutter Lilli betrieb eine Pension, die zum Treffpunkt für emigrierte Ärzt*innen, Schauspieler*innen und Musiker*innen wurde. Fritz Adam, der als deutscher Offizier im Ersten Weltkrieg gekämpft hatte, verwand das Exil nicht, er starb 1936 im Alter von 56 Jahren.
Die Schulausbildung am Französischen Gymnasium in Berlin und an der St. Paul‘s School in London, das Studium an der Bartlett School of Architecture, der Einsatz als Kampfpilot, die »goldenen« zwanziger Jahre in Berlin, das »Swinging London« der sechziger Jahre: All dies sind biografische Stationen, die Ken Adams Œuvre beeinflusst haben. So bezog er sich immer wieder auf die Bauhaus-Architektur oder den expressionistischen deutschen Film und setzte mit seinem Production Design für die im London der 1960er-Jahre on location inszenierten Harry-Palmer-Filme seiner neuen Heimatstadt ein Denkmal. 2012 wurde Ken Adam Ehrenbürger Berlins. Bereits in den Jahren zuvor war seine Geburtsstadt zu einem Ort geworden, den die Adams gerne und regelmäßig besucht haben.
Inspiration und Wirkung
Mithilfe der Zeichnung erschaffen Künstler*innen und Architekt*innen suggestive Räume und visionäre Architekturen. Form, Materialität und Atmosphäre werden durch die Linie kreiert. Über die Zeiten hinweg scheinen diese visuellen Ideen in einem Zwiegespräch miteinander zu stehen.
Die Berliner Kindheit und das Architekturstudium in London haben Ken Adam geprägt. Bauten von Erich Mendelsohn und Entwürfe von Mies van der Rohe lernte er bereits in Berlin kennen. Die Architektur der russischen Avantgarde und des Bauhauses studierte er in London. Viele dieser Einflüsse sind modifiziert in Adams Formensprache eingegangen.
Sein eigener Stil beeinflusst wiederum maßgeblich die Design- und Architekturvorstellungen einer nachfolgenden Generation von Künstlern. In den Bauten von Daniel Libeskind oder Santiago Calatrava sind Bezüge zu Adams Architekturentwürfen zu erkennen. Der Architekt Norman Foster gibt an, bei der Gestaltung der Londoner U-Bahn-Station Canary Wharf von Adams Set des Supertankers in The Spy Who Loved Me (1977) angeregt worden zu sein. Auch heutige Production Designer*innen wie Alex McDowell oder Thérèse DePrez sind durch Ken Adams Arbeitsweise inspiriert.
Galerie
Pressereaktionen
Die Zeit, 10. Dezember 2014
Dr. Schrecklich & Mr. Komisch
Von Georg Seeßlen
Viele Filmarchitekten haben die Welt immer nur nachzuahmen versucht. Es kommt indes darauf an, sie zu verändern. Jedenfalls, wenn es nach jemandem wie Ken Adam geht. »Kein Design ist die Mühe wert, wenn man damit nur die Wirklichkeit wiederholen will«, sagt er. Und hat eine eigene Welt erschaffen; gewiss, im Dienste von Kino-Storys, von Helden und Stars, von Regisseuren und Konzepten. Aber immer unverkennbar als Ken Adam. Ein Autoren-Designer, wenn man so will, der nun mit einer gewaltigen Retrospektive in Berlin geehrt wird. (…) Es gibt, bei aller Vielfalt seiner Arbeiten, Leitmotive von Ken Adam: eine rigorose Konfrontation von Kreis und Linie; der Dialog des Harten mit dem Weichen; ein endloses Verschachteln von Natur und Architektur, etwa in den Schurkenräumen der Bond-Filme, die irgendwo in eine Landschaft eingeschlossen sind, in ihrem supertechnischen Inneren aber immer einen absurden Naturrest, Licht, Bäume, organische Formen einschließen. (…)
Berliner Zeitung, 10. Dezember 2014
Größer als die Wirklichkeit
Von Thomas Klein
(…) Bond und Kubrick sind die strahlkräftigen Eckpunkte im Werk von Ken Adam, das eine wirklich bemerkenswerte Ausstellung im Berliner Museum für Film und Fernsehen nachzeichnet. Adam hat seine Bestände komplett der Deutschen Kinemathek übergeben, Leiter Rainer Rother spricht am Mittwoch bei der Pressekonferenz zur Vernissage von »überschlägig« 6.200 verschiedenen Objekten. (…) Die beachtliche Sogwirkung der Adamschen Gestaltungsideen wird in der Berliner Ausstellung, die noch bis zum 17. Mai 2015 läuft, überdeutlich. Zur Eröffnung war der inzwischen 93-Jährige auch da, bei einem kurzen Fototermin beantwortete er ein paar Fragen, erst auf Englisch, bald aber auch in fehler- und akzentfreiem Deutsch. »Unglaublich« findet Adam die ihm und seiner Arbeit gewidmete Ausstellung, er sei begeistert von der Energie und den Ideen. (…)
Film-dienst, 25/2014
Vom Erfinden der Wirklichkeit im Film
Von Ralph Eue
(…) Ken Adam, wie er einem nun von der Ausstellung der Deutschen Kinemathek präsentiert wird, erscheint (…) als der Szenenbildner, der »auch« hinter dem War Room steckt und der »auch« die “James Bond“ Filme zu den Ikonen gemacht hat, die sie eben geworden sind, der aber ebenso am Design von mehr als 50 weiteren Filmen beteiligt war. Damit ergeben sich perspektivische Verschiebungen. Nicht unerheblich. Durchweg sinnstiftend. Jedoch ohne angestrengten Fundamental-Revisionismus.(…) Wie materialreich diese erste öffentliche Vorstellung des Adam-Archivs der Deutschen Kinemathek auch sein mag, der Reiz des Unternehmens liegt mindestens ebenso sehr in der berauschenden Inszenierung dieses Universums wie in den beherzt gesetzten Perspektiven von dessen Betrachtung. (…)
Berliner Morgenpost, 10. Dezember 2014
Ken Adam – Der Mann des 007-Looks ist zurück in Berlin
Von Peter Zander
Wenn es um die großen Deutschen im internationalen Film geht, wird einer gern übersehen: Ken Adam. Dabei hat er zwei Oscars gewonnen. Hat für sechs James-Bond-Filme die Kulissen gebaut. Hat nicht nur Filmausstatter, sondern auch Architekten wie Norman Foster nachhaltig beeinflusst. Und unser aller Sehgewohnheiten verändert. (…) Schon vor zwei Jahren hat Ken Adam sein Archiv der Deutschen Kinemathek vermacht. Ein einzigartiger Vorlass, der dort aufgearbeitet wurde und nun erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Am heutigen Mittwochabend wird die Ausstellung feierlich eröffnet, ab Donnerstag ist sie dann dem Publikum zugänglich: zahllose seiner legendären, mit dickem Filzstift kraftvoll aufgetragenen Skizzen, Zeichnungen und Modelle, die mit passenden Filmausschnitten verglichen werden können. (…)
Deutschlandradio Kultur, 10. Dezember 2014
Kommandozentralen der Superbösewichte
Von Simone Reber
(…) Mit den starken, schwarzen Konturen, den fast transparenten Flächen vermitteln diese Zeichnungen etwas von der Zerrissenheit der beschleunigten Nachkriegszeit. Aufregend verwebt die Ausstellung des Berliner Filmmuseums die Lebensgeschichte von Ken Adam mit der Analyse seiner fantastischen Kulissen, die häufig aus zwei Grundformen bestehen. Dem Dreieck und dem Kreis.(…) In den fließenden Entwürfen bildet das filigrane Geflecht aus Licht und Linien geheimnisvolle Räume. Aufschlussreich lässt die Ausstellung die Entwicklung von der Skizze zur Szene nachvollziehen. Denn bei Ken Adam ist das bewegte Bild des Films bereits auf dem Papier angelegt.
rbb Kulturradio, 10. Dezember 2014
Deutsche Kinemathek: "Bigger than Life". Eine wunderbare Ausstellung über den Produktionsdesigner Ken Adam
Von Anke Sterneborg
(…) Nach diesem furiosen Einstieg wird im dritten Raum der ganze Reichtum des Werks von Ken Adam ausgebreitet. Statt einer konventionellen Chronologie zu folgen, setzen die Kuratoren in fünf Bereichen motivische Akzente: Neben den grandiosen Verliesen und Laboren, Machtzentralen und Versammlungsräumen, in denen die größenwahnsinnigen Weltenherrscher der Bond-Filme walteten, ist da auch viel Raum für die nicht ganz so berühmten, aber auch großartigen Entwürfe aus dem Alltag des Production designers. Statt den Zuschauer zu gängeln, bereiten die Kuratoren ihm hier ein vielschichtiges Netz, in dem sie selbst Assoziationen und Bezüge entdecken. (…) Diese Ausstellung ist eine ganz besondere Hommage an die Erfindungsgabe von Ken Adam. Auf dezente Weise nimmt die Ausstellungsarchitektur mit schrägen Linie, Farbgebung und Materialien Bezug zum Werk, so gleicht etwa der schwarz glänzende Boden in der zweiten Hälfte der Ausstellung dem im War Room. (…)
TIP Berlin, 25/2014
Modernes Filmdesign. "Bigger Than Life – Ken Adam's Film Desgin" in der Deutschen Kinemathek
Von Nico Schröder
(…) Adams Filmwelten entstammen dem analogen Zeitalter, überall Hebel, Schalter, Blinklichter und Messuhren, doch verweigern sie sich nie dem Neuen. Sie sind ein Amalgam aus den kantigen Maschinenträumen des expressionistischen Kinos, den Space-Age-Bauten von John Lautner sowie den geschwungenen Linien bunter Pop-Art-Fantasien. Seine Sets sind im besten Sinne zeitlos und schaffen es, selbst hanebüchenen Bond-Plots ein geheimnisvolles Glitzern zu entlocken. Kein Wunder, dass man Anleihen an Adams Entwürfe bei den Bauten einer ganzen britischen Architektengeneration wiederentdeckt. Die Museen, Parlaments- und Bürokomplexe von Richard Rogers, Norman Foster oder David Chipperfield passen zu den Bond-Sets und zitieren mit Wonne die Formensprache Ken Adams. (…)
Der Tagesspiegel, 11. Dezember 2014
Ausstellung in der Deutschen Kinemathek Ken Adam: Zauberer mit Zeichenstift
Von Andreas Conrad
(…) Ein abgedunkelter Raum, eine Leinwand, auf der Ken Adam bei der Arbeit zu sehen ist, wie er mit dem für seine Kunst so essentiellen Flomaster-Filzstift noch einmal einige der Skizzen zu dem legendären »War Room« entwirft. (…) Dank eines technischen Tricks kann man über dem zeichnenden Adam die entstehenden Skizzen sehen, später dann Szenen aus dem fertigen Film, in diesem bedrohlich wirkenden Besprechungsraum, wo über den Atomkrieg entschieden wird. Nicht weniger Geschick haben die Kuratoren Boris Hars-Tschachotin, Kristina Jaspers und Peter Mänz ein Stockwerk tiefer bewiesen. Eine stilisierte, fast »adamesk« anmutende Raumgestaltung in Schwarz und Weiß, die Wände zwischen den Stationen abgeschrägt und mit Leuchtbändern begrenzt, auf dass es keinen Widerspruch gebe zwischen Inhalt und Rahmen. (…) Ein Weg wird dabei immer wieder neu beschrieben: von der Zeichnung übers Szenenfoto bis zur Filmszene, jede Station ergänzt um ein aktuell gebautes Modell des von Adam entworfenen Raums und oft auch kunsthistorisch unterfüttert durch Bilder von Werken, die ihn offenkundig beeinflusst haben. (…) So kann man dem Production-Designer nachträglich fast bei der Arbeit zusehen und zugleich begreifen, wie alle am Set Hand in Hand zusammengearbeitet haben.
Süddeutsche Zeitung, 13. Dezember 2014
Film-Architektur von Ken Adam Der fröhliche Futurist
Von Felix Stephan
(…) Adam, der berühmteste Production Designer der Welt, war persönlich angereist, um im Filmmuseum am Potsdamer Platz seine eigene Retrospektive »Bigger than Life« zu eröffnen. In einem zuvorkommenden, federnden Bourgeoisie-Deutsch, das man in Berlin schon lange nicht mehr hört, hat er eine kleine, zehnminütige Pressekonferenz abgehalten (…). Er wollte »eine Realität erfinden, die komplett irreal ist, von der Öffentlichkeit aber trotzdem akzeptiert wird«. Heute bekennen Architekten wie Daniel Libeskind ausdrücklich, dass ihre Architektur auf Ken Adams Filmsets zurückgeht. 4.000 Zeichnungen umfasst sein Werk, er hat all seine Filmsets mit einem Flo-Master-Stift handgezeichnet. In der Berliner Ausstellung sieht man deshalb jetzt vor allem Zeichnungen und Skizzen, die für einen guten Teil der Vorstellungen verantwortlich sind, die sich das 20. Jahrhundert von jener grenzenlosen Zukunft gemacht hat, in der wir jetzt leben.
taz, 18. Dezember 2014
Ein großformatiges Leben
Von Carolin Weidner
(…) Das Repertoire reicht von Machtzentralen (unvergessen der »War Room« in Kubricks »Dr. Strangelove«) über Kriegstechnik bis hin zu Villen, Höhlen, Verliesen und Laboren. (…) Das ist nicht unspektakulär, vor allem weil man sich große Mühe gab, den Ausstellungsraum selbst in schönster Ken-Adam-Manier zu gestalten. Ein dunkles, verkantetes Arrangement aus Raumtrennern, eine Art Zackenhöhle mit schwarz glänzendem Lackboden. Ebenso auffällig, allerdings zwei Etagen höher: Boris Hars-Tschachotins Medieninstallation »Lines in Flow«, die ermöglicht, Ken Adam rauchend an seinem Schreibtisch sitzen zu sehen, das »Fetischobjekt« Flo-Master in der Hand, diesem einzig wahren Filzstift (es wurde sich sogar der Spaß erlaubt, ein überdimensionales Modell dieses Stiftes an eine Wand zu pinnen). (…)
FAZ, 28. Dezember 2014
Ausstellung Filmarchitektur. Wir bauen unserem Schurken ein Zuhause
Von Andreas Kilb
(…) Dass das Kino imstande sei, sämtliche anderen Künste nicht nur wiederzugeben, sondern in sich aufzunehmen, ist ein bei jeder Gelegenheit wiederholter Gemeinplatz. Bei Ken Adam, dessen Lebenswerk jetzt in der Deutschen Kinemathek in Berlin in einer einfühlsam kuratierten Auswahl zu sehen ist, erkennt man, was er wirklich bedeutet. (…) James Bond, hat sich Ken Adam beklagt, gelte nicht als Kunst. Dass das nicht mehr stimmt, sieht man in Berlin. In der Ausstellung, die eine Auswahl aus dem umfangreichen Nachlass, den Adam vor zwei Jahren der Kinemathek übergeben hat, mit eigens gebauten Modellen seiner Arbeiten kombiniert, ist Bond genauso Kunst wie Kubrick oder der verrückte König George aus Nicholas Hytners Film, für den Adam 1994 seinen zweiten Oscar gewann. Nicht nur das Kino ist museumsfähig geworden, seine Filmbaumeister sind es auch. Nur die großen, versteht sich. Ken Adam gehört dazu.
Credits
Ausstellung
Künstlerischer Direktor: Rainer Rother
Verwaltungsdirektor: Maximilian Müllner
Kuratoren: Boris Hars-Tschachotin, Kristina Jaspers, Peter Mänz
Projektsteuerung: Kristina Jaspers, Peter Mänz
Ausstellungskoordination: Vera Thomas
Fundraising: Boris Hars-Tschachotin
AV-Medienprogramm: Nils Warnecke
Wissenschaftliche Mitarbeit: Georg Simbeni, Tim Lindemann
Ken Adam Archiv: Silke Ronneburg (Koordination), Jessica Sandrock, Anett Sawall (Erfassung), Mia Golfels (Mitarbeit)
Online-Präsentation Ken Adam Archiv: Christiane Grün (Projektkoordination),
Clara Holler, Sandra Schieke (Digitalisierung)
Finanzen: Uwe Meder-Seidel
Lektorat: Rolf Aurich
Übersetzung ins Englische: Wendy Wallis, Transart, Berlin
Scans: Julia Riedel
Bildrechte: Annika Schaefer, Vera Thomas
Gestaltung Werbegrafik: Pentagram Design, Berlin
Gestaltung Ausstellungsgrafik: Jan Drehmel, Befreite Module, Berlin
Gestaltung Ausstellungsarchitektur: Franke | Steinert, Berlin
Bau Ausstellungsarchitektur: Camillo Kuschel Ausstellungsdesign, Berlin
Ausstellungseinrichtung: Rüdiger Stern, Stern…Gestaltung, Berlin
Konzeption und Entwurf der Modelle: Carolin Höfler, Matthias Karch
Computerbasierte Planung und Fertigung Modelle: Matthias Karch mit
Lara Wischnewski, Benedikt Engelke, Janis Rösner
Modellbeleuchtung: Adriaan Klein, Camillo Kuschel, Berlin
Modell Flo-Master: Alice Büchner
Rekonstruktion Satellit im Atrium: Ole Noculak
Fertigung Satellit: Harald Müller, Harald Müller Metallbau, Ole Noculak
Konservatorische Betreuung: Sabina Fernández, Berlin
Schnitt AV-Medien: Stanislaw Milkowski, Concept AV, Berlin
Konzeption Stadtplan: Tim Lindemann
Einrichtung Medien: Stephan Werner
Technik: Frank Köppke, Roberti Siefert
Leitung Kommunikation: Sandra Hollmann
Marketing: Linda Mann
Presse: Heidi Berit Zapke
Bildung und Vermittlung: Jurek Sehrt
Medieninstallation »Lines in Flow«
Konzept, Regie, Produktion: Boris Hars-Tschachotin, Liquid Blues Production
Künstlerische Mitarbeit: Kai Rostásy (Kamera), Sirko Knüpfer (Schnitt), Max-Julian Otto (Zeichner), Florian Obrecht (Visual Effects Artist), Michael Reuter (Post Production Supervisor, Post Republic GmbH), Jean-Michel Boublil (VFX Supervisor, Automatik), Jana Irmert (Tongestaltung), André Stiebe (Tonmischung), Michel Buchner (Transension B.V., Holotechnik), Nik Burmester, Philipp Kaszubowski (Burmester Event- & Medientechnik GmbH, Medientechnik Beratung), Frank Semerau (Beleuchter), Ben Bernhard (Kameraassistent), Jörg Johow (Kamera für Rauch), Mandy Schuller Bühnenbildassistentin), Andreas-Michael Velten (Standfotograf)
Leihgeber*innen
Sir Ken und Lady Letizia Adam, London
Akademie der Künste, Berlin
BFI National Archive, London
Anthony Charlton, London
Charlton Family, London
EON Productions, London
University College, London
Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek
Tchoban Foundation – Museum für Architekturzeichnung, Berlin
With thanks to SK Film Archives LLC, [Warner Bros. / Sony Colombia] and University of the Arts London
Danksagung
Dank
Unser besonderer Dank gilt Sir Ken und Lady Letizia Adam, deren großes Vertrauen und Engagement uns stets inspiriert haben.
Wir danken EON Productions, London, für die großzügige Unterstützung.
Unser Dank gilt außerdem:
Esenija Bannan, Tchoban Foundation – Museum für Architekturzeichnung, Berlin
Barbara Broccoli, EON Productions, London
Anthony Charlton, London
Sarah Cox, SK Archives LLC, University of the Arts, London
Richard Daniels, SK Archives LLC, University of the Arts, London
Jonny Davies, BFI National Archive, London
Thérèse DePrez, Los Angeles
Chris Doll (Hellinger/Doll Filmproduktion GmbH)
Sascha Gross, München
Sir Christopher Frayling, London
Jan Harlan, St. Albans
Jürgen Jürges, Berlin
Joachim Kreck, Wiesbaden
Christiane Kubrick, St. Albans
Daniel Libeskind, New York / Mailand / Zürich
Steve Martin, Los Angeles
Genevieve Maxwell, Academy of Motion Picture Arts and Sciences, Los Angeles
Alex McDowell, Los Angeles
H. Kevin Miserocchi, Tee and Charles Addams Foundation, Sagaponack, NY
Nathalie Morris, BFI National Archive, London
Jan Pappelbaum, Schaubühne am Lehniner Platz, Berlin
Colin Penman, University College London
Jörg Plenio, rbb, Berlin
Charlotte Procter, SK Archives LLC, University of the Arts, London
Joseph Gallus Rittenberg, München
Jürgen Seidel, Bonn
Caroline Seifert, Bonn
Isabel Siben, Kunstfoyer der Versicherungskammer Kulturstiftung, München
Gereon Sievernich, Berlin
Meg Simmonds, EON Productions, London
Claire Smith, BFI National Archive, London
Nina Spensley, Spensley+Ford, Los Angeles
Sergej Tchoban, Tchoban Foundation – Museum für Architekturzeichnung, Berlin
Andreas-Michael Velten, Berlin
Stephanie Wenborn, EON Productions, London
Michael G. Wilson, EON Productions, London
Moritz Wullen, Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek
Besonderen Dank an Peter Kerckhoff, Deutsche Telekom AG
sowie allen Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
Partner
Gefördert durch
Hauptstadtkulturfonds
Mit freundlicher Unterstützung von
OSRAM
Telekom
The Post Republic
Harald Müller Metall Sonderanfertigung GmbH
Kooperationspartner
Yorck Kinogruppe
Dussmann der MuseumsShop
Medienpartner
radio eins rbb
Filmdienst
monopol. Magazin für Kunst und Leben
Spiegel Online
tip Berlin
berliner fenster
Mit Dank an
Automatik – Visual Effects
Burmester. Event- & Medientechnik
maxdome
MGM HD Channel
sky
RTL Crime
TNT Film
AXN A Sony Picture Entertainment Company
The Walt Disney Company Germany, Switzerland & Austria
Tchoban Foundation Museum für Architekturzeichnung
SKW Schwarz Rechtsanwälte
Mobilitätspartner
Deutsche Bahn
Die Deutsche Kinemathek wird gefördert durch
Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien
aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
An anderen Orten
Bigger Than Life. Ken Adam's Film Design
30.6.–13.9.2015
Die umfangreiche Ausstellung der Deutschen Kinemathek – Museum für Film uind Fernsehen über einen der innovativsten und einflussreichsten Production Designer des 20. Jahrhunderts war auch in München zu sehen. Sir Ken Adam, 1921 als Klaus Hugo Adam in Berlin geboren, verantwortete das Production Design für über 70 Filme, mit denen er die Sehgewohnheiten vieler Zuschauerinnen und Zuschauer bis heute prägt.