Casting a Shadow – Alfred Hitchcock und seine Werkstatt
29.1. – 14.6.09
Allgemeine Informationen
Alfred Hitchcock präsentierte sich stets als alleiniger Autor seiner Filme, und das Publikum konnte den Eindruck gewinnen, dass jedes noch so kleine gestalterische Detail darin seiner visionären Kreativität entstammte. Tatsächlich jedoch war Hitchcock ein sehr teamorientierter Künstler, der intensiv mit Schauspielenden, Produzierenden, Kameraleuten, Drehbuchautor*innen, Kostümbildner*innen, Production Designer*innen und Komponist*innen zusammenarbeitete, um den Erwartungen des Publikums an einen »Alfred-Hitchcock-Film« gerecht zu werden. Er selbst beschrieb die Entstehung seiner Filme als einen längeren Prozess, der aus »Gesprächen, Auseinandersetzungen, spontanen Vorschlägen, zufällig sich ergebendem Austausch und heftigen intellektuellen Debatten« bestand.
Alfred Hitchcock, der nur wenige Jahre nach der Erfindung des Films am 13. August 1899 in der Nähe von London geboren wurde, drehte im Verlauf von sechs Jahrzehnten 53 Filme. Mühelos vollzog er den Übergang vom Stummfilm zum Tonfilm. Sein Œuvre schöpft die gesamte Spanne der Möglichkeiten aus, die das Medium Film über die Jahre bot. Indem er immer aufs Neue technische und künstlerische Wagnisse einging, blieb er bis ins hohe Alter innovativ und wirkte stilbildend für Generationen von Filmemachenden. Hitchcocks Filme sind Ausdruck seiner persönlichen Vision; diese Vision war jedoch zugleich eine kollektive – eine Vision, die der Regisseur und seine Mitarbeitenden gemeinsam entwickelten. In diesem Arbeitsprozess entstand eine individuell künstlerische Handschrift – der »Hitchcock-Stil«.
Nach einem Exkurs über Hitchcocks Verhältnis zu Berlin widmet sich die Ausstellung den verschiedenen Arbeitsbereichen, die an einer Filmproduktion beteiligt sind. Dokumente unterschiedlichster Art veranschaulichen die einzelnen Entwicklungsschritte der Filmrealisierung: von der inhaltlichen und ästhetischen Konzeption bis hin zur konkreten szenischen Umsetzung.
Schwerpunkte der Ausstellung
Hitchcock und Berlin
Bereits 1925 besuchte Alfred Hitchcock die Ufa-Filmstudios in Babelsberg – damals die modernsten der Welt – und hatte Gelegenheit, Friedrich Wilhelm Murnau bei den Dreharbeiten zu Der letzte Mann zu erleben. Er war nach Berlin gekommen, um an der deutsch-britischen Koproduktion The Blackguard / Die Prinzessin und der Geiger (1925) mitzuwirken. Hitchcock, damals Mitte 20, übernahm bei dieser Produktion die Aufgaben des Drehbuchautors, des Ausstatters und des Regieassistenten. Anschließend bot sich für ihn bei der Produktionsfirma Emelka in München die Gelegenheit, seinen ersten Film als Regisseur zu realisieren. Die Zeit in Deutschland prägte Hitchcock nachhaltig, und der Einfluss von Regisseuren wie Murnau und Fritz Lang lässt sich deutlich in seinem Werk erkennen. In Deutschland lernte er auch seine zukünftige Frau Alma Reville näher kennen, die bereits als Cutterin etabliert war und später unter anderem als Drehbuchautorin an mehreren seiner Filme mitwirken sollte.
Gut 40 Jahre später drehte Hitchcock im geteilten Berlin den Spionagefilm
Torn Curtain (1966). Neben Paul Newmann und Julie Andrews wirkten darin zahlreiche deutsche Schauspielende mit, darunter Wolfgang Kieling, Günter Strack und Hansjörg Felmy. Dokumente belegen die damaligen Recherchen des Filmteams in Berlin; die Dreharbeiten fanden größtenteils im Studio in Los Angeles statt.
Drehbuch
Zu Beginn der 1940er Jahre arbeitete Hitchcock mit den bekanntesten amerikanischen Autor*innen seiner Zeit zusammen, darunter John Steinbeck, Dorothy Parker, Ben Hecht, Thornton Wilder und Raymond Chandler. Hitchcocks Projekte waren für Drehbuchautor*innen aus unterschiedlichen Gründen reizvoll: Sein Ansehen war so groß, dass sich auch die renommiertesten Autor*innen einen Vorteil davon versprachen, für ihn zu schreiben. Darüber hinaus beanspruchte Hitchcock nie, als Co-Autor genannt zu werden, auch wenn die Drehbuchvorlagen für seine Filme in Gemeinschaftsarbeit entstanden waren.
Zu Beginn eines Projekts entwickelte Hitchcock gemeinsam mit den Beauftragten die Geschichte, die Motive, die Figuren und den Plot. Zu einem späteren Zeitpunkt engagierte er häufig weitere Autor*innen, um Szenen zu überarbeiten oder die Dialoge zu perfektionieren. Hitchcock selbst trug zum Drehbuch meist nur illustrative Anmerkungen bei, in denen er Einstellungen und Szenenabläufe beschrieb. Das Verfassen von Dialogen war nie seine Stärke, in diesem Bereich vertraute er dem Können Anderer. Da die Drehbuchbesprechungen teilweise aufgezeichnet wurden, haben sich Tondokumente und Abschriften erhalten, die die Diskussionen zwischen Hitchcock, den Autor*innen und weiteren Mitarbeitenden dokumentieren.
Kamera
Im Gegensatz zu manchen seiner Äußerungen hatte Hitchcock nicht schon zu Beginn eines neuen Projekts bereits den endgültigen Film vor Augen. Er besaß jedoch eine ausgeprägte Fähigkeit, im engen Austausch mit seinen Mitarbeiter*innen die visuelle Gestalt eines Films zu entwickeln. In der Regel beschäftigten sich Hitchcock und seine Kameraleute erst mit der Komposition einer Szene, nachdem grundlegende Details der Handlung, der Schauplätze und der Figuren im Drehbuch festgelegt worden waren.
Kameraleute sind für die Position und Bewegung der Kamera, außerdem für Lichtsetzung, Tiefenschärfe und Wahl des Filmmaterials verantwortlich. Aus diesen Optionen ergeben sich unzählige Möglichkeiten, eine Szene optisch aufzulösen. Häufig wurden daher verschiedene Alternativen ausprobiert: Anhand von Diagrammen mit Angabe der Einstellungswinkel und -größen sowie mit Hilfe von Storyboards und Skizzen wurden die Szenen vorbereitet. Einige der Zeichnungen stammen von Hitchcock selbst, andere von den Kameramännern Thomas J. Wright und Robert Burks. Mit Burks verband Hitchcock eine besonders enge Arbeitsbeziehung. Mit Ausnahme von Psycho (1960), den Hitchcock mit dem Kamerateam drehte, das auch seine eigene Fernsehsendung Alfred Hitchcock Presents betreute, fungierte Burks bei allen Hitchcock-Filmen zwischen Strangers on a Train (1951) und Marnie (1964) als Director of Photography.
Kostümbild
Modefragen waren für Hitchcock nicht von vorrangigem Interesse. Aus seinen Aufzeichnungen lässt sich schließen, dass er die Verantwortung für diesen Bereich in der Regel dem Kostümbild übertrug. Er vermittelte lediglich die zentralen Ideen zu dem geplanten Film und überließ es anschließend ihnen, den Charakter der Kostüme im Einzelnen herauszuarbeiten. Daher war der Bereich Kostümbild im Vergleich zu den anderen Departments, die an der Herstellung von Hitchcock-Filmen beteiligt waren, verhältnismäßig unabhängig. Die mehrfach mit dem Academy Award ausgezeichnete
Edith Head, eine der renommiertesten Vertreterinnen ihres Fachs, war allein bei elf Hitchcock-Filmen für die Kostüme verantwortlich, darunter Rear Window (1954), To Catch a Thief (1955), Vertigo (1958) und The Birds (1963). Insbesondere mit ihren eleganten Kostümen für Grace Kelly und Kim Novak prägte sie den Stil der kühlen Hitchcock-Blondine. Für Tippi Hedren entwarf sie auf Wunsch des Regisseurs auch die Privatgarderobe.
Als Alfred Hitchcock 1950 mit Marlene Dietrich Stage Fright drehte, überließ er ihr die Wahl des Designstudios. Die Dietrich entschied sich für Christian Dior, reiste nach Paris und gab dort zahlreiche kostspielige Kostüme in Auftrag. Die Produktionsfirma versuchte daraufhin, den Namen Dior für Werbezwecke zu nutzen.
Production Design
In den frühen 1920er Jahren hatte Alfred Hitchcock selbst als Szenenbildner gearbeitet, daher fühlte er sich dem Art Department besonders verbunden. In Großbritannien arbeitete Hitchcock mehrfach mit dem Filmarchitekten Alfred Junge zusammen, in Hollywood prägten die Production Designer Henry Bumstead und Robert F. Boyle maßgeblich den Look seiner Filme. Am Anfang der Arbeit standen jeweils grobe Skizzen und Entwurfszeichnungen, an die sich in der Regel detaillierte Bilderfolgen anschlossen. Hitchcock schätzte besonders die Arbeit mit dem Storyboard. Angesiedelt zwischen künstlerischem Entwurf und technischer Zeichnung, setzt es sich aus einer Abfolge von Bildern zusammen, die an einen Comic-Strip erinnern. Mit Hilfe des Storyboards ist es möglich, Kameraeinstellungen und Bewegungsabläufe bereits vor dem Dreh visuell festzuhalten und die spätere Montage verschiedener Einstellungen durchzuspielen. Zumeist fertigen Illustrator*innen das Storyboard anhand der Vorgaben der Regie, der Kamera und des Production Designs an. Die Entwürfe des Production Designers John DeCuir zu Saboteur (1942) lassen ebenso wie die Zeichnungen von Harold Michelson für The Birds (1963) und Marnie (1964) bereits sehr genau die spätere Umsetzung in bewegte Bilder erkennen. Die detaillierten Entwürfe der Szenenbilder vermitteln darüber hinaus viel von der Atmosphäre der Interieurs. Da Hitchcock bevorzugt im Studio arbeitete, wurden häufig großformatige Gemälde, so genannte Matte Paintings, angefertigt, die als Bildhintergrund den realen Originalschauplatz ersetzten.
Studio Produktion
Seit seinen Anfängen war Hitchcocks Karriere von Produzierenden begleitet, die den »Alfred-Hitchcock-Film« mit prägten. 1925 hatte der Produzent Michael Balcon dem jungen Hitchcock die Gelegenheit geboten, in den Londoner Islington Studios seine ersten Filme zu drehen. 1939 holte David O. Selznick Hitchcock nach Hollywood und gab seiner Karriere damit eine entscheidende Wendung. Mit Selznick focht der Regisseur zahlreiche Kämpfe aus – er sträubte sich gegen dessen Einmischung. Zugleich war Hitchcock bei der Realisierung seiner Filme auf die komplexe Infrastruktur angewiesen, die ihm nur ein großes Studio mit seinen verschiedenen Departments bieten konnte. Ende der 40er Jahre entschied er sich schließlich, die Produktion seiner Filme selbst zu übernehmen.
In den Bereich der Studioproduktion fällt auch das Casting, die Rollenbesetzung der Schauspielenden. Der Typ der »kühlen Blondine«, der »aggressiven Brünetten« oder der »unerotischen Brillenschlange« wurde von Hitchcock vielfach variiert; er bevorzugte jedoch die Zusammenarbeit mit bestimmten Schauspielern – wie Cary Grant und James Stewart – und Schauspielerinnen – wie Ingrid Bergman oder Grace Kelly. Legendär ist das Casting von Tippi Hedren für The Birds (1963): Hedren, damals noch Fotomodell ohne jegliche schauspielerische Erfahrung, musste in eigens für diesen Zweck maßgeschneiderten Kostümen Szenen aus drei verschiedenen Hitchcock-Filmen vor- bzw. nachspielen, bevor sie die Rolle bekam.
Sound Design
Sound Design und Filmmusik haben in Alfred Hitchcocks Filmen eine besondere Bedeutung, weil sie maßgeblichen Anteil an der Erzeugung von Spannung, dem berühmten „Suspense" haben. Der Filmkomponist Bernard Herrmann schrieb die Partituren – den so genannten Score – für acht Hitchcock-Filme, darunter Klassiker wie Vertigo (1958), North by Northwest (1959) und Marnie (1964). Am bekanntesten wurde sein Soundtrack zu Psycho (1960), bei dem er auf ein großes Orchester verzichtete und ausschließlich mit Streichern arbeitete. In der berühmten Duschszene klingen die Geigen wie Messer, die über Fliesen kratzen. Bei The Birds übernahm Herrmann nur die Funktion eines Beraters, die elektronisch verfremdeten Klänge der Vogelschreie entstanden in Berlin: Oskar Sala erzeugte sie gemeinsam mit Remi Gassmann an seinem Mixtur-Trautonium, einer Art frühem Synthesizer, in einem Charlottenburger Studio.
Während der Arbeit an Torn Curtain (1966) überwarf Hitchcock sich mit Herrmann. Für die schockierende Tötungsszene mit Wolfgang Kieling, der den Stasimann Gromek spielt, wurden zwei verschiedene Filmmusiken komponiert. Am Ende entschied Hitchcock sich jedoch bei dieser Szene für einen musikfreien und dadurch besonders eindringlichen Soundtrack, in der nur die Kampfgeräusche zu hören sind.
Vermarktung
Von Beginn seiner Karriere an arbeitete Hitchcock eng mit den Werbeabteilungen der Produktionsfirmen zusammen, um sein Image zu vermarkten. Von 1927 stammt die Zeichnung, auf der seine leicht zu erkennende Silhouette als eine Art »visueller Signatur« zu sehen ist. Von der kaum steuerbaren Presseresonanz auf seine Filme fühlte er sich besonders herausgefordert, immer wieder neue Vermarktungsstrategien zu entwickeln. Dies führte dazu, dass Journalist*innen manchmal mehr über Hitchcocks Leidenschaft für das Essen und Trinken schrieben als über seine Filme. Hitchcock betrachtete den Bereich Marketing als eine Art sportlicher Herausforderung und engagierte sogar Texter*innen, die Witze über sein Gewicht und seinen Leibesumfang verfassten. Auch seine Cameo-Auftritte – in denen er als Statist im Hintergrund einer Szene kurz zu sehen ist – sowie die Kino-Trailer und seine eigene Fernsehsendung, in der er als einführender Moderator auftrat, machten ihn selbst zum größten Star seiner Produktionen. Selbst der Mythos, dass Alfred Hitchcock der Schöpfer sämtlicher kreativer Details seiner Filme war, wurde zu Marketingzwecken genutzt. So wurden im Falle von North by Northwest (1959) für die Werbekampagne nachträglich szenische Entwürfe angefertigt, die dem Regisseur zugeschrieben wurden und seine geniale visuelle Vorstellungskraft belegen sollten.
Galerie
Pressereaktionen, Credits, Danksagung und Partner
Pressereaktionen
Frankfurter Rundschau, 28. Januar 2009
Ausstellung über Alfred Hitchcock in Berlin
Von Elke Vogel
Eine Hand krallt sich in den Duschvorhang. Ein langes Messer blitzt auf. Die Augen des Opfers sind vor Entsetzen geweitet. Wie ein Comic-Strip liest sich das gezeichnete Drehbuch für die berühmte Dusch-Szene in Alfred Hitchcocks Thriller Psycho. Das sogenannte Storyboard ist eines von mehr als 200 Exponaten, die den Mythos Hitchcock ergründen. Als einzige Europastation zeigt Berlin die US-Schau »Casting A Shadow. Alfred Hitchcock und seine Werkstatt«. Die Ausstellung (…) gibt detaillierte Einblicke in die Arbeitsweise des legendären Filmemachers und seiner engsten Mitarbeiter. Beeindruckend sind die vielen Original-Dokumente, die die Entstehungsweise der Filme und das Leben am Set dokumentieren, (…) vor allem die Storyboards für die verschiedenen Einstellungen berühmter Filme machen einen großen Reiz der Ausstellung aus. Robert Boyle zeichnete mit Kohlestift und Aquarellfarben, wie sich das Filmteam die gespenstische Stimmung kurz vor dem Angriff der »Vögel« vorstellte – schon verdunkeln Vogelschwärme den Himmel, Krähen lauern im Gebüsch harmlosen Spaziergängern auf. (…)
Der Tagesspiegel, Berlin, 28. Januar 2009
Angriff der Killermöwen. Berliner Reminiszenzen in einer Ausstellung des Filmmuseums über Hitchcock
Von Andreas Conrad
Draußen hinter der Haustür ist die Hölle los. Da ist ein Pochen, Hacken, Hämmern, ein Krächzen, Kreischen, Schreien, ein Flattern, Krachen, Schaben – die Laute einer Urgewalt, die sich voller Mordlust hineindrängt ins Heim der Menschen. Schon beginnt das Holz zu splittern, bohren sich messerscharfe Schnäbel hindurch, durchstoßen die Tür wie tödliche Dolche. Wer Hitchcocks Die Vögel gesehen hat, vergisst diese Szene nicht. (…) Er spielt an der kalifornischen Küste, dort wurde 1962 gedreht; die Vogelschreie aber stammten aus Berlin, waren von dem Komponisten Oskar Sala an dessen Trautonium, einem Vorläufer des Synthesizers, entworfen und eingespielt worden. Hitchcock war eigens nach Berlin gekommen. „Casting a Shadow – Alfred Hitchcock und seine Werkstatt“ heißt eine Ausstellung über den Großmeister des Suspense, die an diesem Mittwoch im Filmmuseum eröffnet wird. Die Übernahme des nahe Chicago gelegenen Block Museums stellt sein Gesamtwerk in den Mittelpunkt. Für Berlin wurde sie aus hiesiger Sicht ergänzt, ein alles andere als lokalpatriotischer Akt: Der Regisseur verdankte Berlin mehr als nur das metallische Krächzen wild gewordener Seevögel. (…)
Der Standard, Wien, 28. Januar 2009
Hitchcock als Teamarbeiter. Ausstellung in Berlin zu den Mythen über den legendären Regie-Meister Alfred Hitchcock
Mit Mythen über den legendären Regie-Meister Alfred Hitchcock aufräumen will eine Ausstellung in Berlin. Vom Ende Jänner bis 10. Mai zeigt die Deutsche Kinemathek die Schau »Casting a Shadow. Alfred Hitchcock und seine Werkstatt«. In neun Themenbereichen wird gezeigt, dass er keineswegs stets alleiniger Autor seiner Filme, sondern vielmehr ein sehr teamorientierter Künstler war, wie die Veranstalter am Mittwoch mitteilten. Berlin ist europaweit die einzige Station der Ausstellung, die zuvor in den USA präsentiert worden war. In ihr wird anhand von Filmausschnitten, Requisiten und schriftlichen Dokumenten deutlich, dass Hitchcock intensiv mit Schauspielern, Produzenten, Kameraleuten, Drehbuchautoren, Kostümbildnern, Production Designern und Komponisten zusammenarbeitete. (…)
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Januar 2009
Hitchcocks Werkstatt. Der Meister zieht die Fäden
Von Andreas Kilb
(…) Dabei war Hitchcocks Kino, vielleicht mehr als das jedes anderen großen Regisseurs der Filmgeschichte, ein Kino der Objekte, der Requisiten und Bauten; und zugleich ein Kino der Komposition, der penibel gezeichneten Storyboards und Kamerawinkel, der Soundeffekte und musikalischen Leitmotive. Hitchcocks Lieblingswort war »Idee«, er schoss es wie einen Pfeil auf die jungen Regisseure der sechziger Jahre ab, die nur Bilder, aber keine Ideen für ihre Filme hätten – aber irgendjemand musste das Ausgedachte ja verwirklichen, die Räume bauen, die Bilder malen, die Kulissen ihren Vorbildern angleichen. Dafür konnte Hitchcock zeitlebens auf die Besten der Branche zurückgreifen, auf Könner, die in der großen Epoche der Studios ausgebildet worden waren (…). Aus Eindrücken wie diesem entsteht in der Ausstellung das Bild eines Werks, das auf vielen Schultern ruht, künstlerischen wie technischen, wobei das eine vom anderen oft schwer zu trennen ist. Dennoch ist es am Ende immer der kleine dicke Mann im grauen Anzug, der hinter allem die Fäden zieht. (…)
Berliner Zeitung, 29. Januar 2009
Hitchcock und die Deutschen
Von Catherine Newmark
(…) Die Ausstellung »Casting a Shadow« zeigt nun an Hand von Skizzen, Storyboards, Illustrationen und Korrespondenzen, wie Hitchcocks Filme tatsächlich entstanden – und wie der Mythos um sie herum. Da gibt es einerseits Beispiele für Hitchcocks eindrückliche visuelle Voraus-Sicht von Filmen: eine Tischunterlage aus dem Sheraton-Hotel etwa, auf deren Rückseite er offensichtlich beim Essen eine Szene aus North by Northwest (dt.: Der unsichtbare Dritte, 1959) genauso skizziert hat, wie sie auch im Film zu sehen ist. Andere Exponate zeigen die präzise Planung von Hitchcocks Drehs, etwa die Detailskizze der Kamera-Einstellungen für die berühmte Flugzeugszene desselben Films, die in der Ausstellung neben den entsprechenden Filmausschnitten gezeigt werden. Umgekehrt zeigt die Ausstellung im Filmmuseum, wie sehr Hitchcock sich für seine Ideen auch auf Mitarbeiter verließ – wenn er beispielsweise Daphne du Mauriers Novelle The Birds zunächst von Robert F. Boyle bebildern ließ – Vorskizzen, die den späteren visuellen Charakter des Films Die Vögel ganz offenkundig geprägt haben. (…)
Berliner Morgenpost, 29. Januar 2009
Was Alfred Hitchcock in Babelsberg lernte
Von Matthias Heine
(…) Die vielen Fernsehaufnahmen mit Alfred Hitchcock aus deutschen Archiven sind einer der Schätze, um die die Ausstellung »Casting a Shadow. Alfred Hitchcock und seine Werkstatt« extra für ihre Berliner Station (die einzige in Europa) bereichert wurde. (…) Ursprünglich handelt es sich um eine Schau der US-Academy of Motion Pictures. In Deutschland sind auch noch ein von Christian Dior und Milo Anderson entworfenes Kostüm aus der Marlene-Dietrich-Collection, das die Schauspielerin in Die rote Lola trug, sowie Bilder des Fotografen Mario Mach, die Hitchcock auf seiner Berliner Werbe-Tour für Psycho zeigen, dazugekommen. Aber eigentlich geht es bei der Ausstellung um die Menschen, die dem großen »Teamarbeiter« (so Museumsdirektor Rainer Rother) halfen. Die Liste seiner Drehbuchautoren in den amerikanischen Jahren liest sich wie ein »Who's Who« der damaligen US-Literatur. (…) Tiefe Einblicke in die Arbeit des Regisseurs gewähren auch die so genannten »Storyboards«, mit denen Hitchcock in der Manier eines Comic-Strips die Kameraeinstellungen eines Films vorweg plante.
Tip, Berlin, 29. Januar 2009
Alfred Hitchcock und seine Werkstatt
Von Julia Schulte-Ontrop
»Never turn your back on a friend« – ein Wort Alfred Hitchcocks, an das man sich im Jahr seines 110. Geburtstags zu erinnern scheint. Denn pünktlich zur Berlinale widmet die Deutsche Kinemathek dem Master of Suspense eine Sonderausstellung mit dem Titel »Casting a Shadow«. Und wo Schatten geworfen werden, da ist bekanntlich auch Licht: Alfred Hitchcocks Gesamtwerk gehört zu den bedeutendsten der Filmgeschichte, er selbst zu den stilistisch einflussreichsten Regisseuren. Die Ausstellung gewährt nun Einblicke in die Arbeitsweise Hitchcocks und seiner engsten Mitarbeiter. Zeichnungen, Storyboards, Tonaufnahmen von Drehbuchbesprechungen und Interviews dokumentieren die Entstehung von Meisterwerken wie Die Vögel oder Der unsichtbare Dritte. (...)
Der Tagesspiegel, Berlin, 30. Januar 2009
China oder Schokolade. Der Doppelgänger: Das Berliner Filmmuseum ehrt Alfred Hitchcock zum 110. Geburtstag
Von Christina Tilmann
(…) Im Zentrum der Ausstellung jedoch steht: Alfred Hitchcock himself. Seine Fantasie. Seine Vermarktungsstrategie. Sein Stil. (…) Der visuelle Aspekt steht im Zentrum, auch wenn die ursprünglich für ein Kunstmuseum entworfene Ausstellung für ihre Berliner Station um eine Abteilung zu Musik und Sound Design erweitert wurde. Erst kam das Bild und dann der Film. (…) Mehrere Storyboards, kleine Comicstrips in sich, in denen skizzenhaft Raum und Atmosphäre, die Positionen der Schauspieler wie auch der Standort der Kamera eingefangen werden, sind nun in der Ausstellung zu sehen, und dazu die Continuity-Beschreibung mit den einzelnen Einstellungen und die fertige Filmszene, ebenfalls durchnummeriert. Ob die berühmte Kornfeld-Szene aus North by Northwest, die Szene auf der Freiheitsstatue aus Saboteur oder die mit dem Klettergerüst voller Vögel aus The Birds: Ikonen der Filmgeschichte lassen sich so, Bild für Bild, nachbuchstabieren. (…)
Deutschlandfunk, 30. Januar 2009
Alfreds Tricklabor. Ausstellung der Deutschen Kinemathek zeigt Hitchcocks Kinowerkstatt
Von Jörg Taszman
Alfred Hitchcock stilisierte sich gerne als alleiniger Autor seiner Filme. Eine Ausstellung im Museum für Film und Fernsehen in Berlin zeigt, dass Hitchcock sehr wohl verstand im Team zu arbeiten und sich mit vielen kreativen Künstlern, Technikern und Schriftstellern umgab. Die Ausstellung »Casting a shadow« ist eine – erweiterte – Übernahme vom »Block Museum« in Chicago. (…) Berlin und Alfred Hitchcock gehören zusammen. Schon 1925 kam der damals 26-jährige Brite in die Stadt, lernte in den UFA Studios sein Handwerk und kehrte unter anderem 1966 mitten im kalten Krieg für den Spielfilm Der zerrissene Vorhang zurück. So sind die deutschen Kuratoren von »Casting a Shadow« Nils Warnecke und Kristina Jaspers auch besonders stolz darauf, dass die in den USA konzipierte Ausstellung in Europa nur in Berlin Station macht. (…)
Neues Deutschland, Berlin, 5. Februar 2009
Der Meister der Spannung
Von Nissrine Messaoudi
Eine Gruppe von Kindern steht vor einer Kirche. Am Horizont erscheint unerwartet eine Schar von Vögeln. Plötzlich werden die Kinder von den schwarzen Kreaturen angegriffen. Man braucht nicht lange, um zu erraten um welchen Film es sich handelt. Genau, um The Birds (Die Vögel) von Alfred Hitchcock. Diese beschriebene Szene kann man als Storyboard – eine Art Comic-Strip, das vor dem Dreh angefertigt wird – in der Ausstellung „Casting a Shadow – Alfred Hitchcock und seine Werkstatt“ im Berliner Filmmuseum bestaunen. Und das ist längst nicht alles. (...) Genau wie Hitchcock selbst legt die Ausstellung viel Wert aufs Detail. So braucht man viel Zeit, um die gesammelten Schriften und Briefe durchzulesen. Es lohnt sich, denn man erfährt einiges über den Künstler, seine Arbeitsmethode und über sein Verhältnis zu seinen Mitarbeitern. Das interessanteste an der Sonderausstellung sind allerdings die Zeichnungen und Storyboards. Sie fangen das atmosphärische in Hitchcocks Filmen am Besten auf, denn sie funktionieren – ganz im Sinne Hitchcocks – visuell.
Deutsche Welle – world, 6. Februar 2009
Kontrastprogramm Hitchcock
Von Jochen Kürten
(...) Schon beim Sehen von The International musste ich ständig an Hitchcock denken, auf den sich so viele Filmemacher noch heute beziehen, an Der unsichtbare Dritte vor allem, weil es da so viele sichtbare Bezüge gibt. Im Museum für Film und Fernsehen läuft derzeit die Ausstellung »Casting A Shadow. Alfred Hitchcock und seine Werkstatt«. Und tatsächlich, die Worte Hitchcocks, die man aus den Monitoren der Ausstellung hört oder liest auf den Tafeln, die gleichen den Worten des jungen Deutschen manchmal bis ins Detail. Wie da über das reine Kino (Hitchcock nennt das in seinem liebenswert-gebrochenen Deutsch »Echt Kino«) gesprochen wird, über die Teamarbeit am Set, über das Zusammenspiel der verschiedenen Kräfte beim Dreh, glaubt man fast Tom Tykwer zu hören, wie er bei der Pressekonferenz über seinen Film redet und ihn verteidigt gegen die nur auf den ersten Blick so aktuellen Bezüge zur Finanzkrise. So bekam man schon zum Auftakt der Berlinale eine schöne Lektion in Filmgeschichte!
Die Tageszeitung, Berlin, 9. Februar 2009
Die Manufaktur des Meisters. Er war nicht allein: Das Museum für Film und Fernsehen zeigt eine Schau über »Alfred Hitchcock und seine Werkstatt«
Von Katrin Bettina Müller
Den Regisseur Alfred Hitchcock kennt jeder, aber wem sagen die Namen Dorothy Holt, Robert Boyle, Thomas Wright oder Harold Michelson etwas? Dass sie alle wunderbar zeichnen können, Räume und Stimmungen visualisieren, Bewegungen des Auges und der Personen vorwegnehmen, ist das Erste, was man in der Ausstellung „Casting a Shadow – Alfred Hitchcock und seine Werkstatt“ im Film- und Fernsehmuseum am Potsdamer Platz sieht. Robert Boyle und Dorothy Holt etwa gehörten zu den Produktionsdesignern für Shadow of a Doubt von 1943. Eine dunkel-dramatische, großformatige Zeichenserie von Holt gilt den Momenten, als das Mädchen Charlie zu ahnen beginnt, wer der Mörder ist. (...) Ein Bildschirm neben den Zeichnungen zeigt den entsprechenden Filmausschnitt. Und plötzlich sieht man, wie die ganze Geschichte in jeder Einstellung enthalten ist, wie zielgerichtet die Bilder ineinandergreifen, wie Bewegung im Raum und Emotionen in ihrer Dynamik aufeinander bezogen komponiert sind. (...) Das eben ist das Schöne an dieser Ausstellung: dass sie nicht an der monolithischen Aura des Genies weiterbaut, sondern tatsächlich in eine Werkstatt leuchtet (...).
Film-Dienst, Nr. 5, Bonn 2009
With a Little Help from My Friends
»Casting a Shadow«: Alfred Hitchcock im Berliner Museum für Film und Fernsehen
Von Jens Hinrichsen
(…) Hitchcock träumte davon, auf den Gefühlen seines Publikums wie auf einer Orgel zu spielen. Der Regisseur als Solist, der alle Register selbst zieht: eine Fantasie. Die verdrängte Realität enthüllt eine fesselnde Ausstellung in der Berliner Kinemathek. Das Selbstverständliche wird hier zum Ereignis: Filme müssen entworfen, gebaut, gedreht, vertont, geschnitten und umgeschnitten werden. Erstmals in dieser Deutlichkeit würdigt die Schau anhand von Produktionszeichnungen, Memos, Requisiten, Video-Interviews und Filmausschnitten Bedeutung und Einfluss von renommierten oder weithin unbekannten Kollaborateuren im »System Hitch«. (…)
Darmstädter Echo, 23. Februar 2009
Geometrie des Thrillers
Ein Perfektionist bei der Arbeit: Das Berliner Filmmuseum zeigt einen Blick in Alfred Hitchcocks Werkstatt
Von Stefan Benz
(…) Es ist die große Kunst der suggestiven Montage, die den Zuschauer derart gefangen nimmt, dass er im Kino kaum Zeit hat, sich zu fragen: Wie hat Mister Hitchcock das bloß hingekriegt? Die aus den USA übernommene und in Berlin ergänzte Schau „Casting a Shadow – Alfred Hitchcock und seine Werkstatt“ verrät nun einige seiner Tricks. Vor allem aber zeigt sie den Autorenfilmer als peniblen Perfektionisten und detailgenauen Teamarbeiter. (…) Dabei hat sich Hitchcock weniger für die Dialoge interessiert, sondern für die visuelle Sprache seiner Geschichten. Davon zeugen Diagramme und Skizzen, die Filmsequenzen in ein Netz aus Strichen und Zahlen übersetzen, die für Bilder und Blickwinkel stehen. Was so verwirrend aussieht, ist im Museum schlüssig aufgelöst am fertigen Beispiel jener 61 Einstellungen aus Der unsichtbare Dritte (1959), als Cary Grant einem Tieffliegerangriff entgeht. Da wird Alfred Hitchcock nicht nur als Meister der kinematografischen Geometrie, sondern auch als Visionär der Kamera sichtbar.
epd Film, Nr. 3, Frankfurt am Main 2009
Thriller-Kombinat
Wer hat Hitchcocks Filme gemacht? Eine Ausstellung im Museum für Film und Fernsehen spürt dem Kollektiv nach, das hinter den Arbeiten des Meisters steht. Und zeigt »Hitch« in Berlin
Von Frank Arnold
(…) Dass Hitchcock sich bei der Umsetzung seiner Ideen eines bewährten Stammes von langjährigen Mitarbeitern versichern konnte, passt wenig zu dieser Selbstdarstellung, zu der auch die legendären Auftritte gehörten, mit denen er die Episoden seiner TV-Serien einleitete. Auch sie dienten dazu, die Marke Hitchcock zu etablieren. (…) Auf fast 300 Quadratmetern Fläche bietet die Schau spannende Einblicke in die Arbeitsweise des Regisseurs. Dabei wurde sie für Berlin in drei Bereichen erweitert. Man kann jetzt das Dior-Kostüm sehen, das Marlene Dietrich 1950 für Stage Fright (Die rote Lola) auswählte, in der Abteilung Sounddesign erfährt man mehr über Oskar Sala und seine Trautonium-Klänge für Die Vögel, vor allem aber wurde ein Exkurs zu Hitchcock und Berlin hinzugefügt. (…)
The Guardian, London, 27. Februar 2009
The Master and Murnau
A new exhibition reveals how much Britain's greatest film director owed to his apprenticeship in Berlin
Von William Cook
Nearly 30 years after his death, Alfred Hitchcock remains the great master of British cinema, but a fascinating new exhibition at Berlin's Film Museum reveals how much this quintessentially English director owed to his apprenticeship in Berlin. “Casting a Shadow: Alfred Hitchcock & His Workshop” shows that although Hitchcock spent almost all his working life in Britain and America, his early career in Berlin had an enduring influence on his cinematic style. (…) From Murnau and his Babelsberg colleagues, Hitchcock learnt that film is a visual medium, that its main means of communication is images, not words. At Babelsberg, directors strived to shoot their films with as few subtitles as possible, and even after the advent of sound, Hitchcock stuck to this house style. In this exhibition there's a scene from Marnie, made almost 40 years later, which shows he never forgot this lesson. (…) Hitchcock returned to a bombed-out Berlin in 1960 while promoting Psycho. “Casting a Shadow” features some superb shots from that promotional tour, taken by the Berlin photographer Mario Mach. We see him outside the shattered spire of the Kaiser Wilhelm Memorial Church (now a war memorial) and in front of the Brandenburg Gate, just before the Wall went up. (…) As this evocative exhibition shows, Hitchcock may have been a British icon, but he remained a German Expressionist at heart.
Der Freitag, Berlin, 27. Februar 2009
Dass man die im Dunkeln sieht
Alfred Hitchcock wusste, wie man sich als schrulligen Genius inszeniert. Eine Berliner Ausstellung zeigt nun die Werkstatt, die hinter dem Mythos gestanden hat
Von Tilman Vogt
Kaum ein anderer Kulturschaffender hat es vermocht, im Kino Vertreter der Avantgarde und das breite Massenpublikum gleichermaßen so zum Schwärmen zu bringen wie Alfred Hitchcock. Der Regisseur ist der Konsenskünstler der kulturindustriellen Sphäre seit der beharrlichen Fürsprache der französischen Nouvelle Vague und vor allem durch François Truffauts Interviewbuch (Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?). Den jungen Franzosen imponierte Hitchcock zuerst als visionärer Schöpfer seiner Filmwerke – schließlich entsprach dieses Konzept vielem, was der Autorenfilm seinerzeit propagierte. Dass durch dieses Image viele erstklassige Mitarbeiter mit ihren Arbeitsanteilen in dem großflächigen Schatten des Regisseurs verschwanden, wodurch die Marke Hitchcock erst geschaffen werden konnte, zeigt nun eine Ausstellung im Berliner Museum für Film und Fernsehen: Casting a Shadow. Alfred Hitchcock und seine Werkstatt. Sie präsentiert Hitchcock als Inszenierungsmanager, der mit großer Meisterschaft verschiedene Drehbuchautoren (unter anderem John Steinbeck oder Thornton Wilder), Kostümbildnerinnen, Kameramänner oder Komponisten miteinander kombinierte und teilweise auch gegeneinander ausspielte. (…)
Filmbulletin, Nr. 2, Winterthur 2009
Casting a Shadow
Ein Blick in die Werkstatt Alfred Hitchcocks
Von Matthias Christen
Die Schau führt eindrücklich vor Augen, dass sich hinter dem Namen Hitchcock ein ganzer Stab von Mitarbeitern verbirgt, die mit dem »master of suspense« oft jahrelange Arbeitsbiografien teilten und auf diese Weise die stilistische Konsistenz seines Werkes sicherstellten. (…) Gegenüber der ursprünglichen Präsentation haben die Berliner Kuratoren einige sinnvolle Ergänzungen, unter anderem in den Bereichen Kostümbild und Sound Design, vorgenommen, vor allem aber stärker auf audiovisuelle Hilfsmittel zurückgegriffen, was der Ausstellung gut tut. (…) Eine Entdeckung sind Mario Machs Fotos von Hitchcocks Berlin-Besuchen der sechziger Jahre. Sehr schön lässt sich an diesen Bildern studieren, wie gekonnt Hitchcock als begnadeter Selbstdarsteller sein Image nutzt, um für seine Filme zu werben (…) »Casting a Shadow« ist eine rundum gelungene Ausstellung, die nicht allein über Hitchcock und seine Werkstatt, sondern über das Filmemachen als kollaborativen Prozess insgesamt viel verrät.
Konkret, Nr. 4, Hamburg 2009
Der Mann, der zuviel wusste
Die Berliner Kinemathek gewährt Einblicke in Alfred Hitchcocks Werkstatt
Von Thomas Blum
(…) In einem der Fernsehinterviews, die derzeit in der Ausstellung »Casting a Shadow. Alfred Hitchcock und seine Werkstatt« in der Berliner Kinemathek gezeigt werden, nennt Hitchcock Filme, die nicht mehr vermochten als eine Geschichte zu illustrieren, abwertend (in seinem skurrilen, aber bemerkenswert gut verständlichem Deutsch) »Fotos von Leuten, die spricht«. Damit hatte er bereits in den sechziger Jahren trefflich beschrieben, was viele deutsche Regisseure bis heute herstellen: totes Filmmaterial, das nichts enthält als aneinander gereihte Informationen, zweckmäßig aufbereitet. Hitchcock hingegen beharrte auf »Echt-Cinema«, in dem die Kamera eine Sprache erschafft und in dem »kleine Stücke Film zusammengeklebt« seien »wie eine Idee«. Solcherart Werke gäbe es »nicht genug heute«. Und da hat er schon wieder recht. Es war eine gute Idee der Kuratoren (…), den Künstler selbst sprechen zu lassen.
Credits
Credits
Casting a Shadow: Alfred Hitchcock und seine Werkstatt wurde vom Mary and Leigh Block Museum of Art, Northwestern University, in Zusammenarbeit mit der Margaret Herrick Library of the Academy of Motion Picture Arts and Sciences konzipiert und von der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen erweitert. Die Ausstellung wurde in den USA großzügig unterstützt von James B. Pick und Rosalyn M. Laudati, der Alfred J. Hitchcock Stiftung, der Rubens Family Stiftung und American Airlines.
Mary and Leigh Block Museum of Art, Northwestern University:
Kurator der Ausstellung: Will Schmenner
Registrarin: Kristina Bottomley
Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen:
Kuratoren: Kristina Jaspers, Nils Warnecke
Projektsteuerung: Peter Mänz
Koordination: Vera Thomas
Wissenschaftliche Mitarbeit: Annika Milz
Mitarbeit: Anja Göbel, Jesko Jockenhövel
Lektorat: Karin Herbst-Meßlinger
Übersetzungen ins Deutsche: Ralph Eue
Übersetzungen ins Englische: Wendy Wallis
Marlene Dietrich Collection Berlin: Silke Ronneburg
Textilrestauratorin: Barbara Schröter
Konservatorische Betreuung: Sabina Fernández
Schnitt: Stanislaw Milkowski
Schnittstudio: Concept AV, Berlin
Scans: Peter Latta, Wolfgang Theis
Technik: Frank Köppke, Roberti Siefert, Stephan Werner
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit: Katrin Kahlefeld, Christa Schahbaz, Heidi Berit Zapke
Museumspädagogik: Jurek Sehrt
Filmreihe Arsenal: Annette Lingg
Ausstellungsgrafik: Felder KölnBerlin
Ausstellungsbau: Camillo Kuschel, Berlin
Werbegrafik: Pentagram Design, Berlin
Danksagung
Dank an:
Academy of Motion Picture Arts and Sciences: Ellen Harrington, Linda Harris Mehr, Anne Coco, Barbara Hall
Mary and Leigh Block Museum of Art: Dan Silverstein
British Film Institute: Michael Caldwell
Deutsches Filminstitut – DIF / Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main: Beate Dannhorn, Hans-Peter Reichmann
Filmmuseum Düsseldorf: Andreas Thein
Mario Mach, Berlin
sowie an alle Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Kinemathek
Wir bedanken uns für die freundliche Unterstützung bei:
Turner Entertainment Co., Atlanta
Twentieth Century Fox, Beverly Hills
Universal Studios Licensing, Los Angeles
HR, Frankfurt
RBB, Berlin
WDR, Köln
ZDF, Mainz
Die ARD-Legende ALFRED HITCHCOCK von Michael Strauven läuft als eine Produktion des WDR im Frühsommer 2009 im Ersten Programm des Deutschen Fernsehens.
Partner
Partner
Gefördert durch:
Hauptstadtkulturfonds
Filmreihe:
www.arsenal-berlin.de
Kooperationspartner:
KW Institute for Contemporary Art
Ausstellung VORSPANNKINO, 8. Februar – 19. April 2009
www.kw-berlin.de
Medienpartner:
www.taz.de
www.kulturradio.de
Logistik Partner:
www.lufthansa-cargo.de