Isabelle Huppert
Allgemeine Informationen
Goldener Ehrenbär für Isabelle Huppert
Isabelle Huppert ist eine der weltweit vielseitigsten Charakterdarstellerinnen mit einem beeindruckenden Œuvre von fast 150 Kino- und Fernsehfilmen sowie Serien. Sie erhält bei den 72. Internationalen Filmfestspielen Berlin den Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk und ihr ist die Hommage 2022 gewidmet.
Bereits als 14-Jährige nahm sie Schauspielunterricht und studierte anschließend am Conservatoire nationale supérieur d'art dramatique in Paris. Es folgten erste Erfahrungen auf der Theaterbühne und beim Filmdreh. Für die Hauptrolle als schüchterne Beatrice in Claude Gorettas ›La Dentellière‹ (F/BRD/CH 1977) erhielt sie den BAFTA als Most Promising Newcomer in Großbritannien. Früh wurden renommierte Filmemacher wie Jean-Luc Godard und Bertrand Tavernier auf Isabelle Huppert aufmerksam. Für Godard stellte sie erstmals in dem Gesellschaftsdrama ›Sauve qui peut (la vie)‹ (F/CH/BRD/AUS 1980) ihre schauspielerische Ausdruckskraft unter Beweis. Auf die Talente der vielseitigen Darstellerin setzten schnell auch weitere weltbekannte Regisseur*innen, darunter Olivier Assayas, Claire Denis, Andrzej Wajda, Marco Bellocchio und Joachim Trier, ebenso US-Regisseure wie Michael Cimino, Curtis Hanson, Hal Hartley, Ira Sachs und David O. Russell.
Der französische Regie-Star Claude Chabrol besetzte Isabelle Huppert in insgesamt sieben Filmen, stets in besonders wandlungsfähigen und komplexen Rollen. Sie spielte in ›La Cérémonie‹ (D 1995) zusammen mit Sandrine Bonnaire ein mörderisches Freundinnenpaar. Für diese Rolle wurde sie mit einem César ausgezeichnet. Prägend für Isabelle Hupperts Schauspielkarriere im Film wurde auch die Zusammenarbeit mit dem österreichischen Regisseur Michael Haneke bei vier Filmen. Als herausragende Hauptdarstellerin in seinem kontroversen Drama ›La Pianiste‹ (F/AUS/D 2001) wurde sie unter anderem als Beste Darstellerin in Cannes und beim Europäischen Filmpreis geehrt.
Isabelle Huppert ist die in Frankreich am häufigsten für den Filmpreis César nominierte Schauspielerin und wurde bereits zweimal mit ihm ausgezeichnet. Beim Filmfestival in Cannes gewann sie zweimal eine Goldene Palme für ihren virtuosen Schauspielstil. Dort war sie bereits in über 20 Filmen im Wettbewerb zu sehen – und hält damit auch hier einen Rekord. In den USA wurde ihr ein Golden Globe als Beste Darstellerin für ihre Hauptrolle im Thriller ›Elle‹ (B 2016, Regie: Paul Verhoeven) überreicht. Dieser intensive Part einer erfolgreichen Unternehmerin, die Rache an ihrem Vergewaltiger nimmt, brachte ihr gleichzeitig ihre erste Academy-Award-Nominierung ein.
Mit der Berlinale ist Isabelle Huppert seit vielen Jahren eng verbunden und war bisher in sieben Filmen im Wettbewerb zu sehen. Für François Ozons musikalische Kriminalkomödie ›8 Femmes‹ (F/I 2002) erhielt das Schauspielerinnen-Ensemble kollektiv einen Silbernen Bären für eine Besondere Künstlerische Leistung. Auch in ›L’Avenir‹ (F/D 2016) von Mia Hansen-Løve entdeckte sie als Philosophielehrerin nach dem Scheitern ihrer Ehe ihre Freiheit wieder. Der Film wurde mit dem Silbernen Bären für die Beste Regie ausgezeichnet.
Die Filme der Hommage
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8 Femmes
(›8 Frauen‹), F/I 2002, Regie: François Ozon
Als ein Landhausbesitzer tot aufgefunden wird, stellt sich die Frage: Welche der acht Frauen unter seinem Dach hat ihn auf dem Gewissen? Ein nostalgisches Krimi-Musical in der Tradition Agatha Christies mit einem Top-Ensemble französischer Filmdiven.
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Elle
F/D/BE 2016, Regie: Paul Verhoeven
Eine Pariser Geschäftsfrau sinnt auf Rache an ihrem Vergewaltiger, den sie in ihrem Bekanntenkreis vermutet. Dank Isabelle Huppert überzeugt ›Elle‹ als subtile Charakterstudie, sarkastisches Gesellschaftsporträt und fesselnder Thriller.
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La Cérémonie
(›Biester‹), F/D 1995, Regie: Claude Chabrol
Eine schüchterne Hausangestellte lässt sich von einer quirligen Freundin zur Rebellion anstacheln. In der Kriminalgroteske brillieren Isabelle Huppert und Sandrine Bonnaire als mörderisches Duo. In Venedig erhielten sie dafür den Darstellerinnenpreis.
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La Dentellière
(›Die Spitzenklöpplerin‹), CH/F/BRD 1977, Regie: Claude Goretta
Eine junge, schüchterne Friseurin zerbricht an ihrer unerfüllten Liebe zu einem Pariser Philosophiestudenten und an dessen Standesdünkel. Die Rolle einer schlichten und verschlossenen »Dulderin« war Isabelle Hupperts erster internationaler Kinoerfolg.
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La Pianiste
(›Die Klavierspielerin‹), AT/F 2001, Regie: Michael Haneke
Eine Wiener Klavierprofessorin forciert ein sadomasochistisches Verhältnis zu einem ihrer Studenten. In der vielfach preisgekrönten Verfilmung des Romans von Elfriede Jelinek brilliert und schockiert Isabelle Huppert in Szenen voller Gewalt und Begehren.
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L’Avenir
(›Alles, was kommt‹), F/D 2016, Regie: Mia Hansen-Løve
Eine Pariser Philosophielehrerin sieht sich der Gewissheiten und Gewohnheiten ihres Lebensalltags beraubt. Tapfer stellt sie sich der veränderten Lage. In einem durchweg jungen Ensemble demonstriert Isabelle Huppert die unwiderstehliche Energie der Reife.
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Sauve qui peut (la vie)
(›Rette sich, wer kann (das Leben)‹), F/CH/BRD/AU 1980, Regie: Jean-Luc Godard
Ein Filmregisseur gerät in eine Lebenskrise, als seine Geliebte ihn verlässt und seine Ex ihn abblitzen lässt. In dem lockeren Beziehungsreigen verkörpert Isabelle Huppert als Prostituierte eine Schlüsselfigur für Godards große Themen Arbeit und Liebe.