The Complete Metropolis
21.1. – 25.4.10
-
Publikation
Die Stadt Metropolis wird von dem mächtigen Industriellen Joh Fredersen regiert. Aus seinem Büro im Turm Babel blickt er auf eine moderne, hochtechnisierte Welt. Das Mädchen Maria gelangt gemeinsam mit den Arbeiterkindern in die Ewigen Gärten, wo sich die Söhne der Oberschicht amüsieren und begegnet dort Freder, dem Sohn von Joh Fredersen. Als der junge Mann sich später auf die Suche nach dem Mädchen macht, wird er in einer Maschinenhalle Zeuge einer Explosion, bei der zahlreiche Arbeiter ums Leben kommen. Er begreift, dass der Luxus der Oberschicht auf der Ausbeutung des Proletariats basiert.
In den Katakomben unterhalb der »Arbeiterstadt« findet Freder schließlich Maria, die den Arbeiter*innen mit ihren Prophezeiungen Hoffnung auf eine bessere Zukunft vermittelt. Auch sein Vater weiß von Marias Einfluss auf das Proletariat und fürchtet um seine Macht. Im Haus des Erfinders Rotwang hat Joh Fredersen von dessen Experimenten zur Erschaffung eines künstlichen Menschen nach dem Abbild von Hel erfahren, der verstorbenen Geliebten der beiden Männer und Freders Mutter. Fredersen befiehlt Rotwang, dem Maschinenmenschen Marias Aussehen zu geben. Auf diese Weise soll der Roboter die Bewohner der Unterstadt täuschen und aufwiegeln. Nachdem dies der Maschinen-Maria gelungen ist, kommt es zur Katastrophe: Die randalierenden Arbeiter*innen zerstören die Herz-Maschine, worauf gewaltige Wassermassen die Arbeiterstadt überfluten, in der nur die Kinder zurückgeblieben sind. Gemeinsam mit Freder bringt die wahre Maria die Kinder in Sicherheit.
Als sie von der Katastrophe erfahren, halten die revoltierenden Massen inne. Ihre Wut richtet sich nun gegen die Maschinen-Maria, die gefasst und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird. Zur gleichen Zeit verfolgt Rotwang, dem Wahnsinn verfallen, die echte Maria über die Dächer des Doms und stürzt schließlich in den Tod. Freder und Maria finden wieder zueinander. Der Sohn wendet sich seinem Vater zu und vermittelt zwischen ihm und den Arbeitern. So gelingt die von Maria vorhergesagte Versöhnung von Herrscher und Beherrschten – »Hirn und Händen« – mit Hilfe des vermittelnden Herzens.
Impressum
Pressereaktionen
Der Tagesspiegel, 21. Januar 2010
Tanz um die Maschinen
Von Christian Schröder
(...) Die Ausstellung beginnt mit Großstadtbildern. Neben Szenenfotos, auf denen Flugzeuge vor dem »Neuen Turm Babel« durch Häuserschluchten rasen, hängen Entwürfe des Filmarchitekten Erich Kettelhut. In einer Vitrine liegt der Fotoband Amerika. Bilderbuch eines Architekten von Erich Mendelsohn. Mendelsohn war 1924 auf demselben Schiff wie Lang nach New York gefahren, die Ähnlichkeit zwischen seinen Aufnahmen und Kettelhuts Zeichnungen ist frappierend. Ein Foto des Amerika-Bandes stammt sogar von Lang. Es zeigt den Broadway bei Nacht, überzogen von Reklamelichtern. Knapp zweihundert Exponate sind im Filmmuseum versammelt, dazu gehören neben Kameras, Drehbuchseiten, Tricktableaus und Noten aus der Partitur des Filmkomponisten Gottfried Huppertz auch Skurrilitäten wie die 1.000-Mark- Scheine einer Filmwährung, die Fritz Lang und Thea von Harbou als »Schatzmeister« unterschrieben haben. (...)
Berliner Zeitung, 21. Januar 2010
Der Schatz aus der rostigen Filmrolle
Von Jens Balzer
Gewaltige Glastürme ragen kühn in den Himmel, Luftschiffe durchfliegen die Schluchten der Stadt, endlose Schlangen futuristischer Autos ziehen dahin über schwebende Brückenbauten. Hoch droben, in den „Ewigen Gärten", vergnügen sich reiche Menschen bei Müßiggang und heiterem Spiel. Tief drunten, in den Katakomben der Metropolis, aber schuftet ein entmenschtes Heer von Arbeitssklaven in einer lichtlosen Maschinenwelt. (...) So huldigt die Ausstellung vor allem der bis heute atemberaubenden visuellen Kraft und Originalität des Films – und zeigt, dass METROPOLIS nicht zuletzt ein Meilenstein der Special-Effects-Geschichte war. Ausführlich wird etwa das Verfahren erläutert, mit dem der Tricktechniker Eugen Schüfftan Miniaturmodelle in die realen Szenen hineinspiegelte. Auch erfährt man, wie die elektrisch-irisierenden Ringe entstanden, die bei der Erschaffung der Roboterfrau Maria an ihrem Körper hinauf- und herunterwandern. (...) Erkenntnis und Aura sind in dieser Ausstellung kein Widerspruch. (...)
Berliner Morgenpost, 21. Januar 2010
Die METROPOLIS-Festspiele sind hiermit eröffnet
Von Peter Zander
(...) Von heute an zeigt das Berliner Museum für Film und Fernsehen eine vorzügliche Sonderschau »The Complete METROPOLIS«, die alles in einem will (und das auch schafft): die Entstehungsgeschichte des Films erzählen, aber auch die der Restaurierung und schließlich des sensationellen Fundes im Museo del Cine von Buenos Aires. (...) Gleich beim Eintritt begrüßt den Ausstellungsgast eine Original Mitchell NC, eine von zwei amerikanischen 35mm-Handkurbelkameras, die der Regisseur und sein Produzent Erich Pommer eigens für den Film in den USA erworben haben. Zu sehen sind zahlreiche Architektur- und Kostümentwürfe, die den futuristischen Stil der Zukunftsmetropole entwickelten und Filmemacher über Jahrzehnte beeinflussen sollten. Auch das Drehbuch und die Partitur zur Filmmusik werden aufgeschlagen. (...) An einigen medial inszenierten Stationen werden dem Laien in Kürze sogar einige der wegweisenden Filmtricks erklärt, die damals zum Einsatz kamen. Etwa das Schüfftan-Verfahren, das überdimensionale Bauten überflüssig machte, indem im hinteren Teil der Bilder nur zentimeterkleine Trickmodelle hineingespiegelt wurden. (...)
Die Tageszeitung, 21. Januar 2010
Die Dose des Fernando Martín Peña
Von Bert Rebhandl
(...) 196 Exponate dokumentieren die Entstehungsgeschichte von METROPOLIS, zum größten Teil stammen sie aus den Beständen der Deutschen Kinemathek. Sie erschließen sehr schön die emsige Arbeitsteiligkeit, auf der ein Filmprojekt wie METROPOLIS beruht. So kann man beim Spaziergang durch die Schau »The Complete METROPOLIS« noch einmal Revue passieren lassen, was den Mythos des Weimarer Kinos ausmacht: Handwerk gepaart mit Vision, technokratische Kompetenz und künstlerische Opulenz. Die Ausstellung widmet sich nicht in erster Linie den Veränderungen unseres METROPOLIS-Bildes, das durch die wieder aufgefundenen Szenen zu erwarten ist. Sie offeriert eine Passage durch einen Film, der in vielen Jahren der Wiedererschließung und Überarbeitung (Giorgio Moroders Synthesizerversion) manchmal fast schon zum Zitatenkästchen heruntergekommen zu sein schien – und dabei doch immer auf dem filmhistorischen Podest thronte. Ein Zitat des Szenenbildners Erich Kettelhut dokumentiert sehr schön das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag, das bei dieser Form des Filmemachens herrscht: »Leider waren die wirklich fantasievollen Kostüme der jungen Damen bei den knappen Bildausschnitten nur kurz zu sehen.« (...)
Deutschlandradio, 21. Januar 2010
Drehbuch, Kostüme und Filmdose. Museum für Film und Fernsehen begleitet Rekonstruktion von METROPOLIS mit einer Ausstellung
Von Karen Naundorf
(...) Der Ausstellungsraum ist lang gestreckt, Raumteiler werden zur Projektionsfläche für Aufnahmen aus METROPOLIS. Dazwischen sind die Fundstücke nach den Schauplätzen des Films geordnet: Der Stadt der Söhne, der Arbeiterstadt, der Oberstadt, den Katakomben, Rotwangs Haus. Wer sich Zeit nimmt, kann auf den Ausstellungsstücken kleine Notierungen entdecken, die Zeichnungen und Skizzen einen sehr persönlichen Charakter geben. So hängt direkt hinter der Eingangstür eine Skizze von Erich Kettelhut aus dem Jahr 1925, darauf sind die METROPOLIS-typischen Hochhausschluchten und in der Mitte eine kleine Kirche zu sehen. Dieses Ensemble erinnerte Fritz Lang wohl zu sehr an die Trinity Church in der Wall Street in New York. Er strich die Kirche durch, schrieb auf die Zeichnung: »Kirche fort, dafür Turm zu Babel.« Vermutlich wollte er die Realität überbieten – und setzte einen futuristischen Wolkenkratzer, den Neuen Turm Babel, an die Stelle der Kirche. (...) Technisch war der Film seiner Zeit weit voraus. Die Ausstellung erklärt die Tricks, wie Lang damals ohne digitale Technik ein Bildtelefon simulierte. Oder den berühmten Effekt der kreisrunden Leuchtringe, die zu sehen sind, wenn die Roboterfrau zu Leben erweckt wird. (...)
Rhein-Zeitung, 21.Januar 2010
»The Complete METROPOLIS« in Berlin
Von Elke Vogel (dpa)
(...) Die Berliner Ausstellung blickt auf die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des zum Weltkulturerbe zählenden Films, der in futuristischer Kulisse von der Vision einer klassenlosen Gesellschaft und einer leidenschaftlichen Liebe erzählt. (...) Zu sehen ist auch eine der blechernen Filmdosen, in denen in Buenos Aires die komplette Filmfassung gefunden wurde. Es wird außerdem erklärt, wie die berühmten Leuchtringe entstanden, die die Maschinen-Maria – gespielt von Brigitte Helm – umgeben. 200 zusätzliche Werkfotos zeigen die Arbeit von Lang und seinem Team bei den aufwendigen Dreharbeiten. Die Originalkostüme aus dem Film sind nicht erhalten. Doch es wurden zwei der Kostüme eigens für die Ausstellung vom Kostümhaus Theaterkunst nachgeschneidert, das den Film in den 20er Jahren ausstattete. So ist die männliche Hauptperson Freder einmal in weißer Seide zu sehen und einmal in schwarzer Arbeitskleidung. (...)
Hamburger Abendblatt, 21. Januar 2010
Der mühsame Wiederaufbau von METROPOLIS
Von Barbara Schneider (epd)
Es war eine Weltsensation, als vor rund zwei Jahren in Buenos Aires die Uraufführungsfassung des Science-Fiction-Klassikers METROPOLIS auftauchte. Jahrzehntelang galten bis dahin entscheidende Szenen des Films als verschollen. (...) Demgegenüber nimmt die Ausstellung nun erstmals die neu rekonstruierte Fassung des Filmes in den Blick. Station für Station zeichnet sie dabei die Schauplätze des Films nach: Die »Stadt der Söhne«, in der sich die Mächtigen und Reichen vergnügen sowie die Maschinenräume und die Arbeiterstadt. Die Katakomben, in denen die Arbeiterversammlungen stattfinden, und der Dom, der schließlich zur Kulisse des Showdowns wird. In Originalaufnahmen, Drehbuchseiten sowie Partiturausschnitten und Tricktableaus spannt sich so das futuristische Szenario des Epos von Fritz Lang (1890–1976) auf. (...)
Film-Dienst, 2/2010
Wege aus dem Paradies. Die »Stadt der Söhne« in Fritz Langs METROPOLIS
Von Jens Hinrichsen
(...) Die Gliederung der METROPOLIS-Schau ist durch die Schauplätze des Films vorgegeben, daraus resultieren Ausstellungsstationen wie »Die Oberstadt«, »Rotwangs Haus«, die »Katakomben« oder »Der Dom«. (...) Einleuchtend die räumliche Gegenüberstellung der Stationen »Arbeiterstadt und Maschinensäle« und »Stadt der Söhne«. Diese Zentren verkörpern in der Tat komplementäre Motive der METROPOLIS-Story. Sie funktionieren wie zwei Seiten einer Medaille: Die Söhne der Führungsschicht werden im Wolkenkuckucksheim gepäppelt, während die Arbeitersöhne an und in der „Herzmaschine" verheizt werden (METROPOLIS ist ja nicht zuletzt ein Reflex auf den Ersten Weltkrieg und die Opferung der Söhne.). (...) Erhellend ein Ausstellungsvideo zum so genannten Schüfftan-Verfahren, das Akteure, Realkulissen und Miniaturpartien des Stadions mittels Spiegeltrick zu einem illusionistischen Gesamtbild verschmolz. Der Nachkriegs-Filmkritik war besonders das Stadion ein Dorn im Auge, weil es Ähnlichkeit mit dem im Nationalsozialismus errichteten Berliner Olympiastadion aufwies. (...)
Die Zeit online, 21. Januar 2010
Fritz Langs METROPOLIS in der Urfassung: Das Museum für Film und Fernsehen widmet der Geschichte des Filmklassikers, der vergangenes Jahr wiederentdeckt wurde, eine Ausstellung
Von Christian Schröder
(...) »The Complete METROPOLIS« heißt die Ausstellung, mit der das Berliner Museum für Film und Fernsehen jetzt an die Entstehungsgeschichte des berühmtesten deutschen Stummfilms erinnert. (...) Der Aufbau der Ausstellung gleicht einem Parcours durch die Schauplätze des Films. In der »Stadt der Söhne« vergnügen sich die Kinder der Oberschicht bei Sport und Spiel, während in den Maschinensälen ein anonymes Heer kahl rasierter Arbeiter bis zum Umfallen schuftet. Der Erfinder Rotwang erschafft in seinem Spitzgiebelhäuschen einen weiblichen Maschinenmenschen, der die Proletarier zum Aufstand anstachelt. Der Showdown findet im mittelalterlichen Dom statt, hier kommt es zum Zweikampf zwischen Rotwang und Freder, dem von Gustav Fröhlich gespielten Helden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Januar 2010
Die Wiedergeburt eines Jahrhundertfilms
Von Andreas Kilb
(...) Ein Foto vom Set, das in der am Donnerstag eröffneten Ausstellung »The Complete METROPOLIS« in der Deutschen Kinemathek Berlin zu sehen ist, zeigt die Schauspielerin Brigitte Helm zusammen mit Fritz Lang und Thea von Harbou. Die drei machen Musik: Helm spielt Saxophon, Harbou Klavier, Lang sitzt am Schlagzeug. Brigitte Helm, die zu Beginn der Dreharbeiten gerade neunzehn Jahre alt war und noch nie vor einer Kamera gestanden hatte, trägt die bildliche und symbolische Hauptlast des Films. Sie ist zugleich die falsche und die echte Maria, die verruchte Maschinenfrau und die blonde Arbeiterheilige. Als geheime Herrscherin der Katakomben verkörpert sie das Gegenprinzip zur oberirdisch waltenden Moderne, als Robotermensch deren dämonische Erfüllung. Für den jungen Star von METROPOLIS wurden viele Drehtage zur Tortur. In der Szene der großen Überschwemmung musste Brigitte Helm stundenlang im Wasser stehen, als Roboter wurde sie in ein hölzernes Korsett gepresst, und bei der Arbeit an der Einstellung, die den Tod der falschen Maria auf dem Scheiterhaufen zeigt, fing ihr Kostüm Feuer. Dennoch hat sie nie ein böses Wort über Fritz Lang verloren. (...)
Stuttgarter Zeitung , 25. Januar 2010
Mythos der Stadt
Von Michael Bienert
Einen besseren Ort für eine Ausstellung über Fritz Langs METROPOLIS als das Sony-Center am Potsdamer Platz kann es nicht geben. In den gläsernen Aufzügen fühlt man sich in die schwindelerregende Architektur des Films versetzt. (...) Die Räume des Museums für Film und Fernsehen erlauben keine Fensterblicke nach draußen, dennoch überlagern sich die Bilder. Die Ausstellung führt durch die Schauplätze, genauer: Stadtteile von Metropolis. Von den Gärten der Reichen führt sie in die Maschinenräume, die unterirdische Arbeiterstadt und die Katakomben, dann wieder hinauf in den Dom. Dort kommt es im Film zur späten Versöhnung von Unten und Oben, Arm und Reich, Herz und Hirn. (...) Für die Ausstellung »The Complete METROPOLIS« wurden alle Materialien zur Entstehung des Films herangezogen: Drehbuch, Partituren, Dekorations- und Kostümskizzen, Hunderte von Fotos. Ausstellung und opulentes Begleitbuch versetzen den Betrachter mitten in den Produktionsprozess. So beeindruckend, dass man die Schwächen des fertigen Films vergisst. (...)
Neues Deutschland, 26. Januar 2010
METROPOLIS in seiner Entstehung. Deutsche Kinemathek zeigt Ausstellung zu Fritz Langs Maschine-Mensch-Meisterwerk
Von Kira Taszman
Hoch in den Himmel ragende Wolkenkratzer, simultaner Auto- und Flugverkehr über Tage – und unter Tage roboterhafte Menschen, die zu Arbeitssklaven degradiert werden: Das sind die Bilder, die Fritz Langs filmischer Meilenstein METROPOLIS in den Köpfen der Zuschauer beschworen hat. Dessen Mischung aus Expressionismus, Großstadtarchitektur, die vom damaligen New York inspiriert wurde, und einer recht naiven politischen Vision fasziniert bis heute. (...) Nun erzählt die Ausstellung »The Complete METROPOLIS« im Museum für Film und Fernsehen am Potsdamer Platz in Berlin die Entstehungs- und Restaurationsgeschichte des Films. (...) Ein besonderes Verdienst gebührt der Ausstellung vor allem deshalb, weil sie über die verschiedenen Fassungen des Films Auskunft erteilt. So dokumentiert sie die akribische Arbeit der Restauratoren: Diese mussten sich nicht nur aus den besterhaltenen Negativen Szenen aussuchen. Auch über verschiedene Kameraeinstellungen und -klappen entschieden sie in Einklang mit Drehbuch und Kommentaren Fritz Langs. Doch selbst bei der bis dato am vollständigsten restaurierten Version von 2001 fehlte etwa eine halbe Stunde Film, die als ewig verschollen galt. (...)
Bauwelt 6, 2010
Wie die Stadt der Städte geschaffen wurde
Von Brigitte Schultz
(…) Die Deutsche Kinemathek hat sämtliche erhaltenen Dokumente zur Entstehung des visuell vielleicht einflussreichsten Werks der Filmgeschichte in einer beeindruckenden Schau vereint. (…) Die Szenografie der Ausstellung »The Complete METROPOLIS« ist wie für Architekten gemacht, die sich von Berufs wegen wohl kaum für die naive Handlung. dafür umso mehr für die spektakuläre Filmarchitektur des Klassikers begeistern werden. (…) Keines der Architekturmodelle aus dem Film ist erhalten. Allerdings tut das der Schau keinen Abbruch, konnten die Macher doch aus einer Fülle von Drehbuchtexten, Partiturblättern, Tricktableaus, Kostüm- und Architekturzeichnungen sowie 1.000 Werkfotos schöpfen, die im Zusammenspiel ein lebendiges Bild vom Entstehungsprozess dieses Mammutprojektes bieten. Ein Dokumentarfilm zeigt zudem bisher unbekannte Aufnahmen vom Babelsberger Filmset, und für Technikbegeisterte werden die seinerzeit innovativen Filmtricks auf kleinen Monitoren im Detail erklärt. Durch die geschickte Sortierung ist trotz der Masse an Exponaten keine überbordende Materialschlacht entstanden, sondern ein übersichtlicher Rundgang. (…)
Südwest Presse, 12. Februar 2010
Metropolis in altem Glanz
Von Wolfgang Risch
Auf der Berlinale hat heute Abend Fritz Langs METROPOLIS in seiner Urfassung Premiere. (…) Davor freilich musste es restauriert werden. Wie das vor sich ging, zeigt die Deutsche Kinemathek an der Potsdamer Straße in Berlin in der Ausstellung »The Complete METROPOLIS«. Dem Museum für Film und Fernsehen ist es gelungen, einen Parcours aufzubauen, der eindrucksvolle Einblicke in die künstlerischen Visionen Fritz Langs gestattet und eine Ahnung davon vermittelt, welcher Aufwand zur Herstellung des monumentalen Werks getrieben werden musste. (…) Besonders beeindruckt zeigen sich Besucher vom Aufwand, den der Filmarchitekt Erich Kettelhut im Verein mit dem Trickfilm-Kameramann Günther Rittau betrieben hat. Der untere Teil der Kulissen, der Maschinenhalle etwa oder des Sportstadions, wurde im Studio gebaut, der obere Teil bestand jeweils aus einem verkleinerten Modell, das in die Kombinationsaufnahme eingespiegelt wurde. Monitore in der Kinemathek zeigen, wie perfekt die Teile aufeinander abgestimmt waren, zusammengefügt wirken die Aufnahmen wie aus einem Guss.
Der Standard, 25. Februar 2010
So viel Zukunft von damals
Von Ingo Petz
(…) Die rund 200 Exponate umfassende Ausstellung in Berlin ist eine Art Gang durch die bekannten Schauplätze des Films, die mit Zeichnungen, Kameras, Drehbuchseiten, Kostümen, Set-Fotos und Filmausschnitten in Erinnerung gerufen werden. Wie die vom Klassizismus inspirierten Gärten der Reichen, die düstere Unterstadt der Arbeitersklaven, Rotwangs urige verwinkelte Werkstatt, die an ein Hexenhaus aus Grimms Märchen erinnert, der symmetrisch strenge Maschinen-Raum, der mittelalterliche Dom-Bau, in dem es zur Versöhnung der Arbeiter und Reichen kommt, und schließlich die futuristische Oberstadt der Reichen mit dem Neuen Turm Babel als dominierendes Element zwischen den Hochhäusern mit ihren schwebenden Straßen, Brücken und fliegenden Fahrzeugen. (…) Bei der detaillierten Ausstaffierung seiner utopischen Welt ließ Lang denselben Wahnsinn und dieselbe neo-realistische Obsession erkennen wie heute beispielsweise James Cameron in seinem Film AVATAR. Mit METROPOLIS, das zeigt die gelungene Ausstellung somit auch, entdeckte das Kino seine vielleicht größte Magie, ganz eigene Welten entstehen zu lassen, mit deren explosiver Fantasie sich die Vorstellungskraft, Bilder, Träume und auch die Zukunft beherrschen lässt.
Fluter.de, 30. März 2010
Metropolis und die Folgen. Mythenbildung und Größenwahn
Von Thomas Winkler
(...) Es ist immer noch erstaunlich, wie ein 1927 fertig gestellter, von der Kritik zerrissener und danach verstümmelter Film bis heute die Gemüter erregt. Bei der diesjährigen Berlinale in einem bitterkalten Februar lockte »Metropolis« einige Hundert Hartgesottene vors Brandenburger Tor. (...) Am Potsdamer Platz zeigt »The Complete Metropolis« mit gut zweihundert Exponaten, wie der Film entstand, wie die damals revolutionären Tricks funktionieren, wie Lang die Statistenhorden dirigierte und wie bis ins kleinste Detail hinein mit einem perversen Perfektionsdrang gearbeitet wurde: Hinter Glas sieht man nun Banknoten zu 100, 500 und 1000 Metropolis-Mark, extra entworfen und gedruckt für den Film. Die wenigen Sekunden, in denen Bündel dieses Geldes im Film auftauchen, waren bislang verschollen und sind nun erst wieder in der restaurierten Fassung zu sehen. (...)
Credits
Kurator*innen: Kristina Jaspers, Peter Mänz
Wissenschaftliche Mitarbeit: Beatrice Behn, Franziska Latell, Melanie Martin, Vera Thomas
Ausstellungskoordination: Vera Thomas
AV Medienprogramm: Nils Warnecke
Lektorat: Karin Herbst-Messlinger
Englische Übersetzungen Bereichstexte: Wendy Wallis, transART, Berlin
Englische Übersetzungen Restaurierungstexte: Rhodes Barrett, Berlin
Konservatorische Betreuung Filmtechnik: Karsten Seyfert
Konservatorische Betreuung Papier und Foto: Sabina Fernández, Berlin
Schnitt: Stanislaw Milkowski
Schnittstudio: Concept AV, Berlin
Scans und Bildretusche: Wolfgang Theis, Subuddha Kellner
Audioguide: Linon Medien, Berlin
Multimedia Konzeption: Beatrice Behn
Multimedia Gestaltung und Programmierung: Jan Drehmel, befreite module, Berlin
IT: Andreas Ehlert, Florian Regel
Gestaltung Werbegrafik: Pentagram Design, Berlin
Ausstellungsgrafik: FELDER KÖLNBERLIN
Architektur: m.o.l.i.t.o.r, Berlin
Finanzen: Uwe Meder-Seidel
Technik: Frank Köppke, Roberti Siefert, Stephan Werner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Sandra Hollmann, Katrin Kahlefeld, Heidi Berit Zapke
Museumspädagogik: Jurek Sehrt
Dank:
Dank
Loy W. Arnold, Alfons Arns, Jacques Ayroles (Cinémathèque française), Beate Dannhorn (Deutsches Filminstitut DIF, Frankfurt am Main), Artem Demenok, Paula Félix-Didier (Museo del Cine Pablo C. Ducrós Hicken), Stephanie Fuessenich, Boris Hars-Taschachotin, Werner Heine, Fritz Lindig, Karen Naundorf, Isabelle Regelsperger (Cinémathèque française), Hans-Peter Reichmann (Deutsches Filminstitut DIF, Frankfurt am Main), Bertina Schulze-Mittendorff, Björn Speidel, Helmut Poßmannn (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung), Manfred Romboy (Filmmuseum Romboy), Gerhard Ullmann, Simon Weisse, Anke Wilkening (Friedrich Wilhelm Murnau Stiftung), Urban Zintel
Allen Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen
Partner
Gefördert durch den Hauptstadtkulturfonds
In Zusammenarbeit mit der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Medienpartner: Film-Dienst
Mit freundlicher Unterstützung von Transit Film, Theaterkunst Kostümausstattung, La Cinémathèque française